Experte macht Hoffnung

"Infektionsdruck wird um das zehn- bis 15-fache nachlassen": Virologe erwartet ruhigen Sommer

20.1.2022, 13:05 Uhr
Der Virologe Klaus Stöhr sieht einen entspannten Corona-Sommer auf Deutschland zukommen. Der Infektionsdruck werde demnach stark nachlassen.

© Lino Mirgeler, dpa Der Virologe Klaus Stöhr sieht einen entspannten Corona-Sommer auf Deutschland zukommen. Der Infektionsdruck werde demnach stark nachlassen.

Derzeit sorgt die schnelle Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus für Ernüchterung in Deutschland: Erneut hat das Robert-Koch-Institut (RKI) neue Höchstwerte bei den Corona-Infektionen gemeldet. Am Donnerstagmorgen lag die Sieben-Tages-Inzidenz, also der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, laut RKI bei 638,8 und hat damit erstmals die Marke von 600 überschritten.

Diese Zahlen mildern die Hoffnung auf ein schnelles Ende der Pandemie. Nun hat der Top-Virologe Klaus Stöhr aber ein entspanntes Infektionsgeschehen ab Frühling prognostiziert. In einem Interview mit NTV geht der Wissenschaftler zwar davon aus, dass Omikron weiterhin viele weitere Neuinfektionen verursachen werde, aber der Druck auf die Krankenhäuser und Intensivstationen soll demnach nicht "proportional zunehmen". Er beziehe sich dabei auf Daten aus anderen Ländern.

"Das wird relativ einfach durchlaufen", sagte Stöhr gegenüber NTV. Demnach werden zwar zukünftig wohl immer noch viele Personen in Krankenhäuser eingeliefert, aber der Virologe erwartet für den Frühling ein "zehn- bis 15-faches Nachlassen des Infektionsdrucks". Der Sommer werde folglich entspannt, meint Stöhr.

Schwere Krankheitsverläufe lassen nach

Auch im Hinblick auf Omikron und einer möglichen Impfpflicht relativiert der Virologe : "Wir haben ein Virus, das sich nicht mehr tief in der Lunge, sondern im Nasen- und Rachenraum vermehrt". Dadurch werde die Infektiosität zwar erhöht, aber die Krankheitsschwere lasse nach.

Die veränderte Situation müsse sich auch in den zukünftigen Corona-Maßnahmen widerspiegeln. Die nächsten zwei Wochen sollte man laut dem Virologen noch abwarten, wie sich die Omikron-Variante auf die Krankenhäuser auswirkt.

Aber: "Ob man im Herbst tatsächlich noch eine Impfpflicht braucht, das wage ich zu bezweifeln", sagte Stöhr im Interview. Da viele Menschen neben der Impfung auch eine natürliche Immunität hätten, gebe es einen langanhaltenden Schutz. Zumal eine Impfpflicht nicht kommen werde, bevor die hohen Zahlen aus dem Winter gesunken seien.

Weg in Richtung Normalität?

Stöhr sieht vor diesem Hintergrund einen Weg in die Normalität und verweist dabei auf Spanien, das Corona zukünftig ähnlich wie die Grippe behandeln will. "Am Anfang der Pandemie war schon klar, dass zum Ende der Pandemie die Auswirkungen von Corona ungefähr vergleichbar werden mit der saisonalen Influenza".

In diese Richtung bewege man sich laut Stöhr nun hin. Spanien sei hier schon weiter. Das bedeute aber nicht, dass man jetzt alles lockern sollte, aber "der Plan muss auf den Tisch".

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