Bahn-Nostalgie in Neumarkt
3.6.2013, 13:00 UhrIm Mittelpunkt standen die Dampfpendelzugfahrten von Neumarkt bis zum neuen „Bahnhof“ Schlierferheide. Gerade rechtzeitig wurde das neue Schild aufgestellt. Auf der nur 5,5 Kilometer langen Strecke zuckelte der acht Waggons zählende Zug, gezogen von der Dampflok der Baureihe 52, die historische Strecke entlang. Die Männer der Fränkischen Museumseisenbahn machten es möglich. Der Wettergott spielte nur bedingt mit, zumindest war es am Nachmittag trocken.
Gäbe es die Firma Bögl nicht, wäre auch der Rest der Strecke wohl ganz abgebaut worden, nachdem am 25. September 1987 zum letzten Mal für einen Personenzug nach Beilngries das Signal auf Grün stand. Die gänzliche Demontage wurde verhindert, den Anschluss bis zum Werk Bögl hielt die Deutsche Bahn aufrecht, bis im Jahr 2005 Bögl selber die Strecke übernahm.
Zwei Bögl Mitarbeiter, Martina Bögl und Christoph Meier, hatten die Fäden für das Jubiläum in der Hand. „Erst allmählich, nachdem wir die Strecke erworben haben, habe ich mich für ihre Geschichte interessiert. Es ist ja nun ein Teil unserer Firmengeschichte geworden“, berichtete Martina Bögl. Das Thema Eisenbahn sei schließlich ja mehr eine Männersache. „Es werden viele Erinnerungen wachgerufen und man bekommt viele Informationen von Menschen, die mit der Strecke zu tun hatten“, sagte sie weiter.
Christoph Meier baute schon am frühen Morgen den Fuhrpark mit diversen Loks und Waggons auf. Dazu gehörten auch die frisch restaurierte Firmenlok der ehemaligen WASAG und eine Rangierlok der Firma Pfleiderer. Der Neumakter Eisenbahnliebhaber Alois Bader machte die Kleinloks ausfindig und rettete sie vor der Verschrottung. Selbstverständlich, dass Alois Bader beim Jubiläum auch dabei war. Ein Stück Neumarkter Wirtschaftsgeschichte wurde durch seine Initiative wieder lebendig.
Historie traf Moderne: Hinter den Kleinloks war die wuchtige rote Diesellok postiert. Jörg Kaiser ist aktiver Lokführer und fährt im Auftrag von DB Schenker die Züge mit Betonfertigteilen vom Bögl-Werksgelände zum Bahnhof Neumarkt. Die Eisenbahn liegt bei seiner Familie im Blut. „Mein Uropa und Uronkel waren schon Lokführer mit dem Bockel nach Freystadt“, erzählte Kaiser. Der Freystädter Bockel wurde übrigens eigens zum Fest von Ingolstadt nach Greißelbach geholt. Dort bleibt er vorerst bis August.
Spuren der Vorfahren
Auf die Spuren seiner Vorfahren machte sich Franz Hanauer aus dem baden-württembergischen Esslingen. „Mein Großvater Leopold Hanauer war als Heimatvertriebener hier Lokführer bis zum Ende der 1950er Jahre auf der Baureihe 86“, erinnerte sich der 62-Jährige und zückte seinen Fotoapparat, um den Dampfzug mit seiner weißen Rauchfahne festzuhalten. Neben ihm standen viele Väter, die Kinder auf dem Arm oder an den Händen. Alle tänzelten um die Lok, ließen sich neben den meterhohen Treibrädern ablichten und ab und zu durften sie beim Halt in der Schlieferheide auch einmal auf den Führerstand.
30000 Liter Wasser fasst der Tank und zehn Tonnen Kohle der Tender. Schwerarbeit ist für den rußgeschwärzten Heizer angesagt. Organisator Christoph Meier, dessen Buch „Nebenbahn Neumarkt-Beilngries“ rechtzeitig zum Jubiläum fertig wurde, hat seinem sechsjährigen Sohn versprochen, dass er hautnah mit Papa im Führerstand dabei sein darf. „Sengenthal geht auf Reisen“ hieß es bei der letzten Fahrt.
Die Bewohner von Sengenthal durften zu einer Sonderfahrt an ihrem Haltepunkt einsteigen. Der gesamte Gemeinderat mit Bürgermeister Werner Brandenburger und sehr viele Sengenthaler ließen sich das Nostalgieerlebnis nicht entgehen, besonders die, die selber früher mit der Sulztalbahn gefahren sind. „20 Pfennig hat es nach Neumarkt gekostet“, erinnerte sich eine 83-Jährige an den Fahrpreis aus den 1950er Jahren. Nach einer knappen Stunde war die Sonderfahrt Geschichte.
Wer mehr Lust auf die Historie der Nebenbahn hatte, konnte die Fotoausstellung in der Bahnanlage Greißelbach besuchen.
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