Was uns mit den Geschwistern verbindet

22.5.2019, 19:34 Uhr
Was uns mit den Geschwistern verbindet

© Port-au-Prince

Darin geht es um die drei erwachsenen Geschwister Julia (Nele Mueller-Stöfen), Stefan (Eidinger) und Tobias (Hans Löw), die nicht mehr viel miteinander zu tun haben. Jeder steckt für sich allein gerade knietief in einer Lebenskrise. Insofern ist es zwar konsequent, dass das Drehbuch, an dem Nele Mueller-Stöfen mitschrieb, den Brüdern und ihrer Schwester nacheinander jeweils eine eigene Episode widmet. Durch die zugespitzte Dramatik wirkt das Ganze allerdings reichlich forciert.

Den psychologisch interessantesten und schauspielerisch am besten umgesetzten Part liefert Lars Eidinger in der Rolle des Stefan. Der definiert sich zum größten Teil über seinen Beruf als Pilot. Entsprechend groß ist die Fallhöhe, als ein Arzt ihm verkündet, dass seine Gehörschädigung irreversibel und er selbst damit fluguntauglich ist.

Trauriger Aufreißer

Nuanciert und lebensecht spielt Eidinger diesen selbstverliebten armen Hund, der die Sache verdrängt und weiter in seine Piloten-Uniform schlüpft, um an der Hotelbar Frauen aufzureißen. Allein in seinem Gesicht kann man – mitunter in ausgedehnten Close ups – ablesen, was in Stefan arbeitet. Zumal, wenn auch noch seine Tochter aus einer vergangenen Affäre Probleme macht.

Weit neurotischer ist Julia unterwegs, die mit ihrem Mann Christian zwecks Beziehungsneustart zum Kurzurlaub nach Turin fährt. Den Versuch setzt sie grandios in den Sand, weil sie einem struppigem Straßenhund weitaus mehr Aufmerksamkeit schenkt als ihrem überaus geduldigen Partner. Erst als die beiden zufällig einen alten Bekannten treffen und sich angestaute Emotionen Bahn brechen, wird klar, dass unter den drei Geschwistern Julia den heftigsten Schicksalsschlag verkraften muss.

Das Erbe der Eltern

Ein Hauch von Tragikomik liegt dagegen über dem Fall des sympathischen jüngeren Bruders Tobias, der als ewiger Student drei Kinder organisiert und den Haushalt schmeißt, während seine Frau das Geld verdient. Er kümmert sich als Einziger um die Eltern (Manfred Zapatka und Christine Schorn), die einige ihrer Verhaltensweisen offensichtlich an ihre Kinder weitergegeben haben: Der Vater redet seine schwere Krankheit klein, die Mutter ist eine Meisterin im Verdrängen.

So hat jede Episode ihre eigene Stimmung, und die Darsteller holen bei all der Kürze alles aus ihren Rollen heraus. Zwei Begegnungen der Geschwister bilden die etwas konstruierte Klammer – und mit einem irritierend bemühten Finale wird schnell noch ein Zeichen der Versöhnlichkeit gesetzt. (D/118 Min.)

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