Von Neumarkt nach Mississippi

9.4.2019, 16:33 Uhr
Von Neumarkt nach Mississippi

Der Gitarrist und Sänger (Jahrgang 1961) ist seit seiner Kindheit ein Musikbesessener. Mit zehn Jahren bekam er seine erste Gitarre, mit 13 entdeckte er den Gitarren-Magier Jimi Hendrix, aber auch Blues-Legenden wie John Lee Hooker, Muddy Waters oder Louisiana Red. Das Unmittelbare, Unverfälschte, Authentische an ihrer Musik hat den Oberpfälzer immer fasziniert.

Auf die Frage, was ihn zum Bluesmusiker machte, erinnert sich Bernreuther an ein Konzert im Jahr 1985 in Heidelberg. Beim Song "Bring me flowers while I’m living" von Champion Jack Dupree habe ihn der Blues endgültig gepackt. Noch heute ist dieses Lied auf jedem seiner Konzerte das Warm up – eine Hommage an den Blues-Klassiker Dupree und jene Zeit.

"Blues ist mehr als Musik; Blues ist ein Lebensgefühl", sagt Bernreuther, der eine Art Doppelleben führt und im Hauptberuf als Berufsberater arbeitet. Seine Leidenschaft aber gilt der Musik. Er ist ein Fan geblieben und außerdem ein leidenschaftlicher Sammler: Vinyl-Schallplatten, CDs, Zeitschriften, Plakate, Autogramme, Instrumente – sein Haus ist voll davon.

Auf der Jagd nach neuen Musikschätzen macht Bernreuther immer wieder interessante Bekanntschaften, die wichtig sind für seine künstlerische Entwicklung. Er hat schon mit vielen legendären Blues-Musikern gespielt, darunter Carey Bell, Karen und Jeannie Carroll oder Louisiana Red. Von Letzterem bekam er den Rat: "Bernie, Du musst Deine eigene Musik spielen."

Den Ratschlag befolgt Bernreuther seit langem und hat eine ganze Reihe bemerkenswerter, audiophiler Alben veröffentlicht. Sein neuester Streich heißt "Don’t Let The Devil Ride" und ist etwas ganze Besonderes geworden. Die Aufnahmen fanden im heißen Sommer 2017 in einem kleinen Studio im Mutterland des Blues, in Mississippi, statt. Bernreuther reiste mit seinem alten Freund, dem Münchner Mundharmonika-Spieler Thomas Feiner, an und traf sich dort mit einem der letzten Blues-Originale: Leo "Bud" Welch.

Der hat seine Karriere einst als Baumwollpflücker und Arbeiter begonnen und sein Debütalbum erst 2014 im stolzen Alter von 82 Jahren veröffentlicht. Es gibt sogar einen Dokumentarfilm ("Late Blossom Blues"), der die bewegte Lebensgeschichte des Bluesmusikers Leo "Bud" Welch erzählt, der nie seine Würde verlor, obwohl er niemals kommerziellen Erfolg hatte.

Der schwarze Sänger und Musiker hat dem deutsch-amerikanischen Album "Don’t Let The Devil Ride" nicht nur sein Qualitätssiegel aufgedrückt, es ist auch sein Vermächtnis geworden: Wenige Monate nach den Aufnahmen starb der betagte Blues-Mann.

Für Bernreuther bedeuten die Sessions und Studioaufnahmen in Mississippi einen Höhepunkt seiner bisherigen Musik-Aktivitäten. Begeistert erzählt er von einem Auftritt in dem legendären Musik-Club "Reds" in Clarksdale oder von dem ausgebufften Pianisten Jimbo Mathus, der sonst in der Band von Buddy Guy spielt und hier gegen Cash (100 Dollar pro Stunde) im Studio mitmachte.

Das Album "Don’t Let The Devil Ride" ist ein magischer Musik-Trip zurück in eine Zeit, als der Blues noch geholfen hat. Ein Allheilmittel. Zeitlos. Authentisch. Wirkungsvoll.

Aktuelle CD/LP: Bernreuther, Feiner, Welch: "Don’t Let The Devil Ride" (Fenn Music)

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