Von der Berliner Charité entwickelt

Neues Tool sagt Überlebenschancen bei Corona-Infektion voraus

21.1.2022, 12:42 Uhr
Weshalb landen Menschen mit Corona-Infektion auf den Intensivstationen? Das hat nun ein Team der Charité Berlin erforscht - und ziemlich genaue Vorhersagen über das Sterberisiko treffen können.

© Christoph Soeder, dpa Weshalb landen Menschen mit Corona-Infektion auf den Intensivstationen? Das hat nun ein Team der Charité Berlin erforscht - und ziemlich genaue Vorhersagen über das Sterberisiko treffen können.

Eine einzige Blutprobe reicht aus, um das Sterberisiko eines schwerkranken Corona-Patienten zu bestimmen - und zwar schon Wochen im Voraus. Das zumindest sagt ein Forscherteam der Charité Berlin, das die Ergebnisse ihrer Studie nun in der Open-Access-Zeitschrift PLOS Digital Health veröffentlicht hat. Eine Art Hoffnungsschimmer in der Pandemie?

Seit Beginn der Ausbreitung des Coronavirus erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit, welche Faktoren zu schweren Verläufen oder sogar zu Todesfällen führen. Je mehr Daten verfügbar sind, desto genauer können Risikofaktoren - insbesondere schwere Vorerkrankungen von Lunge, Leber oder Niere - bestimmt werden. Doch die Zuverlässigkeit solcher Vorhersagen anhand der Risikofaktoren ist nur bedingt zuverlässig.

Das Charité-Forscherteam verfolgt einen ähnlichen Ansatz, lässt dabei aber das Blut der Patientinnen und Patienten über das Risiko bestimmen. Sie untersuchten dafür 321 Proteine aus Blutproben von 50 schwerkranken Covid-19-Patientinnen und -Patienten. Mit Hilfe eines maschinellen Lernverfahrens suchten sie nach Gemeinsamkeiten und Zusammenhängen zwischen den gemessenen Proteinen und dem Überleben der Patientinnen und Patienten, wie das Branchenportal analytica-world berichtet.

Alle fünf Todesfälle korrekt vorhergesagt

Dabei ermittelte das Forscherteam 14 Proteine, die ausschlaggebend sein sollen: Sie veränderten sich bei den Überlebenden - im Vergleich zu den nicht Überlebenden - in entgegengesetzter Richtung. Auf Basis dessen entwickelten sie daraufhin ein maschinelles Lernmodell, das eine Vorhersage des Überlebens anhand dieser Proteine treffen kann. Alles, was dafür nötig ist, ist eine einzige Messung der Proteine.

Mit großem Erfolg, denn: Bei einer späteren Überprüfung des Systems mit 24 realen Covid-Patientinnen und -Patienten sagte das entwickelte Tool alle fünf Todesfälle voraus und erkannte ebenfalls korrekt, dass 18 der 19 Patientinnen und Patienten überleben würden. Das Forschungsteam kommt durch dieses Ergebnis zu dem Schluss, dass Bluteiweißtests bei der Identifizierung von Patientinnen und Patienten mit dem höchsten Sterberisiko helfen könnten. Um die Ergebnisse zu validieren soll das Modell nun auch bei größeren Gruppen getestet werden.

Diese Ergebnisse könnten besonders gefährdete Erkrankte identifizieren und so dabei helfen, gewisse Behandlungsmethoden schon vorzeitig an das Risiko der Patientinnen und Patienten anzupassen.

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