Nach Notre-Dame-Brand: Auch Bayerns Bauten in Gefahr

16.4.2019, 17:25 Uhr
Im Sommer 2014 brannte in Nürnberg die historische Martha-Kirche ab.

© ToMa-Fotografie Im Sommer 2014 brannte in Nürnberg die historische Martha-Kirche ab.

Nürnberg, Straubing und Dillingen sind nicht Paris. Seit Montag jedoch teilen die drei Städte eine traurige Gemeinsamkeit mit der französischen Hauptstadt: Bedeutende historische Bauwerke sind durch Brände weitgehend zerstört worden. In Nürnberg brannte im Sommer 2014 die 700 Jahre alte Marthakirche ab, in Straubing 2016 das nahezu gleichalte Rathaus. Auch in Dillingen wurde 2017 das um 1500 erbaute Rathaus ein Raub der Flammen. Wie in Notre-Dame brachen die Brände jeweils im Dachstuhl aus. Und wie in Paris ereigneten sich die Unglücke während Sanierungsarbeiten.

Keine Brandmelder in Nürnberger Kirchen

Was in Paris möglich war, ist also auch in Deutschland schon geschehen. "Oft ist es Schlamperei am Bau", sagt Nikolaus Bencker, Leiter des Sachgebiets Denkmalschutz in Nürnberg. "Vorschriften gibt es genug." Historische Bauwerke - insbesondere alte Kirchen - sind gefährdeter als moderne Bauten: Die hölzernen Dachstühle sind Jahrhunderte alt, die Innenräume groß und hoch, was die Ausbreitung von Feuer begünstigt und den Feuerwehren das Löschen erschwert. In den Nürnberger Kirchen sind nach Benckers Worten im Dachgebälk auch keine Brandmelder installiert - diese würden auch wenig Sinn machen. "Da laufen ja keine elektrischen Leitungen", sagt Bencker.

Ungeachtet der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs hat in Bayern eine Vielzahl historischer Bauten die Jahrhunderte überstanden, sakrale ebenso wie profane. Allein die Liste der bedeutenden Kirchen würde ein Buch füllen - angefangen bei den Domen in Bamberg, Würzburg, Regensburg, Eichstätt, Passau, Augsburg, Freising und München bis hin zu bedeutenden Wallfahrtskirchen wie Vierzehnheiligen in Oberfranken und der Wieskirche am Alpenrand.

Notfallpläne bei Baudenkmälern sind Standard

Die Staatliche Schlösser- und Seenverwaltung wiederum hat 45 Burgen und Schlösser in ihrer Obhut, darunter Bayerns berühmtestes Baudenkmal: Schloss Neuschwanstein. Zahllose historische Gebäude sind in Privatbesitz. Allein im Bistum Augsburg gibt es rund 2000 Kirchen und Kapellen, viele davon sind sehr alt. Flächendeckender technischer Brandschutz in Form von Sprinkler- oder Gaslöschanlagen wäre "schon aus Kostengründen nicht zu realisieren", sagt ein Sprecher des Bistums. Für eine große Kirche wie den Augsburger Dom wären sechsstellige, vielleicht sogar siebenstellige Kosten zu veranschlagen.

Sowohl die Behörden als auch die Eigentümer der Gebäude treffen jedoch umfangreiche Vorkehrungen, um Bränden vorzubeugen und im Falle eines Falles Menschen und Bauwerke schnell retten zu können.

Überall Standard bei bekannten Baudenkmälern sind Notfallpläne und Feuerwehrübungen. Beispiel Bamberg: Der tausend Jahre alte Dom mit seinen vier Türmen ist eine der bedeutendsten Kirchen Mitteleuropas. "Die Bausubstanz im Dom ist massiv, Schwachpunkte sind die Holzdachstühle", erklärt der Bistumssprecher. "Wenn Feuer unter dem Dach ausbricht, ist das nach Auskunft der Feuerwehr schwer zu unterbinden." Ein weiteres Problem: Die Türme sind über 70 Meter hoch, die Drehleitern der Feuerwehr haben eine Einsatzhöhe von 25 Metern.

4 Kommentare