Anfrage aus Bundestag

Geisterflüge: Ärger um Hunderte leere Regierungsflüge zwischen Bonn und Berlin

26.1.2022, 09:19 Uhr

Es sind erstaunliche Fakten, die aus der Recherche hervorgehen. So sollen konkret seit November 2020 336 Flüge der Luftwaffe ohne einen einzigen Politiker abgehoben sein, um sich auf den "Weg" von Berlin nach Bonn oder umgekehrt zu machen.

Es habe diese 336 Leerflüge auf den Strecken in der Tat gegeben, erklärte das Verteidigungsministerium nun auf eine Anfrage des Linken-Fraktionschefs Dietmar Bartsch. Insgesamt habe es in diesem Zeitraum – 13 Monate – genau 431 Flüge gegeben. Damit waren rund 78 Prozent reine "Geisterflüge".

Wie kann es zu so einer klimaschädlichen Bilanz kommen? Das Ministerium versucht, weiter aufzuklären: "Bereitstellungsflüge (ohne Passagiere) wurden und werden sinnvoll zur Erfüllung der Aus- und Weiterbildungsprogramme der für Luftfahrzeugbesatzungen geforderten jährlichen Flugstunden und Verfahren genutzt" – wird ein Sprecher in der Stellungnahme zitiert.

Jahr 2034 im Fokus

Weiterer Grund für die Kurzstreckenflüge: So sitzt ein Großteil der Technik, welche die Luftwaffe benötigt, weiter in Köln. Seit geraumer Zeit warte man, dass der Betreiber auf dem Flughafen Berlin-Brandenburg die Infrastruktur für einen Umzug der Technik ermöglicht. Das Ziel, den Teil der Abteilungen aus Köln-Wahn ebenfalls in die Hauptstadt zu verlagern, könnte aber laut aktuellen Plananalysen bis ins Jahr 2034 dauern.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steigt am Flughafen BER in einen Airbus der Flugbereitschaft, um nach Paris zu fliegen. Die Flugbereitschaft der Luftwaffe ist zwischen ihren Standorten in Köln/Bonn und Berlin weiterhin ganz überwiegend ohne Passagiere unterwegs. Der Anteil sogenannter Bereitstellungsflüge ohne Passagiere betrug damit rund 78 Prozent von insgesamt 431 Flüge zwischen den Standorten. 

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steigt am Flughafen BER in einen Airbus der Flugbereitschaft, um nach Paris zu fliegen. Die Flugbereitschaft der Luftwaffe ist zwischen ihren Standorten in Köln/Bonn und Berlin weiterhin ganz überwiegend ohne Passagiere unterwegs. Der Anteil sogenannter Bereitstellungsflüge ohne Passagiere betrug damit rund 78 Prozent von insgesamt 431 Flüge zwischen den Standorten.  © Michael Kappeler, dpa

Bartsch zeigte sich entsetzt von dem Vorgang, bezeichnete ihn als "klimapolitischen Irrsinn", der schnellstens enden müsse. "Während den Bürgern Verzicht bei Flugreisen gepredigt wird, starten und landen die Flieger der Flugbereitschaft hundertfach mit nur besetztem Cockpit. Die Piloten der Flugbereitschaft sollen und müssen erstklassig ausgebildet sein, allerdings muss die Ausbildung auch klimapolitischen Anforderungen stärker angepasst werden."

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