Wien-"Tatort": Mord im Obdachlosen-Milieu
19.12.2020, 10:26 UhrBloß keine Überstunden machen für diesen "Nullachtfünfzehn-Fall" rät der Chef seinen beiden Ermittlern Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser). Schon klar, es handelt sich ja auch "nur" um einen toten Obdachlosen.
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Dieser Gregor Aigner (Jonathan Fetka) ist auf einem verlassenen Industriegelände zu Tode gestürzt. An seiner Kleidung finden sich Spuren von Crystal Meth. Tödlicher Streit im Drogenmilieu also? Das glaubt auch Zanger (Michael Pink), der das Heim "Lebensraum" leitet, das Menschen in Not aufnimmt. Auch Aigner lebte dort eine Zeit lang.
Nur Spinnereien?
Vor seinem sozialen Abstieg, vor der Scheidung und dem Jobverlust war er als Redakteur angestellt. Und fühlte sich offenbar noch immer als investigativer Journalist. Aber eben einer mit einem Alkoholproblem. "Er litt unter Verfolgungswahn und psychotischen Schüben", attestiert seine Ärztin (Jutta Fastian). "Sind doch nur Spinnereien", glaubt auch Eisner beim Blick auf die kryptischen Notizen. "Nein, da ist mehr", meint Fellner. Die Teamarbeit der beiden funktioniert wieder einmal prächtig.
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Aigner glaubte, einer großen Sache auf die Spur gekommen zu sein – was genau, daraus machte er aber ein Geheimnis. Ein Verschwörungstheoretiker? Geglaubt hat ihm jedenfalls niemand außer seinen Freunden von der Straße. Aber die wurden von der Polizei nicht einmal angehört, wenn sie Aussagen machen wollten. Sind ja "nur" Obdachlose. Aber nicht für Fellner und Eisner, die ein Herz für verkrachte Existenzen und ein Händchen im Umgang mit ihnen haben.
"Tatort"-Debüt
Vorab mehr über den Inhalt dieses packenden, berührenden und empfehlenswerten "Tatort" aus Wien (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) zu verraten, würde beim Zuschauen die Spannung rauben. Und die ist hoch. "Unten" heißt dieses gelungene "Tatort"-Debüt von Regisseur Daniel Prochaska.
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Es zeigt schonungslos, aber nie voyeuristisch die Menschen am untersten Rand der Gesellschaft. Kameramann André Mayerhofer unterstreicht das kongenial mit seinen vielen Aufwärts-Blicken auf Szenen und triste Stadtlandschaften. Ein Sozialdrama mit monströsem Hintergrund. Sehr sehenswert!
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