Lauf: Sturmtief Bertha brachte 200 Jahre alte Linde zu Fall

19.8.2014, 10:36 Uhr
Nur noch Brennholz ist von der über 200 Jahre alten Linde übrig.

© Brinek Nur noch Brennholz ist von der über 200 Jahre alten Linde übrig.

Der so idyllische Standort neben der Schafweide am Ortsrand von Tauchersreuth ist verwaist. Wo einst die gut 22 Meter hohe Linde mit einem Kronendurchmesser von rund 14 Metern über der Region thronte, ist nur noch ein mit Erde und Sand gefülltes Loch übrig geblieben.

Ursprünglich hatte der Baum zu einer Gruppe aus drei Linden gehört, die durch ihre exponierte Lage immer wieder Stürmen oder auch dem Menschen zum Opfer fielen. Die erste Linde wurde bereits kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bei einem Sturm entwurzelt. Einige Jahre später wurde die zweite Linde von Unbekannten so verstümmelt, dass sie abstarb. Damals wurde die Rinde des Stamms über dem Wurzelhals ringsherum vollkommen abgelöst, was in Fachkreisen „Ringeln“ genannt wird, sodass der Baum langsam dahinsiechte, dürr wurde und schließlich gefällt werden musste.

Der ehemalige Stadtarchivar Ewald Glückert, die Vorsitzende der „Freunde des Neunhofer Landes“, Hedwig Barthel, und Ortsbäuerin Helga Adelmann (v.l.) besichtigen den ehemaligen Standort der Linde. Sie hoffen auf eine Neuanpflanzung.

Der ehemalige Stadtarchivar Ewald Glückert, die Vorsitzende der „Freunde des Neunhofer Landes“, Hedwig Barthel, und Ortsbäuerin Helga Adelmann (v.l.) besichtigen den ehemaligen Standort der Linde. Sie hoffen auf eine Neuanpflanzung. © Brinek

Eine Linde jedoch war bis zur vergangenen Woche erhalten geblieben. Ihr Stamm hatte dem Sturm und dem Hagelschlag im Jahr 1945 getrotzt und etliche mutwillige Verschandelungen durch Menschen überstanden. Dringend notwendige Pflege- und Sanierungsarbeiten wurden im November 1981 durchgeführt: Ausschneiden und Kürzen von Astwerk, Verankerung der Kronenteile, Sicherung des Stammkopfs gegen Aufspaltung und die Einkürzung der Krone um etwa 20 Prozent.

Die Arbeiten wurden fachgerecht ausgeführt, sodass die mächtige Linde fest verankert stand – bis "Bertha" sie am 10. August 2014 zu Fall brachte. Dieses Mal war eine Rettung nicht mehr möglich: Die Gefahr, dass der Baum umstürzen könnte, war zu groß, zahlreiche Faulherde im Wurzelstock und abgebrochene Baumteile machten die Fällung unumgänglich.

Die Linde war auch ein Richtbaum an der Kreuzung des Fernwegs vom Regnitztal über Kalchreuth, Gschaidt, Tauchersreuth, Neunhof und Dehnberg, der sogenannten Hochstraße, bis in die Oberpfalz. Richtbäume dienten den Reisenden in früherer Zeit als Orientierungshilfe im Winter.

Der ehemalige Stadtarchivar Ewald Glückert und Hedwig Barthel, die Vorsitzenden der "Freunde des Neunhofer Landes" besichtigten mit Ortsbäuerin Helga Adelmann den ehemaligen Standort. "Die Linde war immer ein Treffpunkt für die Wanderer", erläuterten die beiden Damen, "denn sie bot Unterstand vor Hitze und Regen und war ein idealer Brotzeitplatz." Schmunzelnd fügte Helga Adelmann hinzu: "Natürlich war hier auch immer ein Treffpunkt für Liebespaare."

"Hier ging der sogenannte Beerbachweg entlang, der bis zum Bahnhof Eschenau führte", erklärte Glückert. Der gemeinsame Wunsch der Heimatpfleger ist es, dass die Stadt Lauf an dieser Stelle wieder eine Linde pflanzt. "Ideal wäre es, wenn gleich drei Bäume gepflanzt würden, damit das Denkmal wieder auflebt", regte Glückert an.

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