"Muna-Wald zu wertvoll": Hunderte demonstrierten erneut gegen Center Parcs

18.5.2021, 05:52 Uhr

© Foto: Markus Steiner

Organisiert hatte die Demo, die gut zwei Wochen vor dem Bürgerbegehren in Pfofeld stattfand, die Bürgerinitiative "Seenland in Bürgerhand", die inzwischen auch über die Petitions-Plattform "change.org" 41.000 Unterschriften für den Erhalt des Muna-Waldes gesammelt hat.

Dass der überaus wertvoll ist, betonte einmal mehr Prof. Erwin Hussendörfer, der an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf einen Lehrstuhl für Waldbau innehat. Der Wissenschaftler bedauerte im Gespräch mit unserer Zeitung vor der Demo: "Es ist ein Problem, dass wir nicht mehr Zeit haben, um zu erklären, wie wertvoll der Muna-Wald ist."


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Hussendörfer betonte später am Mikrofon dann auch der gebannt lauschenden Zuhörerschar, dass der Wald alles andere als "ein typischer Steckerleswald" sei, sondern 20 verschiedene Baumarten vertreten seien, die zudem eine "tolle Struktur" hätten und zudem klimaresistent seien. "Jeder Wald ist wertvoll", sagte der aus Ellingen kommende Wissenschaftler.

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Der Muna-Wald aber ganz besonders, weil er in einer wasserarmen und trockenen Region große Niederschläge speichere und auch für das Klima eine wesentliche Rolle spiele: "Ist der Wald erst einmal weg, dann wird sich auch das Klima hier ändern."

Seiner Meinung nach betone Center Parcs viel zu sehr die Wirtschafts- und Erholungsaspekte, nicht aber die Umweltfaktoren. Abschließend sagte Hussendörfer: "Wenn man verstehen will, wie ein Ökosystem funktioniert, dann muss man sich diesen Wald anschauen." Auch aus diesem Grund habe er "noch genügend Energie, um für diesen Wald zu kämpfen".

Fränkisches Seenland leide schon jetzt an Übertourismus

BI-Vorstand Johannes Riedl kritisierte, dass die Bürgerinitiative "Seenland in Bürgerhand" von den Park-Befürwortern oft als "Schreihälse" dargestellt werde, was aus seiner Sicht völlig unverständlich sei: "Wir haben 41.000 Unterschriften gesammelt für den Erhalt des Muna-Waldes, da verwundert diese Aussage sehr."

Riedl war es ein besonderes Anliegen darauf hinzuweisen, dass es nur wenig Menschen in der Region geben werde, die durch Center Parcs profitieren werden, die meisten Menschen an und um den See seiner Ansicht nach aber Lebensqualität verlieren werden und durch den Park ein neuer "Brennpunkt" im Seenland geschaffen werde.

Schon jetzt leide das Fränkische Seenland im Sommer unter einer Überbelastung. Wenn man mit dem Freizeitpark quasi eine neue Stadt zwischen zwei Naturschutzgebieten schaffe, dann sei das "einfach Irrsinn". Je früher das Thema Center Parcs erledigt sei, desto eher könne sich die Region an die Lösung der schon jetzt vorhandenen Probleme machen, glaubt der BI-Sprecher.

"Jeder Politiker, der für Center Parcs ist, setzt ein klares Zeichen gegen den Umweltschutz", sagte der BI-Vorsitzende. Wenn Politiker von einem ökologischen Konzept, das Center Parcs angeblich habe, spreche, dann wüssten sie entweder nicht, was sie sagen oder sie würden schlichtweg lügen.

Das Wort Lüge wollte BN-Vertreter und BI–Mitglied Karl-Heinz Schork nicht in den Mund nehmen, für ihn steht aber ohne Zweifel fest, dass die bislang der Öffentlichkeit vorgelegten Gutachten mit den Planungen von Center Parcs nicht zusammenpassen. Auch der Vorwurf der Center-Parcs-Befürworter, dass sich für das Muna-Areal jahrzehntelang niemand interessiert habe, ließ Schork nicht gelten: "Bis 2017 hatte das Gelände einen Schutzcharakter als ökologische Ausgleichsfläche.

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Bis vor zwei Jahren wusste auch der Bund Naturschutz ja noch gar nicht, wie wertvoll das Gelände wirklich ist." Bezüglich der vorkommenden Arten sei das Areal höchst schützenswert. Diese Meinung vertritt auch Brigitte Löffler, die stellvertretende Kreisvorsitzende des BN: "Diese Natur hier ist bayernweit einmalig. Deshalb muss man dieses Gebiet auch schützen. Machen Sie ernst mit dem Klimaschutz."

"Das ist kein Unternehmen der Welt wert!"

Dass der Muna-Wald schon jetzt eine wichtige Funktion für das Klima habe, stand auch für Kilian Welser, Bundestagskandidat der ÖDP, außer Frage: "Der Wald hat einen immensen Nutzen." Dass immer nur die wirtschaftlichen Aspekte gesehen würden, sei falsch. Genau dieses "immer mehr und immer mehr" wolle die ÖDP kritisieren.

Dass die wirtschaftlichen Vorteile durch Center Parcs für die Region nicht so groß sind, wie von den Planern behauptet, steht für Theo Baumann außer Frage. Der ehemalige Pleinfelder Gore-Geschäftsführer, der sich in der BI um die wirtschaftlichen Aspekte kümmert, hat mit Center Parcs vor allem aus einem Grund ein großes Problem mit dem geplanten Freizeitpark: "Ist es verantwortlich, dass für lediglich 400 Vollzeitarbeitsplätze 165 Hektar Wald verkauft werden? Das ist kein Unternehmen der Welt wert! Fällt uns da im Landkreis nichts Besseres ein?", fragte der einstige Top-Manager, der sich am Mikrofon bescheiden als "Theo Baumann, Ruheständler aus Pleinfeld", vorstellte.

Aus seiner Sicht wäre die Politik viel besser beraten, gemeinsam mit dem Mittelstand konstruktive Lösungen zu suchen: "Der Mittelstand ist immer geblieben, in den müssen wir investieren." Danach schickte Simone Reif sogar noch einen Appell an Ministerpräsident Söder: "Allein einen Baum zu umarmen, das reicht nicht aus, um etwas gegen den Klimawandel zu tun."

ÖDP-Kreisvorsitzender Reinhard Ebert brachte seine Wertschätzung für das Muna-Gelände mit einem selbst verfassten Gedicht zum Ausdruck, in dem es unter anderem heißt: "Eine große Differenz zwischen Taten und Worten ist bei der CSU zu benennen (...) Denn wenn es kommt bei den Beschlüssen in den Gremien zum Schwur, dann ist bei der CSU von Heimat und Umwelt bewahren keine Spur."

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