Horrorfratze "Momo" fordert wohl 14-jähriges Todesopfer

8.11.2018, 14:08 Uhr
Das skurrile Spiel "Momo" treibt weiter sein Unwesen im Netz.

© Silas Stein/dpa/Youtube Das skurrile Spiel "Momo" treibt weiter sein Unwesen im Netz.

Das Antlitz von "Momo" ist zum Fürchten: Eine Mischung aus Mädchen und Rabe geht in den sozialen Netzwerken um. Im Sommer ist der Kettenbrief in mehreren Ländern aufgetaucht. Wie ein neuer tragischer Vorfall in Frankreich zeigt, spukt das Phänomen noch immer im Netz herum. Der Kettenbrief wird von einem unbekannten WhatsApp-Profil versendet, das die Fratze als Profilbild zeigt. Der Absender stellt sich mit dem Namen "Momo" als totes Mädchen vor und droht damit, den Nutzer nachts heimzusuchen, sollte dieser die Nachricht nicht an 15 Freunde weitersenden. Bald entstand daraus ein gefährliches Spiel: "Momo" stellt Aufgaben, die mit der Zeit immer gefährlicher wurden. Als letzte Challenge wartet angeblich der Selbstmord.

Kendal Gattino war eigentlich lebensfroh

Kendal hat sich wegen "Momo" das Leben genommen, ist sich sein Vater René sicher. Sein 14-jähriger Sohn hatte sich in der Nacht auf den 15. Oktober in seinem Zimmer erhängt - mit seinem Kimono-Gürtel. Eigentlich sei Kendal lebensfroh und engagiert gewesen, beteuert seine Familie. Er hätte niemals aus eigenem Antrieb sein Leben beendet. 

Vater René habe Hinweise darauf, dass Kendal vor seinem Tod an einer "Momo"-Challenge teilgenommen habe. Das geht aus einer Klage hervor, die er einreichte. Er verklagt die Internetplattformen WhatsApp und YouTube, weil sie junge Menschen nicht genug schützen würden. Der Familienvater will auch den französischen Staat zur Rechenschaft ziehen: Dieser ginge nicht genug gegen solche Gefahren im Internet vor. "Wir dachten, wir wären auf dem Land in Sicherheit. Aber das Internet ist überall und wir sichern es nicht", zitiert ihn der Pressedienst AFP.

Auch gegen eine Dating-Webseite reichte der Vater Klage ein, weil sich sein noch minderjähriger Sohn dort ohne Altersprüfung einschreiben konnte. Die genauen Umstände und die Todesursache werden laut Staatsanwalt derzeit ermittelt. Mit diesem Schritt will die Familie die Öffentlichkeit auf die Gefahren im Internet aufmerksam machen.

Noch mehr Fälle auf der ganzen Welt

Etwa eine Woche nach dem Vorfall in Frankreich gab es wohl einen weiteren Zwischenfall in Belgien, bei dem sich ein 13-Jähriger versuchte, zu erhängen - angeblich für einen Live-Stream im Internet. Auch hierbei fiel der Name "Momo". Der Teenager lag zwei Wochen lang im Koma, er starb vor wenigen Tagen, wie die Tageszeitung L'essentiel berichtete. Und auch in Brasilien berichtete die Buenos Aires Times von einem Selbstmord einer Zwölfjährigen, bei der die Polizei ebenfalls einen Zusammenhang mit der Challenge vermutet. 

Eigentlich ist "Momo" eine Statue aus Japan, die in der Vanilla Gallery in Tokio ausgestellt wurde. Momo ist eigentlich ein sogenannter Yokai, ein Geist aus dem japanischen Volksglauben.

 

Die Polizei weist daraufhin, dass Eltern mit ihren Kindern über solche Phänomene sprechen sollen. Sie sollen ihren Schützlingen auch klarmachen, dass nichts passiert, wenn sie den Kettenbrief nicht weiterleiten. Kontakte, die solche seltsamen Nachrichten verschicken, sollen nicht eingespeichert oder gar kontaktiert werden. Am besten werde die Nachricht gleich mitgelöscht.

 


 

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