Landgericht Magdeburg: 62-Jährige tötet ihren Nachbarn und kassiert jahrelang die Rente

14.8.2019, 06:10 Uhr
Die Frau gibt an, ihren Nachbarn aus Notwehr getötet zu haben.

© Tom Wunderlich, dpa Die Frau gibt an, ihren Nachbarn aus Notwehr getötet zu haben.

Sie soll ihren Nachbarn getötet und dann regelmäßig seine Rente kassiert haben. Erst nach Jahren flog das Verbrechen auf. Eine 62-jährige Frau muss sich seit Dienstag wegen Totschlags und Rentenbetrugs vor dem Landgericht Magdeburg verantworten. Zum Prozessauftakt gestand die jahrelange Haushaltshilfe des alten Mannes aus dem Harzort Rieder die Taten. Sie erklärte aber, aus Notwehr gehandelt zu haben: Der Mann sei ihr gegenüber sexuell übergriffig geworden, wogegen sie sich gewehrt habe, sagte sie.

Tatzeitpunkt ist noch unklar

Knackpunkt der juristischen Bewertung ist der Tatzeitpunkt: Die Angeklagte gab an, die Tat habe sich im Herbst 1995 ereignet - damit wäre sie verjährt. Die Staatsanwaltschaft geht von einem anderen Zeitpunkt aus: einem "nicht näher bestimmbaren Tag" nach dem 20. Mai 2001. Denn da hätten Verwandte den Rentner noch gesehen. Damals war das Opfer 81 Jahre alt.

Die 62-jährige Deutsche berichtete der Kammer, sie habe am Tag der Tat Angst vor einer Vergewaltigung gehabt. Er habe "rumgetätschelt" und "derbe zugegriffen", schilderte sie. "Ich sollte mit ihm zusammen ins Bett gehen." Sie habe sich mit Worten gewehrt, dann habe er ihr den Weg aus dem Wohnzimmer versperrt. Daraufhin habe sie von hinten mit einem zufällig auf dem Tisch liegenden Küchenmesser zugestochen und dann mit einem Beil zugeschlagen. "Beim zweiten Schlag ist er umgekippt." Ihn zu töten, sei nicht geplant gewesen, sagte die Angeklagte.

Leiche in einem Loch im Keller vergraben

Sie habe dann im Keller ein Loch gegraben und die Leiche darin verbuddelt. Dass der sehr zurückgezogen lebende Mann tot war, bemerkte im Dorf niemand. Auch die Kinder nicht, die nach Aussage der 62-Jährigen keinen Kontakt hatten. So kassierte die Haushaltshilfe seine Rente - laut Staatsanwaltschaft etwa von März 2004 bis September 2015 fast 105 000 Euro. Erst 2016 wurde der Fall bekannt: Laut Anklage war Mitarbeitern der Krankenkasse des Mannes aufgefallen, dass er nie zum Arzt geht - ungewöhnlich für einen 96-Jährigen.

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