Party trotz Corona

"Ballermann-Situation" vermeiden: Bayern bereitet sich auf Sommer vor

13.6.2021, 09:42 Uhr
In vielen Städten wird Alkohol-To-Go verkauft.

© Sven Hoppe, dpa In vielen Städten wird Alkohol-To-Go verkauft.

Angesichts sinkender Corona-Zahlen und steigender Temperaturen bereiten sich Bayerns Kommunen auf den Partysommer 2021 vor. Viele Städte setzen darauf, dass sich das Treiben nicht mehr auf wenige Plätze konzentriert, weil nun auch Biergärten und Restaurants wieder offen sind. Aber an so manchen Feiermeilen der Innenstädte sind weiter Alkoholverbote in Kraft - oder zumindest im Gespräch.


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"Solange die Clubs und Diskotheken geschlossen sind, wird der Druck auf den öffentlichen Raum gerade bei gutem Wetter steigen", warnte der Nürnberger Stadtrechtsdirektor Olaf Kuch. An Problempunkten könne mit einem Alkoholverbot außerhalb der Gastronomie reagiert werden.

Heftige Auseinandersetzungen

Zuletzt war es in einigen Städten Bayerns zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Feiernden und der Polizei gekommen, darunter in München und Regensburg. Die Polizeigewerkschaft sieht die Kommunen in der Verantwortung. Bei massiven Übertretungen müsse schnell über Verbote entschieden werden, sagte der stellvertretende Bundes- und Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Bayern, Thorsten Grimm. Damit bezog er sich auf die Randale im Englischen Garten in München, bei der Flaschen gegen Polizisten flogen. Ein Alkoholverbot war dort zwar im Gespräch, wurde aber nicht durchgesetzt.


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In München gilt auch in der Fußgängerzone der Altstadt und auf dem Viktualienmarkt kein Alkoholverbot mehr. Aber an Hotspots wie am Gärtnerplatz ist das Trinken von alkoholischen Getränken zwischen 20 Uhr und 6 Uhr nach wie vor verboten. Als Ausgleich für das abgesagte Oktoberfest soll auch in diesem Jahr die Veranstaltungsreihe "Sommer in der Stadt" stattfinden. Das soll Schaustellern helfen, fehlende Einnahmen wenigstens teilweise zu ersetzen. Zudem sollen sich die Menschen so besser verteilen.

Augsburg musste neulich den To-Go-Verkauf von Alkohol nach Mitternacht einstellen. Die Stadt setze bei den Lockerungsmaßnahmen unter anderem auf die Kommunikation über die Social-Media-Accounts der Stadt, sagte ein Sprecher.

"Baradies" in Regensburg

Regensburg hofft auf eine positive Entwicklung durch die weiteren Lockerungen für die Gastronomie. Im Rahmen des Projekts "Baradies" sollen Bars und andere Altstadt-Gastronomen ab Juli im Stadtpark im Freien bewirten dürfen. Das Betreten der Jahninsel sowie des Grieser Spitz ab 23.00 Uhr ist bis Ende Oktober verboten. In Teilen der Altstadt gilt nach wie vor: kein Alkohol. Die Polizei will an den Wochenenden an beliebten Treffpunkten verstärkt präsent sein, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz. Im persönlichen Gespräch könnten viele Konflikte vermieden werden.

Wegen Partys am Alten Kranen zieht Würzburg Konsequenzen. Am kommenden Wochenende werden Teilbereiche des Mainkais zwischen 22 Uhr und 6 Uhr gesperrt. Lärm und Müll am Mainufer habe der Stadt keine andere Wahl gelassen, erklärte Oberbürgermeister Christian Schuchardt. "Leider ist die Grenze überschritten. Spaß haben im Freien ja, Verstöße gegen Corona-Beschränkungen und Party auf Kosten der Anwohner – nein." Zudem sollen in der Stadt "freundliche AHA-Teams" Feiernde auf Hygieneregeln aufmerksam machen.

Müll und Lärm haben auch in Bamberg Verbote gebracht. Oberbürgermeister Andreas Starke will damit für mehr Sicherheit und Ordnung in der Altstadt sorgen. Im Sandgebiet und im Innenstadtbereich gilt nun ein Alkoholverbot ab 22 Uhr. Berichten zufolge hätten Gastronomen schon mal die Getränke kistenweise auf der Straße verkauft. Damit seien Ansammlungen von bis zu 300 Menschen provoziert worden, beklagt die Stadt. "Wir wollen die derzeitige Ballermann-Situation in der Sandstraße und die Verunreinigungen in der Innenstadt und im Sandgebiet beenden", sagte Starke. Die Polizei ist hier auch mit Body-Cams unterwegs, die Eskalationen vermeiden sollen.

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