Neues Notfallkonzept im Erlanger Waldkrankenhaus

8.9.2019, 18:00 Uhr
Neues Notfallkonzept im Erlanger Waldkrankenhaus

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann

Am Freitag ist in der Notaufnahme des Malteser Waldkrankenhauses St. Marien meistens etwas mehr los als an anderen Tagen mit durchschnittlich 40 bis 50 Patienten. Viele möchten bei Beschwerden vor dem Wochenende noch einen Arzt sehen — daher sitzen bereits um zehn Uhr mehrere Patienten im Warteraum der neugestalteten Ambulanz. Einige sind schon in verschiedene Bereiche weitergeleitet, etwa zu Labor-, Ultraschall- oder CT-Untersuchungen. Laut oder hektisch, wie man es von anderen Einrichtungen oft kennt, ist es auf dem Gang nicht. Und das, sagt Pascal Weiher (stellvertretende Stationsleitung), liegt an der räumlichen, aber auch strukturellen Neuausrichtung.

Seit Anfang Juli befindet sich in der Mitte der bestehenden Notaufnahme eine neue Zentrale. Dort arbeiten Mediziner und Pflegekräfte Hand in Hand, dort erfolgt auch die Anmeldung der Patienten. Gleich gegenüber befindet sich der Wartebereich. Die Nähe habe viele Vorteile — und zwar für das Klinikpersonal ebenso wie für die Patienten, sagt Weiher. "Wir sehen sofort, wenn mit einem Patienten im Wartezimmer irgendetwas nicht in Ordnung ist", erläutert der Gesundheits- und Krankenpfleger. Für die Mitarbeiter bringe das kürzere Laufwege mit sich, was wiederum den Kranken zugutekomme. Denn so bleibe mehr Zeit für die Patienten.

Organisatorisch sei der Ablauf straffer und effizienter. Ein Koordinator (neben Weiher ist das seine Kollegin Betina Secibovic) stuft bei der ESI-Triage (kommt vom franz. Verb "trier", "sortieren") anhand der Symptome beim Eintreffen aller Patienten ein, wie dringlich der Behandlungsbedarf ist. Der Koordinator stellt fest, wen die Behandlungsteams zuerst versorgen müssen.

Fünf Kategorien

Der hier angewandte Emergency Severity Index (ESI) ist ein fünfstufiger Triage-Algorithmus, der aus den USA stammt. Ziel ist es, die Patienten herauszufiltern, die unmittelbar von einem Notfallmediziner gesehen und behandelt werden müssen. Zugleich werden jene ermittelt, die verzögert versorgt werden können.

Für jede Kategorie gibt es vorgeschriebene Zeiten, in denen der Patient einen Arzt sehen muss: In der Kategorie eins ist das sofort, in der Kategorie fünf können bis zu 120 Minuten und mehr vergehen.

Die Einordnung selbst dauert wenige Minuten: Gerade befragt Koordinatorin Betina Secibovic eine ältere Frau, die seit zwei Wochen nicht auf die Toilette kann und ihr davon bereits der Rücken schmerzt. Symptome und Vitalwerte ergeben: Die Patientin kommt in Kategorie drei, muss binnen 30 Minuten einen Mediziner sehen. Neben der ärztlichen Untersuchung sollen weitere Befunde wie Labor und Ultraschall abklären, ob es sich um einen Darmverschluss oder nur eine Verstopfung handelt.

Mit diesem System, sagt Weiher, könne man einem Patienten besser erklären, weshalb womöglich ein später gekommener schneller einen Arzt sieht als er selbst: "Durch die Kriterien wird die Reihenfolge für den Patienten nachvollziehbar."

Die jüngsten Umbaumaßnahmen von rund 80 000 Euro stellen nur einen Zwischenschritt dar. Langfristig sollen Notfall-Patienten in einem durch Stellwände abgetrennten großen Raum behandelt werden. Wie die ESI-Triage kommt auch das aus den USA. Ein Neubau hierfür war vor Jahren geplant und genehmigt. Doch durch den Trägerwechsel wurde die Baumaßnahme nicht umgesetzt. "Parallel zur Erneuerung der Notaufnahme haben wir dem Gesundheitsministerium noch einmal einen Antrag für diesen Neubau vorgelegt, weil wir das Nutzungskonzept überarbeitet haben", sagt Geschäftsführerin Anja Sakwe Nakonji.

Die Gespräche hierzu finden in den nächsten Wochen statt. Die Baumaßnahmen sollen in etwa drei Jahren beendet sein.

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