"Bares für Rares": Der "Mohr von Venedig" sorgt für Wirbel
24.2.2021, 19:05 UhrIn der Sendung vom Mittwoch (24.02.) präsentiert ein 58-Jähriger den ZDF-Trödlern ein besonderes Schmuckstück. Der "Mohr von Venedig" sei ein Erbstück von seinem Lebenspartner, wie der Mann erklärt. Ein Vorfahre der Familie soll es um 1900 in Venedig gekauft haben, er war Tuchhändler. Horst Lichter beginnt sofort zu schwärmen: "Das sieht aus wie aus 1000 und einer Nacht, ein wunderschönes kleines Schmuckstück", sagt der Moderator ganz verzückt.
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Expertin Heide Rezepa-Zabel erklärt, es handle sich um einen Anhänger in Form einer "Moretto"-Büste, den man auch als Brosche verwenden kann. "Der Begriff Moretto wird angewandt für Schmuck, der diese dunkelhäutigen – ja – Nordafrikaner, sag ich mal neutral, hier als Kopf zusammenfasst und mit einem Brustanschnitt als Büste in den Schmuckhandel eingegangen ist", so die Kunsthistorikerin. Davon gebe es viele Exemplare, die als "Sinnbild des Exotischen, des Orientalischen" zur damaligen Zeit standen. "Für unsere Verhältnisse ist es natürlich sehr befremdlich", räumt Rezepa-Zabel ein. "Damals entsprach es jedoch dem Geschmack der Zeit." Den Wert schätzt die Expertin auf 1100 bis 1500 Euro.
Was jedoch fehlt: Keiner der Experten erklärt, dass das Schmuckstück aus heutiger Sicht eine stereotype und rassistische Darstellung eines schwarzen Menschen zeigt – mit dicken Lippen, schwarzer Haut, Locken und Ohrringen.
Auch im Händlerraum überhäufen sich die Lobpreisungen zu dem Schmuckstück: Worte wie "Oh, ist das schön", "bärenstark" und "der ist richtig, richtig gut" fallen. Auf Nachfrage des Magazins Stern, warum man das Schmuckstück in der Sendung so mit Lob überhäufte und keine kritischere Einordnung aus heutiger Sicht vornahm, hieß es seitens eines ZDF-Sprechers: "Es gibt durchaus eine Einordnung. Sowohl Horst Lichter ('So wurde es früher genannt') als auch Dr. Heide Rezepa-Zabel ('Für unsere Verhältnisse ist es natürlich sehr befremdlich') machen deutlich, dass dieser Begriff nicht mehr gebräuchlich ist und diese Bezeichnung heutzutage befremdlich wirkt."
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Am Ende der Sendung lässt sich Moderator Horst Lichter trotzdem zu einem kleinen Gag hinreißen: "Bei mir gibt es ja nichts mit Löckchen auf Seite zu legen", sagt er flapsig zur Abmoderation in die Kamera.
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