Dubiose Deals: Anton Schlecker schweigt vor Gericht

6.3.2017, 16:52 Uhr
Dubiose Deals: Anton Schlecker schweigt vor Gericht

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Anton Schlecker selbst schweigt. Fünf Jahre nach der Pleite seiner Drogeriemarktkette lässt er vor Gericht lieber seinen Anwalt Norbert Scharf sprechen, der die Sicht des Angeklagten gleich unmissverständlich klar macht: "Die Vorwürfe sind unzutreffend." Der einstige Drogeriemarktkönig muss sich vor dem Landgericht Stuttgart verantworten, weil er Vermögen beiseite geschafft haben soll. Schlecker kämpft dort auch um sein Lebenswerk.

Pünktlich um 9 Uhr kommt der 72-Jährige am Montagmorgen in den Saal 18 des Stuttgarter Landgerichts. Unfreiwillig steht der sonst so öffentlichkeitsscheue Schlecker plötzlich wieder im Rampenlicht. Es gibt kaum Fotos von dem Gründer eines einst riesigen Firmenimperiums, der immer sehr zurückgezogen lebte.

Nun kann sich die Öffentlichkeit im Gerichtssaal wieder ein Bild von ihm machen: Mit ergrautem Haar, im schwarzen Anzug mit schwarzem Pullover darunter steht er da. Er wirkt gefasst. Doch so wie er seine Hände knetet und im Saal umherschaut, verrät er auch, dass ihm ihm dieser Auftritt sehr schwer fallen muss.

Familie muss sich auch verantworten

An den Tischen hinter ihm sitzen seine Frau Christa sowie sein Sohn Lars und seine Tochter Meike. Auch sie müssen sich vor dem Landgericht Stuttgart verantworten. Dem Firmengründer wird in dem Prozess vor allem zur Last gelegt, in Kenntnis der drohenden Zahlungsunfähigkeit seines Unternehmens in 36 Fällen Vermögenswerte beiseite geschafft und so dem Zugriff der Gläubiger entzogen zu haben. Seine Familie soll ihm geholfen haben.

Ab dem Jahr 2000 sei der Konzern bereits in einer "strategischen Krise" gewesen, sagt Staatsanwalt Thomas Böttger in seiner rund einstündigen Anklageverlesung. Spätestens im Jahr 2009 habe Schlecker erkannt, dass dem Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit drohe. Es habe „keine tragfähige Aussicht“ bestanden, wieder in die Gewinnzone zu kommen.

Überhöhte Stundensätze

Detailliert listen Böttger und sein Kollege Christoph Buchert auf, wann von welchem Konto welche Gelder zwischen Firmen und zwischen den Familienmitgliedern flossen. Im Zentrum steht dabei ein Logistikunternehmen, in dem Meike und Lars Schlecker Gesellschafter waren. Das Unternehmen soll vom Schlecker-Konzern überhöhte Stundensätze bekommen haben. Den beiden Kindern wird zudem zur Last gelegt, die Logistikfirma um mehrere Millionen Euro geschädigt zu haben. Sie sollen es auch unterlassen haben, rechtzeitig einen Insolvenzantrag zu stellen.

Laut Anklage soll Anton Schlecker zudem unter anderem seinen Enkelkindern 800.000 Euro geschenkt, seinen Kindern und ihren Familien für knapp 50.000 Euro einen Urlaub bezahlt und Kosten der Wohnung seines Sohnes für eine Million Euro übernommen haben. Christa Schlecker soll zudem von dem Logistikunternehmen, in dem ihre Kinder Gesellschafter waren, Geld für tatsächlich nie erbrachte Beratungsleistungen bekommen haben. Die Verteidiger Anton Schleckers, aber auch die Anwälte von Christa und Meike Schlecker weisen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gleich am ersten Prozesstag zurück. Für Anton Schlecker sei eine Insolvenz seines Unternehmens "schlicht unvorstellbar" gewesen, sagt sein Anwalt Norbert Scharf. "Die Firma war sein Lebenswerk."

In Stuttgart wird ein langwieriges und kompliziertes Verfahren erwartet. Bis Oktober sind Verhandlungstage festgelegt. Der Vorsitzende Richter Roderich Martis bittet alle Beteiligten aber bereits zum Prozessauftakt, sich auch danach möglichst die Montage freizuhalten. Schon bald will laut seinem Anwalt Anton Schlecker sein Schweigen vor Gericht brechen und selbst Rede und Antwort stehen. 

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