Landkreis ERH: Dünnhäutige Wertstoff-Säcke

4.10.2019, 18:30 Uhr
Landkreis ERH: Dünnhäutige Wertstoff-Säcke

© Julian Stratenschulte/dpa

Landrat Alexander Tritthart bedauerte in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen und Abfallwirtschaft sehr, dass es im Zuge des Anfang dieses Jahres verabschiedeten neuen Verpackungsgesetzes nicht gelungen sei, die Verantwortung für die Verwertung von Leicht-, Glas- und Papierverpackungen auf die Kommunen zu übertragen, sondern sie auch in Zukunft dem Dualen System zu überlassen.

Mit diesem muss daher bis 2021 auch abgestimmt werden, wie die Kunststoffe entsorgt werden. Axel Rogner (Freie Wähler) wünschte nähere Informationen, nach welchen Kriterien und mit welchen durchschnittlichen Quoten das eingesammelte Plastik sortiert wird.

Nach Auskunft von Anne-Marie Müller, der Leiterin des Umweltamts, erhält auch das Landratsamt hier keine detaillierte Übersicht: "Wir kennen genauso nur die allgemeinen Angaben aus den einschlägigen Publikationen."

Auch sei es schwierig, einen Vertreter des Dualen Systems für einen Vortrag in einer Sitzung des Ausschusses oder des Kreistags zu gewinnen. Dies habe man bei der Verwertung von Elektrogeräten schon einmal ohne Erfolg versucht.

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Bekanntlich werde der größte Teil des Plastikmülls nach Südostasien exportiert, stellte Christiane Kolbet (Grüne) heraus. Nur zirka 15 bis 16 Prozent würden recycelt. Mit jährlich 38 Kilogramm pro Einwohner liege die Bundesrepublik Deutschland beim Plastikmüll signifikant über dem Durchschnitt von 31 Kilogramm in der Europäischen Union.

Sie plädierte wie der Landrat und viele weitere Kreisräte dafür, dass es am sinnvollsten sei, umweltbewusst einzukaufen. So sollte man beispielsweise bei Käse, Wurst und Fleisch Ware bevorzugen, die offen, also nicht in einer Plastikfolie, angeboten wird.

Problematische Entwicklung

Für Karl-Heinz Hertlein (CSU) und Konrad Gubo (SPD) wäre es auch angebracht zu prüfen, ob wirklich alles aus hygienischen Gründen verpackt werden müsse, wodurch die Menge an Verpackungen notgedrungen erheblich steige. Tritthart freute sich, dass nach den erhobenen Statistiken die Bürger im Landkreis beim Trennen des Abfalls vorbildlich seien. Nun wäre es wichtig, dass gerade bei den Kunststoffen generell weniger Müll erzeugt werde. Hier seien auch die Industrie und die Gewerbetreibenden gefordert.

Vertreter aller Fraktionen zeigten sich unzufrieden mit der Qualität der Gelben Säcke. Vor allem wenn Kunststoffteile mit scharfen Kanten hineingegeben werden, reißen die Säcke äußerst leicht, hob Günter Schulz (SPD) hervor.

Der Adelsdorfer Bürgermeister Karsten Fischkal (FW), der dem Ausschuss nicht angehört, aber Rederecht erhielt, hatte extra einen Gelben Sack aus früheren Zeiten und einen aktuellen mitgebracht. Auch aus der Ferne war unschwer zu erkennen, wie dünnhäutig die Behältnisse inzwischen geworden sind. Seit langem dränge man darauf, die Stabilität zu erhöhen, betonte Friederike Schönbrunn (CSU).

Ein weiteres Problem ist, dass die Säcke bei starkem Wind schnell verweht werden. Zum einen beeinträchtigt dies das Ortsbild, zum anderen müssen die Gelben Säcke nach dem Abfuhrtermin mühsam wieder eingesammelt werden.

Als Alternative wäre es möglich, ab 2021 die Gelbe Tonne einzuführen, die entsprechend standfest ist. Allerdings verfügt sie über eine beschränkte Kapazität, während sich die Gelben Säcke flexibler handhaben lassen, da man deren Zahl einfach an den Bedarf im jeweiligen Abholzeitraum anpassen kann.

So besteht die Gefahr, dass viele Kunststoffe in den Restmüll geworfen werden, wenn die Gelbe Tonne voll ist. Auch ist es beim Gelben Sack weniger wahrscheinlich, dass Fremdstoffe dazugegeben werden – eben weil er leicht reißt.

Eine Verkürzung des Abfuhrrhythmus auf zwei Wochen ist laut Anne-Marie Müller aus ökologischen Gründen nicht zu empfehlen. Dann würden die schweren Müllfahrzeuge doppelt so oft fahren.

Einstimmig beauftragte der Ausschuss die Verwaltung, dass beim anstehenden Abstimmungsverfahren mit dem Dualen System am Gelben Sack festgehalten wird. Mit Nachdruck soll bei dessen Herstellung auf eine höhere Qualität Wert gelegt werden.

Tritthart: "Dafür werde ich mich mit aller Macht einsetzen. Die letzte Entscheidung liegt freilich beim Dualen System."

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