50 Jahre "Dalli Dalli"

Vor 50 Jahren gestartet: die Rateshow "Dalli Dalli"

12.5.2021, 15:26 Uhr
Als Moderator sehr beliebt: Hans Rosenthal, 1978.

© Istvan Bajzat, dpa Als Moderator sehr beliebt: Hans Rosenthal, 1978.

„Sie sind der Meinung: Das war spitze!“ – Wenn TV-Moderator Hans Rosenthal diesen Satz ausrief und dabei freudig in die Luft hüpfte, war die Stimmung in den westdeutschen Wohnzimmern der 70er Jahre auf dem Siedepunkt.

Millionen Zuschauer versammelten sich donnerstagabends vorm Fernseher, um die turbulente Spielshow „Dalli Dalli“ zu sehen – vor 50 Jahren, am 13. Mai 1971, hatte sie Premiere.

Von Rosenthals schrecklicher Vergangenheit als verfolgter Jude in der Nazizeit wussten nur die wenigsten, die damals zwischen Cordsofa, Mustertapete, Prilblumen und Flips mitfieberten.

Bruder starb im KZ

Die Karriere als umjubelter Entertainer eines deutschen Massenpublikums war Hans Rosenthal nicht in die Wiege gelegt. 1925 kam er in Berlin als Sohn einer jüdischen Familie zur Welt, die bitter unter der Nazityrannei litt. Sein kleiner Bruder wurde mit zehn Jahren im KZ ermordet, er selber konnte sich 1943 in einer Kleingartenanlage verstecken – hier überlebte er die Zeit bis zum Kriegsende in steter Todesangst.

Nach dem Krieg ging Rosenthal zum Rundfunk und arbeitete sich nach oben. Der Start von „Dalli Dalli“ machte den Moderator 1971 zu einem der größten TV-Stars der Bundespublik.

In der Spielshow mit der legendären Wabenwand als Studiokulisse traten prominente Kandidaten gegeneinander an – damalige Größen wie Roy Black, Dagmar Berghoff, Liselotte Pulver oder Harald Juhnke. Den Startschuss gab Rosenthals Kommando „Dalli Dalli“, was aus dem Polnischen kommt und: „Beeil dich!“ bedeutet.

Was im Nachttisch?

Die Stars mussten zum Beispiel in 15 Sekunden möglichst viele Begriffe zu einem Stichwort nennen, etwa: „Was bewahrt man in einem Nachttisch auf?“

Die Fröhlichkeit war dabei mit einer gewissen Bürokratie gepaart: Eine Jury (anfangs mit Ekkehard Fritsch, Brigitte Xander und Mady Riehl) passte genau auf. Ihr Einwand „Einen Begriff hatten wir doppelt, den müssen wir abziehen“, ist bis heute Kult.

Überhaupt wurden viele Elemente der Sendung berühmt, darunter das Bilderrätsel „Dalli Klick“ oder Schnellzeichner Oskar, der in wenigen Sekunden Porträts der Gäste zu Papier brachte. Teil der Show waren auch turbulente Aktionsspiele, bei denen die Kandidaten zum Beispiel Würste produzieren mussten.

Die erspielten Punkte wurden in Geld umgerechnet, das an Menschen in Not ging – umgerechnet kamen im Lauf der Jahre rund 1,4 Millionen Euro zusammen.

Hüpfer als Markenzeichen

Wenn das Publikum im Saal besonders entzückt war, johlte und trampelte, ging ab 1976 eine Signalleuchte im Studio an. Dann sagte Rosenthal: „Sie sind der Meinung: Das war…“ und die Zuschauer riefen bei „spitze!“ laut mit. Nach einigen Folgen sprang Rosenthal dazu in die Luft, dieser Hüpfer wurde zum Markenzeichen der Show.

Rosenthal mit Jurymitglied Brigitte Xander, 1981 aufgenommen.

Rosenthal mit Jurymitglied Brigitte Xander, 1981 aufgenommen. © Istvan Bajzat, NN

Er soll auch in der Hommage an den TV-Klassiker nicht fehlen: „Den Spitzesprung wird es geben“, sagt Johannes B. Kerner, der „50 Jahre Dalli Dalli – Die große Jubiläumsshow“ (15.5., ZDF) moderiert.

Es ist nicht das erste Comeback des Fernsehkults: In den 90er Jahren präsentierte Andreas Türck 300 neue „Dalli Dalli“-Ausgaben, später gab es eine weitere Neuadaption mit Kai Pflaume.

In der Mediathek

Wer sich das Original ansehen möchte: Das ZDF zeigt in seiner Mediathek einige alte Folgen der Show, die in den 80ern zum Inbegriff der bundesrepublikanischen Biederkeit wurde. Udo Jürgens sang 1982 in seinem Schlager „Ich war noch niemals in New York“ die abwertend gemeinte Zeile: „Die Frau rief: Mann, wo bleibst Du bloß? Dalli Dalli geht gleich los.“

Der Popularität der Sendung hat es nicht geschadet, sie lief bis 1986 und brachte es auf 153 Ausgaben. Als Hans Rosenthal an Magenkrebs erkrankte, wurde der Klassiker eingestellt. Der Publikumsliebling, der 1980 seine Autobiographie „Zwei Leben in Deutschland“ veröffentlicht hatte, starb am 10. Februar 1987 im Alter von 61 Jahren.

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