Entertainer von der Lippe: "Die Leute sind von Greta genervt"

26.1.2020, 21:35 Uhr
Jürgen von der Lippe hat sich mit kernigen Aussagen zu Wort gemeldet.

© Henning Kaiser, dpa Jürgen von der Lippe hat sich mit kernigen Aussagen zu Wort gemeldet.

Jürgen von der Lippe hat eine neue Sendung im WDR. "Nicht dein Ernst!" heißt das Format, in dem er zusammen mit Moderatorin Sabine Heinrich und prominenten Gästen über richtiges Verhalten in kniffligen Alltagssituationen philosophieren will. Vor dem Start der Sendung am Sonntagabend hat sich der 71-Jährige in mehreren Interviews geäußert - allerdings nicht nur über seine Zukunft im Fernsehen. Vielmehr mischte sich von der Lippe mit deutlichen Worten in aktuelle gesellschaftliche Debatten ein.

So befürchtet er, dass die Bundesrepublik als Folge der MeToo-Debatte in Prüderie versinken könnte. "Es traut sich ja keiner mehr, ’ne Frau anzugraben. Das ist ja schnell übergriffig. Wenn es so freudlos wird, ist es auch nicht schade um die Menschheit. Aber mich betrifft das ja zum Glück nicht mehr. Ich bin 71 Jahre alt, meine Frau und ich werden uns wohl nicht mehr umorientieren, schätze ich mal", sagte der Entertainer gegenüber der Bild am Sonntag. Im Zuge der MeToo-Diskussion hatten zahlreiche prominente Frauen ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung öffentlich gemacht.

"In Deutschland entsteht eine Blockwart-Mentalität"

Auch vom Gendersternchen hält von der Lippe nicht viel. "Das generische Maskulinum kann man nicht wegdiskutieren", findet er. Die Sozialen Netzwerke bezeichnet er gar als "die Pest unserer Zeit". Den Einfluss von Facebook, Twitter und Co. verfolgt er höchst kritisch: "Jeder Depp, der sich hundert E-Mail-Adressen besorgt, kann unter hundert verschiedenen Namen seine Meinung in die Welt blasen. Und es gibt Firmen, Sender und andere Vereinigungen, die sich das wirklich zu Herzen nehmen." Jüngst hatte das Satirelied "Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau" für einen Shitstorm gegen den WDR gesorgt.

Zum Thema Klimaschutz hat die TV-Koryphäe ebenfalls eine klare Meinung. "Die Klimadiskussion ist vernünftig, um etwas anzustoßen. Aber in Deutschland entsteht dann immer so eine Blockwart-Mentalität", kritisiert der Comedian. "Das war bei der Mülltrennung schon so, als die Leute ihre Nachbarn beobachtet haben, ob sie auch ja ihren Müll richtig getrennt haben. So ist es jetzt beim Klima auch. Da heißt es dann: 'Ach, gibt es schon wieder Fleisch bei Ihnen?‘“

Klare Kante gegen Greta

Noch deutlicher wurde von der Lippe gegenüber der Hamburger Morgenpost. Im Interview mit der Tageszeitung kam er auf die Ikone der Klimabewegung, die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, zu sprechen. Grundsätzlich, so will er beobachtet haben, hätten es die Leute satt, erzogen zu werden. "Und die Leute haben Greta satt. Wenn sich so ein Mädel hinstellt und die Weltmächtigen anschreit 'How dare you!‘, und die dann kuschen, ist das für mich Comedy." Auf dem UN-Klimagipfel im September 2019 hatte Thunberg mit einer emotionalen Rede für Aufsehen gesorgt. Und anderem sagte sie bezugnehmend auf den Klimawandel: "Wie können Sie es wagen, noch immer wegzuschauen“

Mit seinen Aussagen dürfte von der Lippe für reichlich Diskussionsstoff gesorgt haben. Während aus dem Kreis der "Fridays For Future"-Bewegung harscher Gegenwind zu erwarten ist, dürfte der Entertainer im konservativ-liberalen Spektrum durchaus einige Zustimmung finden. Eines ist in jedem Fall sicher: Sollte es von der Lippe vor allem darum gegangen sein, mit provokanten Aussagen Aufmerksamkeit für sich und seine Sendung zu gewinnen, so hat er dieses Ziel erreicht.

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