Antifeminismus? Ex-Darstellerin klagt Porno-Industrie an

29.6.2020, 20:07 Uhr
Mia Khalifa gehört zu den bekanntesten Gesichtern der Porno-Industrie.

Mia Khalifa gehört zu den bekanntesten Gesichtern der Porno-Industrie.

Viele Kilos weniger und mit einem dicken Verband nach einer Nasen-Operation zeigt sich Mia Khalifa, die eigentlich anders heißt, in ihrer Instagram-Story. Sie will ihre Optik verändern. Auch würde sie gerne das gesamte Foto- und Videomaterial von sich löschen, welches auf unzähligen Porno-Plattformen im Internet kursiert und entstanden ist, als sie 21 Jahre alt war - aber das geht nicht. In einem ausführlichen Interview mit dem Hero Magazine spricht die heute 27-Jährige über diese Zeit in ihrem Leben.

Die wenigsten geben es zu, doch viele tun es: Im Internet nach pornografischen Inhalten suchen. 

Die wenigsten geben es zu, doch viele tun es: Im Internet nach pornografischen Inhalten suchen.  © ETHAN MILLER, AFP

Obwohl sie auf den Aufnahmen in pornografischer Weise einige Male zu sehen ist, hat sie keinerlei Rechte an den Inhalten.Die hat sie abgegeben, sagt sie, mit einer Unterschrift auf einem Stück Papier, an die Firma Pornhub, eine Multi-Millionen-Produktionsfirma. Die gebürtige Libanesin hat mittlerweile geheiratet und, wie sie sagt, schwere psychische Schäden von ihrer Zeit als Pornodarstellerin davongetragen. Drei Monate ihres Lebens hat sie in der Industrie gearbeitet. Heute beschreibt sie diese Zeit als "toxisch".


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In den USA setzt die Branche jährlich geschätzte Summen im zweistelligen Milliardenbereich um und gehört damit zum größten Porno-Markt weltweit. Geld, von dem Mia Khalifa nur wenig gesehen hat. Nach eigenen Angaben hat die Plattform "Pornhub" mit ihr über 50 Milllonen US-Dollar verdient. Sie selbst machte mit den Erwachsenenfilmen angeblich nur rund 12.000 Dollar.

Netflix-Serie widmet sich dem Thema

Diesem Thema widmet sich auch die Netflix-Dokumentationsreihe "Hot Girls Wanted: Turned On" aus dem Jahr 2017. Die Produzenten verfolgen dabei Frauen, die meisten sind gerade erst 18 geworden, bei ihrem Einstieg in die Welt der Pornografie. Was für viele wie ein glitzernder Traum voller Luxus, Selbstbestimmung und Abstand zur provinziellen Heimat beginnt, endet in zerrüttenden Familienverhältnissen und mentalen Problemen.

Anstatt einem Starlet-Leben unter den Palmen Floridas wartet auf viele Frauen der Druck, immer mehr Geld zu verdienen. Denn: Die laufenden Kosten für Miete, Körperpflege und Reisen tragen die Frauen oft selbst. Viele fangen mit harmloseren Filmchen an, doch das "große Geld" verdient man so nicht. Der Druck, immer härtere und perversere Dinge vor der Kamera zu tun, steigt.

Die Filmemacher wollen ständig neue Gesichter, nur wenige Frauen halten sich in der Industrie länger als ein paar Monate. Das Abenteuer Pornografie endet in der Netflix-Serie für mehrere Frauen dann genau da, wo es angefangen hat: in der eigenen Heimatstadt. Die Filme bleiben aber im Netz, für die ganze Welt abrufbar.

Warnung an die Follower

"Macht es nicht," warnt Mia Khalifa ihre über 20 Millionen Instagram-Follower. Wer wirklich Freude dran habe, solle zu kleinen Produktionsfirmen gehen, auch als Konsument solle man die Großkonzerne boykottieren. In den sozialen Medien schlägt Khalifa zu ihrer neuen Haltung gleichermaßen Spott und Unterstützung entgegen. Viele Menschen prangern die ganze Szene als anti-feministisch an, mache User wollen der Ex-Pornodarstellerin sogar helfen, die Filme aus dem Netz zu bekommen.

Wieder andere sagen, Khalifa sei selbst schuld und heuchlerisch, niemand habe sie schließlich dazu gezwungen, das zu tun, was sie getan hat. Auch rassistische und diskriminierende Äußerungen und Filmmaterial der 27-Jährigen werden wieder zu Tage befördert. Wieder andere zweifeln, dass sie wirklich vergleichsweise wenig Geld verdient hat.

In einem weiteren Post schreibt Mia Khalifa: Ihre Vergangenheit habe die Beziehung zu ihrer Familie zerstört, mache ihre Ehe kompliziertere und habe ihr die Ehre genommen. Immer wenn sie durch ihren Aktivismus gegen die Industrie nun in die Schlagzeilen kommt, würden ihre Videos von den Plattformen erneut beworben.

Dazu sagt sie: "Die machen Millionen damit so zu tun, als sei ich noch aktiv. Ich kann nicht entfliehen."

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