Gegen volle Wartezimmer

Hausärzte wollen die telefonische Krankschreibung zurück - als Standard

Stefan Besner

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

30.6.2022, 19:34 Uhr
Die Krankschreibung per Telefon müsse Standard werden, denn sie sei für alle gut, so Weigeldt.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa Die Krankschreibung per Telefon müsse Standard werden, denn sie sei für alle gut, so Weigeldt.

Die Corona-Fallzahlen steigen aktuell wieder an. In diesem Zuge füllen sich die Wartezimmer bei den Hausärzten. Der Grund: Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen hatte entschieden, eine zuvor mehrfach verlängerte Sonderregelung auslaufen zu lassen. Die telefonische Krankschreibung ist nicht mehr möglich. Das sorgt bei vielen Hausärzten für Kopfschütteln.

Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland forderte der Bundesvorsitzende des Deutschen Haus­ärzte­verbandes Ulrich Weigeldt die dauerhafte Weiterführung der telefonischen Krankschreibung in Arztpraxen: "Die Telefon-Arbeits­unfähigkeits­bescheinigung hat sich bewährt. Warum diese jetzt ohne Not wieder einkassiert wurde, ist nicht nachvollziehbar. Wir sind sehr dafür, dass diese sinnvolle Regelung für Bestands­patientinnen und ‑patienten dauerhaft bestehen bleibt."

Telefon-Krank­schreibung als Standard?

Die Krankschreibung per Telefon sei eine echte "Entlastung" gewesen, besonders dann, wenn der Arztbesuch nur durch Krankschreibung begründet war. Das ist nun vorbei. "Viele müssen sich [...] krank in die Praxen schleppen, vor allem, weil viele Arbeitgeber schon ab dem ersten Tag eine Krank­schreibung verlangen.", erläuterte der Verbandschef weiter und wird gegenüber der Bild dann noch deutlicher: ""Die Krankschreibung per Telefon muss Standard werden, denn sie ist für alle gut: Für Patienten, für die Praxen, weil nicht reihenweise Kranke unnötigerweise in Wartezimmern sitzen. Das hat sich besonders während der Coronakrise gezeigt."

Kritiker befürchten Missbrauch

Kritiker wie Arbeitgeber wittern hier eine Chance des Missbrauchs der Regelung. "Die Möglichkeit einer Telefon-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist ja keine Pflicht.", erklärte Weigeldt. Die meisten Hausärzte würden ihre Patienten in der Regel seit Jahren kennen und könnten sie somit auch einschätzen.