Alle Jahre wieder

Warum der Sommerbart nie aus der Mode gerät

6.8.2021, 18:10 Uhr
Im September 2009 trug Markus Söder auch einen Sommerbart. Und befragte sogar mal seine Facebook-Follower, ob er sich einen solchen stehen lassen soll.

© Uwe Niklas Im September 2009 trug Markus Söder auch einen Sommerbart. Und befragte sogar mal seine Facebook-Follower, ob er sich einen solchen stehen lassen soll.

Ließ es in der langen Sommerpause kräftig wuchern: Harald Schmidt.

Ließ es in der langen Sommerpause kräftig wuchern: Harald Schmidt. © Rolf Vennenbernd/ picture-alliance/ dpa/dpaweb

In den Großen Ferien in Bayern erhebt sich der Sommer zu seiner letzten Paradevorstellung, bevor er an deren Ende schon herbstlich angegraut in sich zusammensacken wird.

Mit ihm treibt nun wieder ein seltenes Saisongewächs aus den Gesichtern mancher Männer: der sogenannte Sommerbart.

Den lässt sich sein Träger wachsen als ein Statement, dass jetzt mal zwei oder drei Wöchelchen Schluss ist mit nervigen Meetings am frühen Morgen, lästigen Schichtdiensten und dem ganzen sozialen Wohlverhalten, das einem das Büroleben das ungeliebte lange Arbeitsjahr so abverlangt.

Verursachte 1974 mit seinem Sommerschnauzbart einen mittleren Aufruhr: Tagesschausprecher Karl-Heinz Köpcke.

Verursachte 1974 mit seinem Sommerschnauzbart einen mittleren Aufruhr: Tagesschausprecher Karl-Heinz Köpcke.

Nun, in Shorts und obenrum schulter- oder gar bauchfrei, darf der Mann als solcher zumindest seinem Barttrieb freien Lauf lassen und am Hotelbuffet, am Campingtisch oder am Gartengrill sich struppig fühlen.

Im besten Falle und wenn niemand aus der übrigen Familie wegen der neuen Gesichtsbehaarung meckert, kann man damit jene legendären faulen, überhitzten Sommertage und -abende genießen, an denen buchstäblich nichts geschieht, man ein bisschen mit seinen Kindern spielt und ansonsten sozusagen den eigenen Bart wachsen hören kann.

Der Sommerbart muss kein Männervorrecht sein: hier die sogenannte Jungfrau mit Bart in der Jakobskirche von Neunburg vorm Wald.

Der Sommerbart muss kein Männervorrecht sein: hier die sogenannte Jungfrau mit Bart in der Jakobskirche von Neunburg vorm Wald. © Andreas Drouve

Wir wissen natürlich alle, dass es in Wirklichkeit anders ist: Der Urlaub ist oft die hektischste Zeit im Jahr, mit Erwartungen und Unternehmungen überfrachtet und manchmal voller kleiner nickliger Streitereien mit den Liebsten. Das Wetter ist zu schlecht oder zu heiß und das nächste Sommergewitter schwemmt womöglich das Wohnmobil oder die Datscha unterm Hintern weg.

So symbolisiert der Sommerbart einen Sehnsuchtsort, von dem man vor jedem Urlaub immer wieder träumt, um ihn dann zielsicher in den paar freien Tagen zu verfehlen.

Denn das bärtige Leben bleibt für die sonst im Alltag Bartlosen eine Utopie. Das gilt nicht nur für graue Büro- oder sonstig erwerbstätige Mäuse, sondern im besonderen Maß für exponierte Promis.

Was gibt das immer für einen medialen Aufruhr, wenn Leute wie Harald Schmidt oder einst der legendäre Nachrichtensprecher Karl-Heinz Köpcke nach ihrer Sommerpause plötzlich mit Gesichtsbehaarung vor die Kamera traten!

Mindestens zwei Dinge wollten sie ihrem Publikum damit sagen: Schaut her, ich bin einer von euch und habe die letzten Wochen mich auch faul im Schatten eines Sonnenschirms gefläzt. Und: Mein Urlaubsgefühl nehme ich noch ein paar Tage mit in den Beruf mit.

Denn fast immer waren diese Sommerbärte so rasch wieder verschwunden wie bei allen anderen Saisonbartträgern angesichts der Rückkehr in die Arbeitswelt.

Ist auch besser so: die meisten dieser Männer sahen mit Bart im Licht des Alltags doch plötzlich ziemlich herbstlich angegraut aus.

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