Röttenbacher "Haus für Kinder"

Nach Misshandlungs-Vorwurf: Eltern und Erzieher sind wieder gut miteinander

20.10.2021, 10:23 Uhr
Im Röttenbacher Haus für Kinder waren die Wellen der Empörung hochgeschlagen. Bei einer zunächst nichtöffentlichen Aussprache kamen die Beschwerden zur Sprache. Künftig soll die Kommunikation verbessert werden.  

© Jörg Carstensen, NN Im Röttenbacher Haus für Kinder waren die Wellen der Empörung hochgeschlagen. Bei einer zunächst nichtöffentlichen Aussprache kamen die Beschwerden zur Sprache. Künftig soll die Kommunikation verbessert werden.  

Nachdem im Röttenbacher Gemeinderat Eltern sich massiv über den kommunalen Kindergarten Haus für Kinder (HfK) beschwert hatten, lud der Gemeinderat zu einer Sondersitzung ein: Eltern, den Geschäftsleiter der Verwaltung, die Leiterin des Familienzentrums sowie die drei Leiterinnen des Kindergartens und der Kinderkrippe. In den ersten vier Stunden unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Im öffentlichen Teil, der als „Pressegespräch“ tituliert war, verkündete Bürgermeister Thomas Schneider das Resultat, ohne auf Details einzugehen. Zwei Stunden habe man zunächst mit den Leiterinnen über die Mitarbeitenden gesprochen, die die Einrichtung in den letzten fünf Jahren verlassen haben. Dabei drehte sich die Diskussion vor allem um deren Gründe, die sie zum Ausscheiden bewogen haben. Ein Großteil der Wechsel war, so Schneider, begründet und lag nicht am Team.

Änderung des Konzepts verlangt

Nur bei einem verschwindend kleinen Teil bestanden Differenzen zur pädagogischen Ausrichtung der Arbeit im HfK. Diese Mitarbeiter verlangten eine grundlegende Änderung des Konzepts. Es stand dann die Frage im Raum: solle man „das gesamte Team auswechseln oder auf zwei, drei Leute verzichten“. Diese haben dann selbst die Konsequenz gezogen, nicht weiter im Team mitarbeiten zu wollen. Er könne, so Schneider, „das Resümee ziehen, dass wir keine Defizite im Team feststellen mussten, die diese hohe Fluktuation verursacht hätten.“ Schneider räumte ein, dass auch diese ausgeschiedenen Kräfte Opfer der massiven Unterversorgung des HfK an Mitarbeitern gewesen seien, wie alle anderen Mitarbeiter und die Eltern auch.

Im zweiten Teil kamen die Eltern dazu. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, und es habe, so Schneider, „eine anregende und manchmal aufregende Diskussion gegeben“. Vertreter der Eltern, des HfK, der Verwaltung und Gemeinderäte hätten sich ausführlich und strukturiert ausgetauscht. Eine abschließende Erklärung gab es jedoch nicht.

Auf die Frage, ob das Verhältnis von Pädagogen zu Kindern bei Gründen für das Ausscheiden eine Rolle gespielt hätte, antwortete HfK-Leiterin Rebecca Fritz, dass man bei einigen der Mitarbeiterinnen, die gegangen sind, nicht damit einverstanden war, wie sie mit den Kindern umgegangen seien. Das hätte nicht zum Konzept des HfK gepasst. Sie seien „sehr laut und grob“ mit den Kindern umgesprungen, ergänzte Schneider, „das wurde vom Team nicht geduldet“. Deren Arbeitsvertrag wurde beendet. Andere Mitarbeiter seien mit Kollegen nicht klargekommen und hätten deshalb gekündigt.

Gemeinderat Thomas Sonnauer (SPD) betonte, dass in einem Erzieherteam Konsens bestehen müsse, wie man mit den Kindern umgehe. Schneider berichtete, man sei sich einig, dass eine Mitarbeiterin, die nicht adäquat mit den Kindern umgehe, nicht tragfähig sei und im Widerspruch zum Großteil des Teams stehe, dem am liebevollen Umgang mit den Kindern gelegen sei.

Sonnauer fasste die Gründe für die hohe Fluktuation zusammen: ein Drittel habe die Einrichtung wegen einer besseren Stelle verlassen. Ein weiteres Drittel sei nur Mitarbeiter auf Zeit gewesen, aber es gab auch Mitarbeiter, „wo es verhaltensbedingt gut war, dass die Arbeitsverhältnisse beendet wurden. Da war ein erheblicher Anteil auch krankheitsbedingt.“ Auch wären, so Sonnauer, manche mit den wegen der hohen Fluktuation erschwerten Arbeitsbedingungen nicht zurechtgekommen. Nur bei drei, vier Mitarbeitern habe es erhebliche Differenzen über das pädagogische Konzept gegeben.

