Umstände unklar

Messerangriff auf Kleinkinder in Ostfrankreich: Fünf Menschen lebensgefährlich verletzt

8.6.2023, 19:56 Uhr
Frankreich, Annecy: Ein Rettungshubschrauber steht nach einem Messerangriff in einem Park. 

© Florent Pecchio, dpa Frankreich, Annecy: Ein Rettungshubschrauber steht nach einem Messerangriff in einem Park. 

Völlig unvermittelt attackierte der Mann auf einem Spielplatz im Osten Frankreichs vier Kinder im Alter von 22 Monaten bis drei Jahren und zwei Erwachsene. Wie die "Tagesschau" berichtet, schwebten zuletzt fünf der sechs Opfer in Lebensgefahr - einschließlich der vier verletzten Kinder. Das Verbrechen erschüttert Frankreich zutiefst. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.

Umstände unklar

Die genauen Umstände waren zunächst unklar. Dem Sender BFMTV zufolge hatten sich zum Tatzeitpunkt mehrere Kindergruppen in dem Park nahe des berühmten Sees von Annecy aufgehalten. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin sprach auf Twitter von einem sehr schnellen Einsatz der Ordnungskräfte.

Der Mann ging nach Videobildern, deren Echtheit die Zeitung "Le Parisien" eigener Aussage zufolge überprüfte, mehrfach auf kleine Kinder los, die sich in Kinderwagen befanden. Eine Frau schrie und wollte ihn von den Kindern zurückzudrängen. "Zwei Stadtangestellte haben versucht, den Täter zu stoppen, als dieser seine Taten ausführte", sagte der Bürgermeister von Annecy, François Astorg. Er lobte den Mut der Helfer, eine psychologische Betreuung sei eingerichtet worden.

Zwei der Kinder waren auf einer Urlaubsreise und kommen aus Großbritannien und den Niederlanden. Die anderen beiden sind Medienberichten zufolge ein französisches Geschwisterpaar.

Nach dem Messerangriff patrouillieren Soldaten durch Annecy.

Nach dem Messerangriff patrouillieren Soldaten durch Annecy. © Florent Pecchio/L'Essor Savoyard/AP/dpa

Keine Anhaltspunkte für ein terroristisches Motiv

Die Ermittlungen wegen des Verdachts des versuchten Mordes stehen zwar erst am Anfang, wie Staatsanwältin Line Bonnet-Mathis betonte, und das Motiv sei noch unklar. Sie sagte aber auch: "Zurzeit haben wir keine Anhaltspunkte, die ein terroristisches Motiv erkennen lassen würden." Medien hatten zuvor berichtet, der Angreifer habe bei der Festnahme ein Kreuz und ein Gebetsbuch bei sich gehabt. Angeblich soll er vor dem Angriff "Im Namen Jesu Christi" gerufen haben. Zum Profil des Angreifers sagte Staatsanwältin Bonnet-Mathis aber: "Es ist heute viel zu früh, um dazu etwas zu sagen."

Bekannt ist jedoch, dass der Täter sich erst seit wenigen Monaten in Frankreich aufhält. Zuvor habe der Syrer jahrelang in Schweden gelebt, sagte Borne. In Frankreich sei er ohne festen Wohnsitz gewesen. Für die europäischen Sicherheitsbehörden sei der Mann ein Unbekannter, es liege nichts zu ihm vor. Es gebe auch keine Hinweise auf eine psychiatrische Behandlung in der Vergangenheit. Medienberichten zufolge soll der Mann in Schweden mit einer Frau verheiratet gewesen sein und ein dreijähriges Kind haben - seine Frau und er hätten sich kürzlich getrennt.

Nationalversammlung unterbricht Plenardebatte

Die Nationalversammlung unterbrach ihre Plenardebatte am Vormittag für eine Schweigeminute. Parlamentspräsidentin Yaël Braun-Pivet sagte: "Wir hoffen, dass die Folgen dieses sehr schweren Angriffes keine Konsequenzen seien werden, die die Nation in Trauer führen."

Auch Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat sich bestürzt gezeigt. "Die Nation steht unter Schock", schrieb er auf Twitter. Der Angriff sei "absolut feige" gewesen.