Königliche Hochzeit gibt den Briten Auftrieb

30.4.2011, 19:34 Uhr
Königliche Hochzeit gibt den Briten Auftrieb

© AFP

Die Begeisterung bei der jüngsten Hochzeit im Hause Windsor zeigt wieder einmal wie die Einschätzung der Monarchie als " Tonikum für die Nation" ist. Williams Ehegelöbnis, seinen Reichtum mit seiner Frau zu teilen, mag hohl bei denen klingen, die wegen des rabiaten Sparkurses der Regierung ihren Job im öffentlichen Dienst verlieren. Und die märchenhafte Wendung, dass eine Frau aus dem "gemeinen Volk" den künftigen König heiratet, ändert nichts an der krassen gesellschaftlichen Immobilität im Königreich. Aber dennoch fühlen sich die meisten Briten an diesem Feiertag wohler. Mit ihren Landsleuten in London feiern 6000 Straßen Partys das "Royal Wedding". Die Untertanen ihrer Majestät, die sich sonst über verspätete Züge, verschobene Operationen und chaotische Bauplanungen ärgern, freuen sich über die perfekte Organisation eines großartigen Ereignisses, um das sie die Welt beneidet.

Vergessen ist im Augenblick die ständige Kritik an den Kosten der königlichen Familie für die Steuerzahler oder gar der ketzerische Gedanke, die Monarchie ganz abzuschaffen. 8000 ausländische Journalisten und die Übertragung der Hochzeit in 180 Länder zeigen, welch ungeheuren PR- und Wirtschaftswert das königliche Haus für Großbritannien hat. "Lange mögen sie über uns regieren" paraphrasieren einige Plakate die britische Nationalhymne mit dem Wunsch, dass William und Catherine das Ruder übernehmen. Aber dazwischen stehen die greise Queen und Prinz Charles, die sich bester Gesundheit erfreuen. Doch die "Firma", wie Elisabeth selbstironisch die königliche Familie nennt, hat nun junge, dynamische Juniorchefs die neuen Schwung in das alte Unternehmen bringen.



Schwanken die Briten bei der Wertschätzung ihrer Monarchie zwischen Gleichgültigkeit und Respekt, so schufen William und Catherine besonders bei den jungen Untertanen ein Gefühl der Identifikation. Ihrer Hochzeit setzte nicht nur die Glocken der Westminsterabtei zu einem Jahrhunderte alten Festgeläut in Bewegung sondern auch "YouTube und "Twitter". Der Protest der britischen Regierung gegen die Volksunterdrückung in Syrien juckt die Welt wenig. Doch die Ausladung des syrischen Botschafters machte internationale Schlagzeilen und trifft Damaskus härter als Londons Androhung eines Wirtschaftsembargos. Mit der königlichen Trauung wurde Britannien wieder für einen Tag groß. Und dem heiß umstrittenen Premierminister David Cameron widerspricht kaum jemand, wenn er die Hochzeit "als das Beste von Großbritannien" bejubelt.

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