20 Stunden lang im Meer

Auf Kreuzfahrtschiff: Mann will nur auf die Toilette - und wacht im Golf von Mexico auf

Lisa Krüger

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5.12.2022, 10:30 Uhr
Die Carnival Valor auf einem Archivbild. 

© imago stock&people Die Carnival Valor auf einem Archivbild. 

James Grimes und seine Familie gingen in New Orleans an Bord des Carnival Valor Kreuzfahrtschiffs. Dort wollte die Familie die freien Tage über Thanksgiving verbringen. Das Schiff war auf dem Weg nach Mexico. In einem Interview von ABC news äußert sich Grimes nun zu der unvergesslichen Fahrt.

Laut eigenen Angaben hatte er tagsüber einige Drinks genossen, war jedoch nicht betrunken. Am Abend des 23.11. nahm er noch an einem Luftgitarrenwettbewerb teil und amüsierte sich mit seiner gesamten Familie. Danach wird seine Erinnerung verschwommen. Gegen 23 Uhr entschuldigt sich Grimes bei seiner Schwester und geht auf die Toilette. Als nächstes wacht er treibend im Golf von Mexico auf. Weit und breit war kein Schiff mehr zu sehen.

Über 20 Stunden trieb Grimes im Meer. Am Leben gehalten habe ihn nur der Wille, seine geliebte Familie wiederzusehen: "Ich habe nie akzeptiert, dass dies das Ende meines Lebens sein wird. Ich bin 28 Jahre alt. Ich bin noch jung. Das wird es nicht sein", so Grimes im Interview. Er blieb optimistisch und schwamm immer weiter.

Während Grimes im Meer trieb, so berichtet er, musste er sich gegen ein sehr großes Tier wehren. Er sah es aus dem Augenwinkel auf sich zukommen und es stieß gegen sein Bein. "Es machte mir Angst, nicht zu wissen was es war", gesteht er im ABC Interview. Vor lauter Angst habe er nach dem Tier getreten, sodass es das Weite suchte. Laut seinen Angaben war das Tier allerdings kein Hai, denn es hatte ein eher flaches Maul. Auch die Erschöpfung machte Grimes schwer zu schaffen. Als ein Stück Treibholz vorbei schwamm, biss er kurzerhand darauf. "Es sah aus wie Bambus, also habe ich es gegessen (...) der Geschmack im Mund war wenigstens ein anderer als Salzwasser".

20 Stunden geschwommen

Als die Familie bemerkte, dass James nicht in seiner Kabine übernachtet hatte, verständigten sie die Küstenwache. Zu diesem Zeitpunkt war der Mann bereits seit über zwölf Stunden im Wasser. "Ich habe mich gefragt, wie lange ich noch durchhalten muss“, erklärt Grimes, der bereits am Ende seiner Kräfte war. Gegen 20.25 Uhr tauchte ein Hubschrauber auf. Ein Mitarbeiter der Küstenwache ließ sich an einem Seil zu Grimes herunter. Die Rettung kam in der letzten Sekunde. Grimes verlor fast in diesem Moment das Bewusstsein, als die Küstenwache bei ihm war.

Seine Familie spricht von einem "Thanksgiving-Wunder". Auch Grimes selbst ist sich sicher: "Gott war mit mir, als ich dort draußen war". Wie er über Bord gehen konnte, ist noch unklar. Laut Angaben des Carnival Valor Kreuzfahrtschiffes ist die Reling so gebaut, dass ein versehentliches Stürzen praktisch unmöglich sei.