Ab jetzt wieder 50 Prozent Auslastung

Neue Corona-Regeln: Nürnbergs Kulturschaffende schwanken zwischen Empörung und Erleichterung

26.1.2022, 11:25 Uhr
Neue Corona-Regeln: Nürnbergs Kulturschaffende schwanken zwischen Empörung und Erleichterung

© Heimken/dpa

Bei weniger als 1000 Zuschauern ist nun eine 50-prozentige Auslastung erlaubt, es müssen – bei weiter bestehender Maskenpflicht – keine 1,50 Meter Abstand mehr eingehalten werden. Veranstaltungen mit 1000 bis 10.000 Zuschauern dürfen mit 25-prozentiger Auslastung wieder stattfinden. Die Kulturbranche reagiert nur zum Teil mit Erleichterung.

Museen

Bei den Museen ist die Enttäuschung groß. Denn von mehr Auslastungskapazitäten profitieren sie nur, wenn sie Veranstaltungen wie etwa Ausstellungseröffnungen oder Tagungen durchführen. "Wir hatten gehofft, dass die 2 G plus-Regel für Museen fällt. Denn die Verpflichtung zum geboostert sein oder dem Mitführen eines Tests kostet uns sehr viele Besucher", sagt Thomas Eser, Direktor der Museen der Stadt Nürnberg.

Dass man im Museumscafé mit 2G Essen und Trinken kann, sobald man aber in die Ausstellungsräume möchte, Booster oder Test braucht, sei schlichtweg nicht nachzuvollziehen. "Die Museen fallen wieder einmal hinten runter", kritisiert Eser die neuesten politischen Entscheidungen: "Schade!"

Klassik

Lucius Hemmer, Chef der Nürnberger Symphoniker, war schon zu drastischen Maßnahmen (oder Worten) bereit, um die benachteiligte Klassikszene zu stärken: "Wenn man weiterhin jeden Restaurant-Besuch besser stellt, bleibt uns nur noch, während der Konzerte auch Schäuferle zu servieren!" Ein Bild, das im Gedächtnis bleibt . . .

"Wir als Symphoniker begrüßen natürlich die Entscheidung, die Kapazität auf 50 Prozent zu erweitern, sehr. Sie war ein fälliger Schritt, weil sich Publikum und Veranstalter das gemeinsam mit viel Disziplin erarbeitet haben. Mehr Menschen im Konzert bedeutet auch mehr Freude, miteinander Musik erleben und genießen zu können." Gleichzeitig ist es für die Ausübenden auf der Bühne wichtig, nicht mehr in so leere Räume spielen zu müssen: "Da steigt auch auf der Bühne die Laune beim Musizieren!"

Ob sich das nun auch rechnet, ist für ihn gar nicht die drängende Frage. "Nach den vielen entbehrungsreichen Monaten ist jede Öffnung eine Verbesserung." Ihm ist auch klar: "Nur weil mehr kommen können, sind die Säle nicht automatisch proppenvoll. Das Publikum muss erst wieder Vertrauen schöpfen, dass es etwas uneingeschränkt Tolles ist, sich auf einen Konzertbesuch freuen zu dürfen." Gesundheitliche Sicherheit hat natürlich weiterhin hohe Priorität, versichert er.

Kino

Für Matthias Damm vom Nürnberger Filmkunsttheater Casablanca stellen 25 statt 50 Prozent Platzauslastung eine deutliche Erleichterung dar. "Schön, dass wir jetzt wieder die Hälfte der Plätze besetzen dürfen und die anderthalb Meter Abstandsregel wegfällt". Als Kino mit nur drei eher kleinen Sälen (90, 44 und 26
Plätze) habe die 25 Prozent-Marke eine "enorme Einschränkung" bedeutet. Nun könne wieder jede Reihe besetzt werden, zwischen den einzelnen Besuchergruppen würden jeweils zwei Plätze freigelassen.

Eine Vollbelegung hält Damm derzeit nicht für erstrebenswert, viele Besucher würden dann nicht mehr kommen. Die 2 G plus-Regel ist für das von einem Verein getragene Filmkunsttheater kein Problem. "Große Kinos mit mehr jungem Publikum sehen das sicher anders", so Damm. "Aber die Menschen, die zu uns kommen, sind eigentlich alle geboostert. Es ist so gut wie keiner mit einem Test dabei."

Rock/Pop

Die Frage geht auch ans Concertbüro Franken, dem größten Konzertveranstalter in Sachen Rock/Pop in der Region (u. a. Hirsch, Löwensaal): Könnt Ihr damit arbeiten? "Nein", sagt CBF-Chef Axel Ballreich.

"Im Clubbereich haben wir aktuell kein Programm. Fast alle internationalen Acts haben ihre Tourneen verschoben oder abgesagt. Vielleicht lässt sich im Hirsch spontan was mit regionalen oder nationalen Künstlern machen. Tanzveranstaltungen sind erst wieder denkbar, wenn die Abstandsregeln komplett fallen. Für Parties brauchen wir vier Wochen Vorlaufzeit, und ob das dann mit Maske funktioniert, ist fraglich."

Anders stellt sich die Situation im Hallenbereich dar – wobei hier bei diversen Konzerten etwa in der
Arena Nürnberg, die noch nicht abgesagt wurden, schon 75 Prozent der Karten verkauft sind. Da kommt man mit 50 Prozent Auslastung dann auch nicht weiter und wird schnell Opfer des eigenen Erfolgs, wie Ballreich sagt.

Gut sieht es hingegen bei Sommerfestivals aus: "Da glauben die Leute dran, das läuft". So ruhen beim Concertbüro derzeit alle Hoffnungen auf den Sommermonaten und den diversen Open-Air-Festivals, die das CBF dann anbietet. "Da setzen wir drauf. Alles davor sehen wir skeptisch, und was den Herbst 2022 angeht ebenfalls."

Theater

Andrea Maria Erl musste erst einmal genau abklären, ob mit der Erhöhung der Auslastung die 1,50 Meter Abstand wegfallen, die bisher galten. Die Chefin des Theaters Mummpitz, die auch Sprecherin des Arbeitskreises der bayerischen Kindertheater ist, ließ sich von einer Münchner Kollegin den O-Ton der Pressekonferenz mitteilen.

In der ersten Mitteilung der Staatsregierung stand zu den Abständen nichts – für die Kindertheater, die meist keine großen Räumlichkeiten haben, hätte eine Erhöhung der Kapazität ohne Wegfallen des Abstands nichts gebracht.

So aber "ist es erstmal eine große Erleichterung", sagt Erl. Vor allem mit Blick auf das Kindertheater-Festival Panoptikum, das am 8. Februar startet. "Wir haben alle auf die Entscheidung gewartet." Jetzt könne sie die Buchung öffnen und den Interessenten sagen: "Ein bisschen was geht." Erl ist mit Gästen aus ganz Deutschland in Kontakt, für die sich die Reise nur lohnt, wenn sie mehrere Vorstellungen besuchen können. Dennoch: "Einbußen bei den Einnahmen werden wir natürlich trotzdem haben."

Kein großes Problem ist für Erl der weiterhin obligatorische Nachweis eines Tests oder einer Booster-Impfung. "Sowohl bei den öffentlichen wie auch bei den Schulvorstellungen sind die Besucherinnen und Besucher sehr kooperativ, alle haben die nötigen Papiere dabei."

Unterm Strich also Freude bei den Kindertheatern. Die Situation bleibt schwierig, aber: "So wird’s ein bisschen rentabler."

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