Inbegriff von Zivilcourage: Bayern gedenkt Dominik Brunner

12.9.2019, 07:59 Uhr
Vor zehn Jahren starb Dominik Brunner am Münchner S-Bahnhof Solln. Er schritt ein, als Schüler von Jugendlichen bedroht wurden, was für ihn tödlich endete.

© Archivfoto: Peter Kneffel/dpa Vor zehn Jahren starb Dominik Brunner am Münchner S-Bahnhof Solln. Er schritt ein, als Schüler von Jugendlichen bedroht wurden, was für ihn tödlich endete.

Zehn Jahre nach dem Tod von Dominik Brunner gedenkt Bayern des Geschäftsmanns, der beim Schlichten eines Streits unter Jugendlichen ums Leben kam und so zur Ikone für Zivilcourage wurde. An seinem Todestag am Donnerstag (11.00 Uhr) erinnern Politiker und Wegbegleiter an den Mann, der heuer 60 Jahre alt geworden wäre. Unter anderem werden Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, Klaus-Dieter Josel und Uli Hoeneß als Kuratoriumsvorsitzender der Dominik-Brunner-Stiftung am Tatort am Bahnhof Solln im Süden der Landeshauptstadt erwartet.


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Zwei 17- und 18-Jährige hatten am 12. September 2009 am Münchner S-Bahnhof Donnersbergerbrücke eine Gruppe jüngerer Schüler bedrängt und von ihnen Geld verlangt. Brunner bekam das mit und rief aus der S-Bahn die Polizei an. In Solln stieg er mit den 13- bis 15-jährigen Schülern aus und stellte sich vor sie. Er schlug zuerst zu; das Gericht wertete das später als Notwehr in Erwartung eines unmittelbar bevorstehenden Angriffs. Die Jugendlichen schlugen daraufhin auf ihn ein und traten ihn, als er schon am Boden lag. Brunner verlor das Bewusstsein und starb später im Krankenhaus an einem Herzstillstand infolge eines vergrößerten Herzmuskels.

"Brunner hat nicht weggeschaut"

Der Fall machte bundesweit Schlagzeilen und Zivilcourage zum gesellschaftlichen Thema. "Brunner hat nicht weggeschaut. Das ist das Beispiel, das wir würdigen wollen", sagt Andreas Voelmle, Vorstandsmitglied der Stiftung. Angehörige, Freunde und Weggefährten hatten die Stiftung zu Brunners Andenken gegründet.

Die beiden Schläger, die sich unweit des Bahnhofs in einem nahe gelegenen Gebüsch versteckt hatten, wurden festgenommen. Der Haupttäter wurde im Jahr darauf zu neun Jahren und zehn Monaten Jugendstrafe wegen Mordes verurteilt. Der zweite Täter bekam sieben Jahre wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge.

Es gab auch Kritik an Brunners Verhalten. Er habe überreagiert, hieß es gelegentlich. Voelmle will darüber nicht richten. "Ich mag mir da kein Urteil erlauben. Das sind Stresssituationen - da kann man im Nachhinein klug daherreden." Der Fall habe aufgerüttelt und gezeigt, "dass man sich dem Thema widmen muss".

Heute erinnern Straßen und Plätze an Brunner, in Poing bei München gibt es eine Dominik-Brunner-Realschule. Am Tatort stehen ein Mahnmal und eine Tafel zum Geschehen. Vor Brunners ehemaliger Schule in seinem niederbayerischen Heimatort Ergoldsbach (Landkreis Landshut) steht eine Bronzestatue. Sie zeigt einen Mann, der sich vor ein Kind stellt. Das Entsetzen über die tödliche Eskalation von damals hat den Namen Dominik Brunner zum Synonym für Zivilcourage werden lassen.

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