Berlin: Auto dringt bis ans Tor des Kanzleramts vor

25.11.2020, 14:36 Uhr
Der Fahrer dieses Autos ist am Mittwoch bis zum Tor des Bundeskanzleramtes in Berlin vorgedrungen.

© Michael Kappeler, dpa Der Fahrer dieses Autos ist am Mittwoch bis zum Tor des Bundeskanzleramtes in Berlin vorgedrungen.

Ein 54-jähriger Mann hat mit seinem Auto das Tor des Bundeskanzleramts in Berlin gerammt. Er beschädigte mit der Front des Wagens mindestens zwei Metallstreben des Gittertores. Der Fahrer des mit Protestbotschaften versehenen Fahrzeugs wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen, wie die Berliner Polizei auf Twitter mitteilte. Die Hintergründe waren laut Polizei zunächst unklar. Ein Sprecher sagte, ob es sich um einen "psychischen Zustand oder eine andere Motivlage" handele, werde noch geklärt.

Aus Sicherheitskreisen hieß es, das Fahrzeug sei "mit langsamer Geschwindigkeit gegen das Tor des Bundeskanzleramtes gerollt". Auf der Fahrerseite des dunklen Kombis stand in weißer Schrift: "Ihr verdammten Kinder- und alte Menschen-Mörder". Auf der Beifahrerseite stand: "Stop der Globalisierungs-Politik".

Der Vorfall ereignete sich während der laufenden Sitzung des Bundeskabinetts. Dieses tagt in der Regel mittwochs morgens im Kanzleramt. Die Polizei sperrte den Bereich nach dem Vorfall ab. Rettungswagen standen in der Nähe. Nach dem Bericht eines dpa-Fotografen soll ein Mensch leicht verletzt und im Krankenwagen behandelt worden sein. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen handelt es sich dabei um den Fahrer des Autos.

Die Fahrt in den Zufahrtsbereich des Bundeskanzleramtes ist nicht erlaubt. Darauf weist ein Schild hin. Lediglich Fahrradfahrern ist es erlaubt, weiter zu fahren. Allerdings handelt es sich um öffentliches Straßenland. Vor dem Kanzleramt befindet sich ein Tor, das in den Boden versenkt werden kann und meist offen ist.

Ob die Aktion womöglich im Zusammenhang mit den jüngsten Protesten gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie steht, war zunächst unklar. In der vergangenen Woche waren während einer Abstimmung des Bundestags über das Infektionsschutzgesetz Protestkundgebungen in direkter Nähe des Bundestages und vor dem Kanzleramt verboten worden. Kleinere Kundgebungen finden in der Umgebung von Bundestag und Kanzleramt aber regelmäßig statt.

Mann fuhr 2014 mit demselben Auto gegen Zaun im Kanzleramt

Der 54-jährige Festgenommene hat bereits 2014 an der Berliner Regierungszentrale eine sehr ähnliche Tat begangen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Ermittlerkreisen. Die Polizei bestätigte das zunächst nicht. Im Februar 2014 war der damals 48 Jahre alte Mann mit demselben Auto gegen den Zaun des Kanzleramts gefahren. Fotos von dem Vorfall zeigen den Wagen mit einer politischen Beschriftung, die sich gegen den Klimawandel richtete. Auf der anderen Seite des Autos stand eine Liebeserklärung. Auch damals wurde der Mann von der Polizei festgenommen.