Viel los 2020 im Neuen Museum Nürnberg

NÜRNBERG - Das Neue Museum (NMN) konnte seine guten Besucherzahlen stabilisieren. Mehr als 67 000 Kunstfreunde kamen vergangenes Jahr in das staatliche Haus hinter der stattlichen Glasfassade am Klarissenplatz. Diesen April wird das Museum für zeitgenössische Kunst und Design 20 Jahre alt. Im Jubeljahr kehrt Eva Kraus die inneren und äußeren Werte der markanten Volker-Staab-Architektur hervor.

Eine von drei großen Sonderausstellungen gewährt dem Schöpfer des Gebäudes dann auch Platz, um für seine Vorstellungen vom Bauen im Hier und Heute anzufixen: Das Gesicht des Museums, die Fassadenräume, wird der Star-Architekt bespielen, der 1991 mit dem NMN seine Karriere begründet hat. In die Ausstellung will Volker Staab sein Team mit einbeziehen. Weil – nicht nur beim Bauen – das Umfeld zählt. "Kontext" heißt die Schau (16. April bis 30. August).

Auch mit 20 Jahren hat man noch Träume – beziehungsweise Utopien im NMN. In der Ausstellung "Was, wenn …?" werden über 30 internationale Künstler die Kraft des Utopischen in Kunst, Architektur und Design ausloten. Jüngere Klassiker wie Nam June Paik, Martin Kippenberger oder Joseph Beuys sollen bei der Gretchenfrage nach den besten Gesellschaftsmodellen ebenso mit ihren Visionen aufblitzen, wie es aktuelle Beiträge von Cao Fei oder dem Designer-Duo mischler´traxler tun (3. April bis 20. September).

Als "Geschenk, das wir uns selber machen" bezeichnet NMN-Kurator und Sammlungsleiter Thomas Heyden die dritte große Jahresschau. Sie wird "Painterly" heißen und Malerei "Von Warhol und Twombly bis heute" nach Franken holen. Der Schlüssel zum Glück dieser Präsentation kommt in diesem Fall vom Museum Brandhorst. Mit dem Gastspiel des sammlungsstarken Münchner Hauses, das erst vor neun Jahren eröffnet hat, will Heyden in Nürnberg eine Kunst präsentieren, "die wir sonst nicht zeigen könnten". Überraschungen inbegriffen. Statt altbekannter Warhol-Werke wie seine Drucke mit Pop-Ikonen oder Suppendosen-Etiketten will er den unbekannteren Künstler vor Augen führen: den, der mit Rorschach-Tests experimentierte oder in "Camouflage"-Arbeiten den Abstrakten Expressionismus ironisierte. Die Schau ist als Kontrastprogramm geplant. Die expressiven Gesten und die nervöse Spontaneität der Malerei von Cy Twombly sowie rund 16 weiterer Leinwandkünstler werden Warhols Werken ein Gegenüber sein (ab 23. Oktober).

Wie feiert man 20. Geburtstag? Im Neuen Museum "Unter Freunden". Konkret: mit den Sammlern samt ihrer Leihgaben sowie dem Förderverein Museumsinitiative, der manchen Ankauf von Kunst ermöglicht. Aktuell hat die Initiative für das NMN die Installation "Uterusland" der als "Shooting Star" gehandelten Raphaela Vogel erworben, übrigens einer gebürtigen Nürnbergerin. Ab sofort zu sehen! Der Sammlung der Familie Böckmann verdankt man am Klarissenplatz nicht nur die Leihgaben des Gerhard-Richter-Konvoluts. Wie berichtet, kommen nun über 600 Werke hinzu, auch die großartigen Gemälde von Norbert Schwontkowski, die bereits ausgestellt sind.

Als "Mixed Zone" wird 2020 die Design-Abteilung mit Exponaten der Neuen Sammlung durchgemischt. In der Ausstellung "Stadtmacherei" gewährt man im Museum nichtstaatlichen Initiativen aus Nürnberg Raum, die sich im Zuge der Kulturhauptstadtbewerbung um soziale und ökologisch nachhaltige Projekte bemühen. Das Jahr kann also kommen. Der Sommer auch. Jeppe Heins Kunstbrunnen erfrischt ab 4. Juli wieder auf dem Klarissenplatz.