App der Stunde: Das steckt hinter dem Hype um TikTok

5.3.2019, 08:11 Uhr

"Slim". Der erste Filter, der frisch angemeldeten Nutzern im Effekte-Menü vorgeschlagen wird, spricht für sich. Wer es noch eine Stufe härter mag, kann auch "Super Slim" auswählen - was offenbar oft genug passiert, immerhin schlägt die App TikTok ihren Usern vorzugsweise die Filter vor, die andere Mitglieder der Community auch benutzen. So wie das Internet eben funktioniert: Es macht sich zunutze, dass Menschen immer überall dazugehören und das tun wollen, was andere auch tun. Und dünn sein natürlich.

Trends sind ein zentrales Thema bei der App, die seit August 2018, als TikTok durch einen 800-Millionen-Dollar-Deal zum Nachfolger von musical.ly wurde, so oft auf den Smartphones dieser Welt gelandet ist, wie kaum eine andere. 500 Millionen aktive monatliche Nutzer gibt es aktuell, dank einer aggressiven und teuren Marketingkampagne ist die Tendenz stark steigend. Alleine im September wurde die App laut dem Analyse-Tool Priori Data über eine Million Mal in Deutschland heruntergeladen.

Wer sich registriert, kann mit wenigen Handgriffen kurze, poppige Clips mit musikalischer Untermalung und einigen Spezialeffekten - Stichwort "Super Slim" - erstellen und mit der ganzen Welt teilen. TikTok ist ein Kurzvideoportal, der Hype vergleichbar mit dem um das frühe Snapchat, ehe es von Mark Zuckerbergs Branchenriese Instagram erfolgreich kopiert und somit fast überflüssig wurde. Bytedance, der chinesische Mutterkonzern hinter TikTok, gilt als das wertvollste Startup der Welt, noch vor dem Mobilitäts-Gamechanger Uber. Auch deswegen sind sich Experten sicher, dass Zuckerberg ganz genau hinsieht, was TikTok zur Zeit so sexy macht.

Warum die App gerade bei Teenagern enorm beliebt ist, ist nicht schwer zu erklären. Sie macht Spaß, ist genauso unterhaltsam wie intuitiv bedienbar und regt sogar zur Kreativität an. Mit der Playback-Funktion können User (Pop-)Stars nachahmen und die so entstandenen Videos ihren Freunden zeigen. Und natürlich dem Rest der Welt. So wurden die Zwillinge Lisa und Lena deutschlandweit berühmt, dieses Youtube-Video vermittelt einen Eindruck ihres Schaffens und der Möglichkeiten bei TikTok:

Als Belohnung für die Clips gibt es dann jede Menge Herzchen und Kommentare anderer Nutzer, eventuell sogar virtuelle Geschenke, die echtes Geld kosten. Auf kaum einem anderen Netzwerk können User derart schnell Reichweite aufbauen: From zero to hero. Zudem ist die Anwendung gratis, was es Kindern denkbar einfach macht, sie herunterzuladen. 

Doch wo Kinder nach Reichweite gieren und sich zur Schau stellen, um anderen zu gefallen, kommen auch Kritiker auf den Plan. In Frankreich warnte laut der französischen Nachrichtenagentur AFP gar die Polizei Eltern davor, dass ihr Nachwuchs "unziemlicher sexueller Angebote" ausgesetzt sein könne. Brian Solis von der US-Beratungsfirma Altimeter fordert entsprechende Aufklärung, denn Eltern, Erzieher und Ärzte seien oft "komplett unwissend." Sie dürften die Kinder keinesfalls alleine der Technologie überlassen. 

"Make Every Second Count", das ist der Slogan, den TikTok seinen Hunderten Millionen Menschen zuruft. Lass jede Sekunde zählen. Und nutze unsere Filter.

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