Verena Auffermann im NZ-Gespräch

30.8.2010, 00:00 Uhr
Verena Auffermann im NZ-Gespräch

NZ: Frau Auffermann, wie ist das, wenn man einmal nicht moderieren muss, sondern moderiert wird?

Verena Auffermann: Ach, da bin ich ganz locker! Und natürlich erfreut, nicht nur hier zu sein, sondern auch noch mit diesem Buch eingeladen zu werden. Ein dicker Brocken, über 600 Seiten, an dem wir lange gearbeitet haben. Und einige der darin vorgestellten Autorinnen waren ja auch schon in Erlangen...

NZ: Herta Müller zum Beispiel...

Auffermann: ...genau! Letztes Jahr hat sie in Erlangen sogar das erste Mal aus ihrem Buch „Die Atemschaukel“ gelesen – und dann bekam sie den Literaturnobelpreis... Die Zuhörer waren wie gebannt, einmalig! Und Herta Müller war dabei so witzig, denn das kann sie auch sein. Ich kenne sie ja, seit sie nach Deutschland gekommen ist. Und Kathrin Schmidt, die ich ebenfalls 2009 moderierte, bekam dann auch noch den Deutschen Buchpreis ... ein Ausnahmejahr!

NZ: Und wer war Ihr Favorit in diesem Jahr?

Auffermann: Keine Frage – der Ungar László Krasznahorkai. Es ist ein großes Glück, dass wir ihn für Erlangen gewinnen konnten. Ein ganz wunderbarer Autor. Auf den ersten Blick kompliziert, ja – aber wer sich darauf einlässt, der hat auch was davon.

NZ: Von Margaret Atwood über Elfriede Jelinek zu Alice Munro, um nur drei Namen zu nennen, über die sie schreiben: ein weites weibliches Feld. Was muss eine Autorin haben, dass sie Sie literarisch anspricht?

Auffermann: Welterfahrung und Welthaltigkeit – und natürlich immer eine eigene Sprache. So unterschiedlich Elfriede Jelinek und Alice Munro etwa sind – und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Munro den Nobelpreis bekommt –, beide erfassen die Wirklichkeit auf ihre Weise. Und zwar so, dass einem Schauder über den Rücken laufen.

NZ: Nicht runde 100, sondern nur 99 Autorinnen durften in Ihren weiblichen Kanon – weil immer eine fehlt. Welche fehlt für Sie persönlich? Die Amerikanerin Grace Paley zum Beispiel?

Auffermann: Richtige Leerstellen konnten wir wohl vermeiden, aber ja, Grace Paley ist leider nicht mit drin, dabei mag ich sie sehr gerne! Auch Janet Frame wurde wieder herausgenommen – sonst hätte Katherine Mansfield keinen Platz gehabt, und das geht ja nun gar nicht.

NZ: Woher nehmen Sie immer die Gelassenheit und Ruhe, die Sie als Moderatorin ausstrahlen?

Auffermann: Das unterläuft einem so mit der Zeit. Ich tue es eben gerne, interessiere mich für den Autor und sein Buch. Und wenn man sich für etwas interessiert, dann kommen auch die Fragen – aus dem Werk heraus, ganz spontan. Ich bereite mich zwar vor, habe dann aber meist gar keinen Zettel... Eine meiner Regeln ist ja auch: beim Gespräch immer den Partner anschauen, und nicht die eigenen Fragen! Nur so ergibt sich Intimität. Manchmal geht’s auch schief, aber das muss man akzeptieren.

NZ: Seit 1994 sind Sie beim Poetenfest dabei. Was zeichnet Erlangen für Sie besonders aus?

Auffermann: Das Poetenfest hat einfach eine unvergleichliche Atmosphäre – vor allem natürlich bei schönem Wetter. Aber unabhängig vom Wetter ist es eine Versammlung der wichtigsten Schriftsteller, die sich dort, mehr als anderswo, wohlfühlen und entsprechend entspannt sind. Das Herausragende ist freilich das Publikum – und wie konzentriert es meist ist. Jung und Alt, Arm und Reich, Baby und Hund: Das Poetenfest ist etwas für alle. Da kann die Stadt wirklich stolz sein... Das erlebe ich gerne einmal im Jahr!

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