Mitgliederschwund? In Weißenburg-Gunzenhausen (noch) kein Thema

26.11.2020, 16:26 Uhr
Mitgliederschwund? In Weißenburg-Gunzenhausen (noch) kein Thema

© Foto: Uwe Mühling

Bereits nach dem Ausruf des Katastrophenfalls in Bayern – dem ersten Lockdown im März 2020 – bis hin zu den Lockerungen zur Wiederaufnahme des Sports in vier Stufen von Juni bis September 2020 verzeichnete der BLSV einen kontinuierlichen Mitgliederrückgang. "Dies wird durch die aktuellen Maßnahmen mit der Schließung des Freizeit- und Amateursportbereichs im November nochmals verstärkt", heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes.

Leichtes Mitgliederplus im Kreis

Bis zum Jahresende rechnet der BLSV bayernweit mit einem Verlust von mehr als 100 000 Mitgliedern. Ein Trend, den Brigitte Brand als Kreisvorsitzende des BLSV im Gebiet Weißenburg-Gunzenhausen allerdings nicht bestätigen kann. Im Gegenteil: Die Zahl der Sportvereinsmitglieder in ihrem Kreis ist zuletzt im Jahr 2020 sogar leicht gestiegen. Mitte September waren es 35 318 Mitglieder in 113 Vereinen; Ende November zählt man 35 512 Mitglieder.

Das ist aus Sicht von Brand allerdings nur eine Momentaufnahme. Man müsse noch abwarten, wie sich die Zahlen zu Beginn des neuen Jahres darstellen, denn gerade die kleineren Vereine geben ihre Bestandsmeldung stets zum 31. Dezember ab.

Eher ein Großstadt-Problem?

Einen größeren Einbruch befürchtet die BLSV-Kreischefin allerdings nicht. Sie geht eher davon aus, dass die Menschen in ländlichen Regionen wie Weißenburg-Gunzenhausen ihren meist kleineren Vereinen auch in der Krise die Treue halten. "Ich denke, der Rückgang ist etwas, was vor allem in den Großstädten passiert", meint Brigitte Brand mit Blick auf den bayernweiten Trend.

In Bayern waren – Stand 47. Kalenderwoche – 4 512 309 Sportlerinnen und Sportler in den Vereinen organisiert. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies einen Mitgliederrückgang von insgesamt 1,8 Prozent dar (Jahr 2019: 4 594 535 Mitglieder). Insbesondere bei den Kindern und Jugendlichen, so hat der BLSV festgestellt, sei bislang ein Rückgang von 4,3 beziehungsweise 3,7 Prozent zu verzeichnen.

Durch die Schließung der Indoor-Sportanlagen, die Mitte November hinzukam, rechnet der Verband zum Jahresende mit einem Rückgang von weit mehr als 100 000 Mitgliedern. Zusätzlich hätten bereits ca. 65 000 Mitglieder ihre Kündigung in den bayerischen Sportvereinen für das kommende Jahr vorgemerkt. "Der Mitgliederrückgang wird also zu Beginn des neuen Jahres noch höher ausfallen – Tendenz weiter steigend", schreibt der BLSV.

Ammon: "Besorgniserregend"

Die Entwicklung sei "nur durch eine einheitliche Kraftanstrengung des gesamten bayerischen Sports aufzuhalten". Der Sport sieht sich in der Corona-Krise als Teil der Lösung, weil er eine "enorme Bedeutung" für die Gesunderhaltung der Bevölkerung habe.

BLSV-Präsident Jörg Ammon spricht von einer "besorgniserregenden Tendenz" bei den Mitgliederzahlen und appelliert in dieser schweren Phase an die Einheit des bayerischen Sports: "Unsere oberste Aufgabe muss es sein, die Menschen wieder zurück in die Sportvereine zu bringen und unsere Vereine und das Ehrenamt bei dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen." Elementar wichtig sei eine baldige Rückkehr zum Indoor-Sport.

Mitgliederschwund? In Weißenburg-Gunzenhausen (noch) kein Thema

© Foto: Uwe Mühling

Auch die BLSV-Kreisvorsitzende spricht von einer "sehr schwierigen Situation". Brigitte Brand bedauert den erneuten Stopp für den Breitensport – vor allem auch wegen der großen Anstrengungen, die viele Vereine unternommen haben, um Hygienemaßnahmen, Abstandsregeln und einiges mehr umzusetzen. Die Funktionärin ist auch selbst als Übungsleiterin tätig und bekommt die Auswirkungen vielfach mit.

In der Gruppe "Sport trotz(t) Demenz", die sie beim FC/DJK Weißenburg betreut, habe sich die erste Corona-Pause stark bemerkbar gemacht. Als Beispiel berichtet Brand von einem Mann aus der Gruppe: "Er war nach dem Neustart zunächst sehr teilnahmslos, wir haben ihn nach und wieder aufgebaut." Gerade solche Personen treffe das erneute Aus für den Gemeinschaftssport sehr hart. Das gilt auch für andere Menschen. Eine Frau etwa ist froh, dass sie während des Demenzsports einmal nicht auf ihren Mann aufpassen muss und einfach mal eine Stunde für sich hat.

Lob für Krisenmanagement

Die Beispiele und Folgen des Sportverbots könnte Brigitte Brand auch aus anderen Bereichen fortführen. Hinzu kommt für sie die persönliche Veränderung, dass Besprechungen zumeist online stattfinden. "Ich sitze nur noch am Computer", klagt die BLSV-Kreisvorsitzende, lobt aber ausdrücklich den Landesverband und dessen Corona-Krisenmanagement: "Ich finde, der BLSV macht das sehr, sehr ordentlich."

Die Vereine, so hat Brigitte Brand festgestellt, fühlen sich "gut unterrichtet und informiert". Als Kreisvorsitzende bekommt sie deshalb auch kaum Anfragen zum Corona-Thema. Wenn sich Vereine bei ihr melden, gehe es meistens um anstehende Bauvorhaben.

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