Zehn Jahre lang jeden Tag ein neues Bild

24.6.2012, 12:39 Uhr
Zehn Jahre lang jeden Tag ein neues Bild

© Michael Matejka

Blechtöpfe, Kronkorken, gerüschte Schirme, knallrote Schreibmaschinen, Plüschhunde oder wilde Landschaften – unter den 3652 Fotografien und Montagen auf Oberlanders Homepage findet sich jedes erdenkliche Motiv. Zehn Jahre lang hat der Sozialpädagoge täglich ein neues Bild ins Netz gestellt.

„Pünktlich war ich aber nicht jeden Tag“, räumt er ein. Und schiebt hinterher: „Allerdings habe ich das immer nachgeholt.“ Jetzt ist er fertig. Ein wenig froh darüber ist der 55-Jährige schon. Denn: „Es gibt so viel anderes zu tun.“

Angefangen hat alles ganz zufällig. „Vor zehn Jahren musste unbedingt eine Homepage her“, erzählt er. Jeder hatte eine, jeder brauchte eine, also auch er, der damals als Mediendesigner und freischaffender Künstler arbeitete. Also erstellte Oberlander seine eigene Internetseite. Um sie optisch ein wenig aufzupeppen, stellte er ein schönes Foto darauf. Und am zweiten Tag ein neues. Am dritten Tag wieder. So wurde das Ganze zum Selbstläufer.

Oberlander will den Menschen damit zeigen: Es gibt jeden Tag etwas Neues zu entdecken. Dafür müsse man nur aufmerksam durch die Welt marschieren. Manchmal geht Oberlander, der Kunsttherapeut ist, mit Depressiven auf Streifzug: An die Pegnitz, in den Wald oder auf eine Blumenwiese. „Die Leute sind für ihren Zustand dann richtig gut drauf und entdecken tolle Motive“, erzählt er begeistert.

Auf seinem Schreibtisch im Atelier stehen vier Bildschirme, 24 Zoll, 19 Zoll, und ein kleines Notebook. Ein Janosch-Tiger lehnt an einen Bildschirm. Die Unmengen von Fotos, und Videos, die er gemacht hat, lagern auf den Rechnern – und benötigen einen gigantischen Speicherplatz.

Das Zimmer nebenan ist sein Studio: Bilder der letzten Ausstellung sind hier aneinander gestapelt, auf einer Werkbank liegen ein Cutter, ein Stativ, Klebeband, ein Ausstellungsplan und alte Videokasetten durcheinander. „Manhattan steht in roter Handschrift auf einem der Filme. „Meine Güte, das ist ja schon 30 Jahre her“, sagt er und dreht die Kassette in seinen Händen. „Damals haben wir das Cafe Manhattan in Erlangen verwüstet. Das war ein Spaß.“

Oberlander ist ein facettenreicher Mensch, der sich nicht nur mit Medien, Kunst, dem Filmemachen und Therapie beschäftigt, sondern seit 20 Jahren auch japanische Kampfkunst unterrichtet: Aikido. Für ihn passt das alles in einen Topf. Denn für ihn dreht sich alles um ein großes Thema: Die Wahrnehmung.

„Nur wer aufmerksam ist, nimmt wahr und entdeckt Neues.“ So saugen etwa seine depressiven Patienten Eindrücke aus der Natur in sich auf und steigern damit ihr Wohlbefinden. Die Wahrnehmung ist für ihn das A und O im Leben, denn sie sei Grundlage jeglichen Handels, allen Erlebens und von jedem Gedanken.

Um aufzunehmen müsse man sich nicht mal konzentrieren. Im Gegenteil: Man solle es am besten lassen, denn wer sich zu sehr auf etwas konzentriere, könne nichts mehr bemerken, sei nicht mehr empfänglich, für das, was um ihn herum passiert. Seine Botschaft lautet daher: Das wichtigste ist die Nicht-Konzentration. „Ja, glauben Sie denn der Thomas Müller ist konzentriert, wenn er ein Tor schießt?“, fragt er. Und gibt gleich selbst die Antwort: „Ganz bestimmt nicht. Der haut einfach drauf, verfolgt gleichzeitig das Spiel und achtet auf die anderen Fußballer.“

Infos und Bilder unter www.galerie-co.de

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