Immer beide Seiten hören

Der Abend hätte, so Schneider, zum Ausdruck gebracht, dass der Großteil der Eltern hinter dem Team und dem padägogischen Konzept stehe. Man sei sich darüber im Klaren, dass künftig über alles gesprochen werden solle, dass man aber Vorwürfe nicht allein im Raum stehenlassen dürfe. Es müssten immer beide Seiten eines Konflikts Gehör finden. Michael Kauschka (CSU) plädierte dafür, dass die Kindergartenleitung offen für die Probleme der Eltern sei.

Sicher gebe es auch künftig kritisch eingestellte Väter und Mütter. Aber es sollte von Eltern auch keine Hetze gegen das HfK betrieben werden. Dadurch entstehe Unfrieden, unter dem vor allem Kinder und Mitarbeiter leiden würden. Die Verwaltung müsse hinter dem Personal stehen. Die Umstände seien, so Kauschka, derzeit sehr schwierig, wenn es um die Rekrutierung von geeigneten Fachkräften für die pädagogische Arbeit gehe.

Auf den Fall der „Misshandlung“ eines Kindes angesprochen, der zum Eklat bei der Septembersitzung geführt habe, ging der Bürgermeister ein: Man habe keine Belege einer solchen Mißhandlung gefunden. Alle Vorfälle seien pädagogisch aufgeklärt.

Als Beispiel nannte er das „Gartenverbot“ für drei Kinder, die sich von den Außenanlagen Wasser und Matsch in Eimern besorgt und damit das Bad im Haus für Kinder „geflutet“ hätten. Ihnen habe man geraten, sich künftig mit der Aufsicht abzusprechen. Auch sollten die Kinder eine für das Spielen im Matsch passende Kleidung tragen. Es war also kein Garten-“Verbot“, sondern eine pädagogische Maßnahme.

Mangelnde Kommunikation

Dass dieser „Vorfall“ zu einer Missachtung des Kindeswohls aufgebauscht wurde, lag wohl auch an mangelnder Kommunikation zwischen Pädagogen und Eltern – so einer der Väter, dessen Kind beteiligt war. Die Kommunikation müsse verbessert werden, so Rebecca Fritz und Thomas Schneider.

Franz-Josef Mühling (Freie Wähler) bewertete das Meeting im Gemeinderat als „mutiges Format“ und einen „Neubeginn“ für verbesserte Kommunikationsstrukturen zwischen Eltern und Gemeinderat. „Wir alle sitzen in einem Boot“, bekräftigte er, „wir sind eine familienfreundliche Gemeinde“. Das solle auch so bleiben. Missverständnisse seien dazu da, dass sie geklärt würden. Mit den Eltern, die sich um das Wohl ihrer Kinder Sorgen machen und Mitarbeitern, die „mit Herzblut bei der Sache sind, müsse man emotionsfrei reden können“, forderte Mühling.

Sonnauer (SPD) versprach, dass seine Fraktion sich bemühen werde, bei den Rahmenbedingungen für die Arbeit im HfK „nachzuschärfen“. Auch Michael Gerstner (CSU) betonte, dass die behandelten Probleme nicht struktureller Art seien. Man habe an der Aufarbeitung der Vorwürfe großes Interesse. Zu den Eltern wolle man ein vertrauensvolles Verhältnis pflegen.

Schädlich fürs Image

Schneider appellierte an die “Erziehungsverantwortung“ der Trägerschaft des Kindergartens, zu der er neben der Verwaltung auch die Leitung des HfK zähle. Kommunikationsprobleme würden dem Image der Einrichtung schaden. Wenn allerdings das Verhältnis zwischen Eltern und Kindergarten wie in einigen wenigen Fällen so nachhaltig „zerrüttet“ sei, dass Wahrnehmung und Realität weit auseinanderklaffen, dann müsse man sich – da war er sich mit Thomas Sonnauer einig – voneinander trennen. Dies sei in einem Fall geschehen.

Mit Erstaunen wurde wahrgenommen, dass sich einige Eltern von den Initiatoren des Elternprotests im September hintergangen gefühlt haben. Nur mit unwahren Behauptungen und unter Zeitdruck sei bei einigen Eltern die Zustimmung zu dem Protestschreiben „erzwungen“ worden.
In Zukunft wolle man, und darin waren sich nahezu alle Anwesenden einig, alle erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der stresserzeugenden Fluktuationen ergreifen und das Haus für Kinder „wieder in einem besseren Licht dastehen lassen“.

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