Neues im Winterurlaub 2021/22

Letzte Ski-Saison war "eine Katastrophe": Das soll sich für Urlauber nun ändern - gibt es Après Ski?

21.10.2021, 12:29 Uhr
Auch Ischgl startet mit einem Corona-Sicherheitskonzept in die Wintersaison. Das hat der Ort auch bitter nötig.

© Expa/Johann Groder/APA/dpa Auch Ischgl startet mit einem Corona-Sicherheitskonzept in die Wintersaison. Das hat der Ort auch bitter nötig.

Ist es denkbar, dass die Skisaison 21/22 doch noch ins Wasser fällt?

In einer Pandemie ist nichts auszuschließen, Bund und Land Tirol haben aber gesagt: Wintertourismus findet statt und orientiert sich an der Hospitalisierungsrate in den Krankenhäusern. Derzeit gilt Stufe 1, das bedeutet 3G, eine Einschränkung der Nachtgastronomie (v.a. Après-Ski), FFP2-Maskenpflicht etwa in Liften, dafür keine Kapazitätsbeschränkungen, keine Quarantäne, keine Abstandsregeln. Wir sind extrem optimistisch, dass der Winterurlaub stattfinden kann.

Was müsste passieren, dass aus 3G doch noch 2G wird?

Dazu können wir derzeit nichts sagen. Es ist nicht auszuschließen, sieht aber gerade nicht danach aus, dass das kommt. Aber auch der anstehende Winter wird nicht normal, sondern einer mit Covid-19 und mindestens 3G-Regel.

Skifahren mit 3G, aber kostenlosen Tests

Wie wird die Testpflicht gehandhabt und was ist mit Kindern unter 12?

Kinder bis 12 Jahren müssen kein negatives Testergebnis vorlegen. Ab 12 gilt die 3G-Regel, geimpft, genesen, getestet. Es sind aber überall in Tirol kostenlose Tests möglich, auch PCR-Tests. Wer testen muss, bekommt ein simples Angebot. Wir empfehlen aber allen, schon geimpft anzureisen.

Wie sind die Skigebiete gebucht?

Wir spüren einen starken Nachholbedarf. Aber dass wir auf das Niveau vor der Krise kommen, wäre zu optimistisch. Dennoch ist es gerade in den Ferien schon jetzt recht voll.

Hat die Pandemie eigentlich Skigebiete oder Hotels runiniert?

Eine Reinigung des Marktes hat nicht stattgefunden, das verhinderten auch die Hilfsprogramme. Also gibt es immer noch die selben Skiorte wie früher. Das Interesse am Skifahren ist nach wie vor groß und die Bergbahnen freuen sich, bald wieder aufmachen zu können.

Stellten sich unseren Fragen (von links): Barbara Haid, Florian Phleps, Christian Scherer, Oliver Schwarz, Günther Zangerl, Hubert Siller und Eva Walter.

Stellten sich unseren Fragen (von links): Barbara Haid, Florian Phleps, Christian Scherer, Oliver Schwarz, Günther Zangerl, Hubert Siller und Eva Walter. © Tirol Werbung GmbH

Bis 2035 soll Skifahren in Tirol klimaneutral sein. Ist das realistisch?

Wir schauen gerade, wo die CO2-Treiber sind. Den Fuhrpark – darunter die Pistenraupen – wird man nicht so leicht umstellen können. Aber Skilifte und anderes wollen wir schon bald mit 100 Prozent Ökostrom betreiben. Auch, wie sich die Menschen vor Ort bewegen, können wir beeinflussen. Per Bus oder dass privilegiert parken darf, wer mehr Personen in seinem Auto zur Talstation bringt. 85 Prozent der Skitouristen werden aber wohl auch in Zukunft mit dem eigenen Auto anreisen.

Es wird kein Zurück vor Corona geben

Ist man an den vielen ruhigen Wintertagen der vergeigten letzten Saison in sich gegangen und nimmt dem mancherorts überdrehten Skizirkus das Tempo?

Ja, wir haben reflektiert. Weltweit und auch bei uns war und ist die Pandemie eine Zäsur. Es wird keine Zeit wie vor Corona geben. Wir wollen weg vom Mehr und hin zum Besser. Wir haben schon vor Corona begonnen, Natur und Tourismus besser auszubalancieren. Veranstaltungen finden zwar auch auf dem Berg weiter statt, aber es muss einen Qualitätsschub geben. Wir sind eine Modellregion: Bei allen Entscheidungen schauen wir künftig mehr auf die Nachhaltigkeit – in den Destinationen und den Betrieben.

Macht das alles Skifahren nicht noch teurer? Für Familien, die nur in den Ferien fahren können, ist das eh schon ein fast unbezahlbarer Spaß.

Die Preise entwickeln sich dynamisch, nach Angebot und Nachfrage. Mit den Preisen können wir aber auch die Besucher lenken – wo weniger los ist, wird es billiger sein, auch das ist nachhaltig. Und dafür brauchen wir einen familienfreundlicheren Ansatz.

Dem Wintersport könnte der Nachwuchs ausgehen

Auch aus Angst, Ihnen könnte etwa wegen der Klimadiskussion der Nachwuchs weglaufen?

Dass die letzte Skisaison ausfiel, war auch deshalb eine Katastrophe, weil viele junge Menschen etwa nicht ins Skilager fahren konnten. Sie erlebten nicht, wie toll Wintersport sein kann. Wir müssen also schauen, dass die Jugend Ski- oder Snowboard fährt. Junge Menschen dafür zu gewinnen, wird eine der größten Herausforderungen für uns sein.

Außerdem fehlen Ihnen derzeit die Fachkräfte im Gastgewerbe.

Auch das ist ein großes Thema. Kurz vor Beginn der Saison sind noch längst nicht alle da. Wir unternehmen gerade viel, um die Qualität halten zu können.

Weil auch ein Vertreter Ischgls anwesend ist: Welche Lehren zieht Ihr Ort aus dem Desaster 2020?

Wir werden heuer auch im Partnerskigebiet Samnaun auf Schweizer Seite die selben Coronaregeln haben, und zwar die strengeren österreichischen. Es gilt 3G. Überall wird kontrolliert, auch auf dem Eröffnungskonzert, das diesmal eher klassisch ist. Keine Party – und nur mit 2G zu betreten.


Information zu unseren Gesprächspartnern:
Wir haben die Antworten auf unsere Fragen zusammengefasst – beteiligt waren wichtige Vertreter der Tiroler Skitourismus-Branche, darunter: Florian Phleps, Geschäftsführer der Tirol Werbung; Günther Zangerl, Vorstand der Silvretta Seilbahn AG in Ischgl; Oliver Schwarz, Geschäftsführer von Ötztal Tourismus; Hubert Siller, Leiter des Departments für Tourismus- & Freizeitwirtschaft, MCI Management Center Innsbruck; Christian Scherer, Generalsekretär des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV).

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