Von den Sternen in den Staub: Berliner "Tatort" im Check

16.3.2020, 11:32 Uhr
Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) müssen in "Das perfekte Verbrechen", ihrem elften Fall, den Tod einer Studentin auf den Grund gehen.

© rbb/die film gmbh/Volker Roloff Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) müssen in "Das perfekte Verbrechen", ihrem elften Fall, den Tod einer Studentin auf den Grund gehen.

Um was geht's? Auf dem Gendarmenmarkt mitten in Berlin wird am helllichten Tag die Studentin Mina Jiang (Yun Huang) vor den Augen ihrer Freundin Luise (Paula Kroh) erschossen. Karow (Mark Waschke) und Rubin (Meret Becker) stellen fest, dass der Schuss aus dem nahen Gebäude der "Berlin School of Law", einer privaten Elite-Hochschule, abgegeben wurde.

Was passiert dann? Mit dem Besuch dieser Einrichtung tauchen die Kommissare in eine Welt ein, in der es vor Juristen aus reichem Hause mit besten Kontakten nur so wimmelt und wo Leute in Geheimclubs seltsame Rituale abhalten. Berlins Ermittler sind sich einig: Einer von ihnen ist der Mörder von Mina Jiang.

Und nun? Lange Zeit beißen sich Karow und Rubin an den hochintelligenten Jungjuristen und ihren nicht minder hochintelligenten Rechtsbeiständen die Zähne aus. Erst durch die Anwendung einiger kleiner unlauterer Maßnahmen gelingt es den Fahndern, diese Mauer des Schweigens zu durchbrechen. Damit können sie einer besonders hochmütigen Person letztlich das Handwerk legen und diese von den Sternen zurück in den Staub holen.

Die Geschichte hinter der Geschichte: Michael Comtesses Drehbuch liegt der Mord an der Jurastudentin Marta Russo zugrunde, die im Mai 1997, mitten auf dem Campus, am helllichten Tag, durch einen Schuss in den Kopf starb. Die beiden Angeklagten, zwei Doktoranden der Rechtsphilosophie, konnten wegen des Fehlens von Motiv und Tatwaffe nur wegen fahrlässiger Tötung verurteilt werden. Ihnen unterstellte der Staatsanwalt, sie hätten aus Überheblichkeit gehandelt und mit dieser Tat beweisen wollen, des perfekten Verbrechens fähig zu sein.

Das Aha-Erlebnis des Films: Eine Bockbüchsflinte besitzt einen Kugel- und Flintenlauf und ist daher eine sogenannte kombinierte Waffe, da sie aus miteinander verbundenen Waffen besteht. Das Gewehr findet bei der Jagd Verwendung und besitzt eine Genauigkeit von drei Zentimetern auf hundert Meter, sofern man aufliegend schießt.

Die Randnotiz des Films: "si tacuisses, iuris peritus mansisses", wörtlich: "wenn du geschwiegen hättest, wärst du Jurist geblieben", ist eine Abwandlung der lateinischen Redewendung "si tacuisses, philosophus mansisses". Sie geht auf den römischen Philosophen Boethius zurück und findet sich in dessen Werk "Trost der Philosophie".

Apropos Latein: Die Phrase "Per aspera ad astra" hat ihren Ursprung in der Tragödie "Der wildgewordene Hercules" von Seneca. Wörtlich übersetzt bedeutet sie "durch das Raue zu den Sternen".

Was sonst so hängen bleibt: Karow gäbe einen exzellenten Juristen ab und Rubin besitzt eine nicht von der Hand zu weisende Vorliebe für Sprühsahne.

Unser Fazit: Brigitte Maria Berteles "Tatort", der sich an nur wenigen Schauplätzen abspielt, geht zwar nicht besonders unter die Haut, weiß allerdings zu unterhalten und bleibt bis zum Finale spannend. Neben einer dicht gestrickten Geschichte, die hinter die Kulissen einer Elite-Uni blickt und machthungrigen Juristen zusieht, wie sie jedwede Bodenhaftung zu verlieren scheinen, bietet "Das perfekte Verbrechen" ein hervorragendes Ensemble, aus dem Charakterkopf Peter Kurth als schwergewichtiger Professor besonders heraussticht. Gut.

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