Marloffstein: Umbau des Schlosses kommt nicht gut an

1.12.2018, 15:00 Uhr
Marloffstein: Umbau des Schlosses kommt nicht gut an

© Klaus-Dieter Schreiter

Der Chef der Bauverwaltung, Andreas Geck, erläuterte zunächst die Grundlagen für Bebauungsplanverfahren und Bauanträge. Er zeigte auch alte Zeichnungen, auf denen zu sehen ist, dass das Schlossareal um 1780 fast komplett zugebaut war. Heute steht nur noch der Südwestflügel des Schlosses, dafür gibt es einen schönen Schlossgraben.

Wie mehrfach berichtet, möchte Investor Jürgen Friedsam im und am Schloss eine Wohn- und Pflegeeinrichtung bauen. Er hatte seine Ehefrau und die beiden Töchter mit zur Bürgerversammlung gebracht, um sie den Marloffsteiner Bürgern vorzustellen und zu zeigen: Die neuen Schlossbesitzer sind eine ganz normale Familie. Aber das half wenig, viel zu aufgebracht waren einige Bürger, sie ließen ihn nur selten ausreden, schimpften und bezichtigten ihn sogar der Lüge.

Friedsam aber blieb gelassen und versuchte mit einer Power Point Präsentation seine Pläne zu erläutern. "Das Schloss ist und bleibt das Wahrzeichen von Marloffstein", sagte er. Er plant einen eigenständigen, L-förmigen Baukörper daneben zu setzen, in dem 55 Pflegeplätze entstehen sollen. Friedsam rechnet zudem damit, dass bis zu 35 neue Arbeitsplätze geschaffen werden können.

Im Eingangsbereich, der zum Ort hin geöffnet sein soll, ist ein Café geplant. Im Schloss selbst sollen unter anderem Praxisräume, vielleicht auch ein Friseursalon, und barrierefreie Wohnungen entstehen. Die Marloffsteiner Bürger könnten auch ihr Essen aus dem Pflegeheim beziehen und es in den eigenen vier Wänden genießen, erläuterte Friedsam.

Marloffstein: Umbau des Schlosses kommt nicht gut an

© Klaus-Dieter schreiter

Zwei Varianten für das Projekt hatte Friedsam als Papiermodell dabei, wobei die Variante, die sich höhengleich und ähnlich in der Dachform an das bestehende Schloss anschließt, laut Friedsam ein Vorschlag vom Denkmalschutz ist. Sie lehnt sich an die Bebauung an, wie sie offenbar um 1780 dort vorhanden war, nur fehlt das Türmchen, das es dort damals wohl gegeben hatte.

Die Idee, eine Wohn- und Pflegeeinrichtung in Marloffstein zu bauen, sei gut, aber das solle doch bitteschön nicht am Schloss geschehen, meinte ein Bürger. Jürgen Friedsam erläuterte, er habe das Schloss erworben, "um mit dem redlichen Ansinnen etwas daraus zu machen". "Ein anderer Platz kommt nicht infrage". Eine Ruine, sagte er, sei für Marloffstein auch kein schöner Anblick.

Seine Präsentation wurde immer wieder von lautstarken Zwischenrufen unterbrochen, unter anderem wurde der Städtebauliche Vertrag kritisiert, den die Gemeinde mit dem Investor abgeschlossen hat. Das Papier verpflichte allerdings nur den Bauherrn, sämtliche Kosten für einen Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplanes zu übernehmen, erläuterte Andreas Geck. Für die Gemeinde bestehe kein Risiko, und sie bleibe auch weiterhin für das Bauleitplanverfahren zuständig.

Auch zusätzlicher Verkehr wird von den Bürgern befürchtet, und es wird bezweifelt, dass genügend Parkplätze möglich und vorgesehen sind. Und laufend einen Leichenwagen, der die Verstorbenen Bewohner weg bringe, wolle man auch nicht vor der Tür haben, wetterte ein Mann.

Jürgen Friedsam hatte zur Unterstützung Uwe Hehn mitgebracht, der sich als dessen "Freund" vorstellte, laut Google aber Bürgermeister von Creglingen im Main-Tauber-Kreis ist. Er sprang ihm immer dann zur Seite, wenn es laut und unübersichtlich wurde.

 Aber auch Hehn konnte die Gemüter nicht beruhigen, denn es herrschte ein großes Misstrauen dem Investor gegenüber. Man glaubte ihm auch nicht, dass er den Spielplatz, der sich im Schlossgraben befindet, nur verschieben wolle. Den zu erhalten, darauf zielte offenbar auch ein Antrag eines Bürgers ab, den er, juristisch ausformuliert und schwer verständlich, fünf Minuten lang vorlas. Die Bürger nahmen diesen Antrag mehrheitlich an, er muss nun innerhalb von drei Monaten im Gemeinderat behandelt werden.

Jürgen Friedsam versuchte dann noch, mit einem Animationsfilm zu zeigen, dass sich sein Vorhaben in die Umgebung einfügen würde. Die Bürger ließen sich von dem Projekt aber trotzdem nicht überzeugen. Er schlug schließlich vor, die offenen Fragen mit den zuständigen Ämtern zu klären, um anschließend entweder im Gemeinderat oder bei einer weiteren Bürgerversammlung davon zu berichten. Schließlich meinte Gemeinderat Jürgen Schmitt (FW), die Abneigung gegen das Projekt liege wohl auch daran, dass die Gemeinde sich "überrannt" vorkomme. Man hätte das Projekt schonender rüber bringen müssen, sagte er. "Wie wir die Kuh nun vom Eis bekommen, weiß ich auch nicht".

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