Sexualassistenz

Grüne fordern mehr Sex für Menschen in Alters- und Pflegeheimen

Cora Krüger

Online-Redaktion

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19.3.2023, 12:09 Uhr

Sei es aufgrund mangelnder Räume oder fehlender Partner: Wollen Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen ihre sexuellen Bedürfnisse ausleben, gibt es für sie oft keine Möglichkeiten dazu. Dies führt zu Frustration, kann jedoch auch Übergriffe auf das Pflegepersonal nach sich ziehen. Florian Siekmann, stellvertretender Fraktionschef der Grünen im bayerischen Landtag, fordert deshalb die Möglichkeiten für sogenannte Sexarbeit in Senioren- und Pflegeeinrichtungen auszuweiten.

Gemeinsam mit dem Grünen-Abgeordneten Andreas Krahl kritisiert er die aktuellen Umstände in einer schriftlichen Anfrage an das bayerische Gesundheitsministerium. "Sexualität ist Bestandteil unseres Lebens. Sie ist Teil unserer Persönlichkeit und unabdingbar. [...] In vielen Pflegeeinrichtungen erschweren [jedoch] allein die Rahmenbedingungen und die fehlende Kommunikation ein Gefühl der Geborgenheit, das für eine gelingende Intimität nötig wäre", heißt es darin.

Auch, dass Bewohnerinnen und Bewohner nur schwer oder gar keinen Zugang zu Informationen zum Thema Sexualbegleitung erhalten, wird kritisiert: "Häufig fehlt es den Bewohnerinnen und Bewohnern an Sexualpartnerinnen und -partnern sowie an Informationen über eine mögliche Vermittlung dieser."

Das Ausleben sexueller Bedürfnisse ist im Altersheim nur schwer möglich. 

Das Ausleben sexueller Bedürfnisse ist im Altersheim nur schwer möglich.  © IMAGO/Ute Grabowsky/photothek.de

Keine Zahlen zu Sexarbeit in bayerischen Pflegeeinrichtungen

Daten über sogenannte Sexarbeit in Pflegeeinrichtungen oder entsprechende Ansprechpartner liegen dem bayerischen Gesundheitsministerium unter der Leitung von Klaus Holetschek (CSU) nicht vor. Zwar heißt es in der Beantwortung, dass Räume für die Erfüllung sexueller Bedürfnisse grundsätzlich bereitstehen sollten.

Jedoch sei es dabei wichtig, "den Schutz und das Wohl der Bewohnenden unter Berücksichtigung von deren Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung sicherzustellen". Wer also eine Sexualbegleitung in Anspruch nehmen möchte, muss diese selbst organisieren und muss darauf achten, niemand anderen zu belästigen.

Forderung keine Neuheit

Mehr Möglichkeiten Sexualassistenz in Anspruch zu nehmen ist keine neue Forderung der Grünen. Bereits 2017 hatte es auf Bundesebene einen ähnlichen Vorschlag aus den Reihen der Partei gegeben. So forderte die damalige pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Elisabeth Scharfenberg, Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung unter bestimmten Bedingungen Sex mit Prostituierten zu bezahlen. "Eine Finanzierung für Sexualassistenz ist für mich vorstellbar“, so die Grünen-Politikerin zur Welt am Sonntag. Die Kommunen sollten über "über entsprechende Angebote vor Ort beraten und Zuschüsse gewähren" können.

In den Niederlanden ist der Vorstoß bereits Realität: Dort ist es schon seit mehreren Jahren möglich, sich Sex mit einem oder einer Prostituierten von der Krankenkasse finanzieren zu lassen. Voraussetzung ist ein ärztliches Attest, welches bestätigt, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, sich selbst zu befriedigen.