Nichts geht mehr: Bayern kämpft mit Schneemassen

11.1.2019, 08:55 Uhr
Nichts geht mehr: Bayern kämpft mit Schneemassen

© Lino Mirgeler/dpa

Im Kampf gegen die Schneemassen in Bayern hoffen die Rettungskräfte auf besseres Wetter am Freitag. Laut Vorhersagen sollen die Schneefälle vorübergehend etwas nachlassen.

Noch unklar ist, wann der Zugverkehr in Süd- und Ostbayern wieder überall rollt. Weil die Bahn auf den verschneiten Strecken nicht mehr mit dem Räumen hinterherkommt, sind viele Verbindungen unterbrochen. Auch bei Zügen des Meridian, der Bayerischen Oberlandbahn und der Bayerischen Regionalbahn sollte es zu Ausfällen, Einschränkungen und Verspätungen kommen.


Schwere Unfälle und Totalschäden: Winter sorgt für Chaos in der Region


Auch viele Straßen sind wegen der Schneemassen und umgestürzter Bäume gesperrt. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und weitere Helfer sind im Dauereinsatz, um einsturzgefährdete Dächer von den Schneelasten zu befreien.

Wegen einer Sperrung der Autobahn 8 am Chiemsee im Landkreis Rosenheim saßen seit Donnerstagabend zahlreiche Menschen bei teils starkem Schneefall im Stau fest. Das Bayerische Rote Kreuz baute Pflegestützpunkte auf. Die Helfer sollten den Stau abgehen und die Menschen versorgen. Auch in den frühen Morgenstunden konnte die Polizei zunächst keine Entwarnung geben.

Im Raum Berchtesgaden an der Grenze zu Österreich sitzen Hunderte Menschen fest, weil Zufahrtsstraßen zu bestimmten Ortsteilen gesperrt sind. Am meisten Sorgen bereiten den Behörden die Schneelasten auf Bäumen und Dächern.

Der Schwerpunkt in den nächsten Stunden und Tagen werde darauf liegen, mit Hilfe von Feuerwehr, THW und Bundeswehr die Schneemassen auf den Dächern abzuräumen und damit die Schneelasten zu verringern, teilte das Landratsamt am Donnerstagabend mit. Laut einem Behördensprecher gab es rund 200 Anfragen zum Räumen von Dächern, von Bürgern und Gewerbetreibenden, aber auch von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen. Die betreffenden Dächer werden nun von Fachleuten überprüft.

Unter dem anhaltenden Winterwetter leiden auch die Paketzusteller der Deutschen Post. "Es ist klar, dass unsere Leute derzeit nicht so schnell vorankommen", sagte ein Postsprecher in München auf Anfrage. Viele Straßen seien nicht geräumt oder wegen der Schneemassen an den Seiten zu eng. Oft könne deshalb nicht mehr in zweiter Reihe geparkt werden und die Zustellwege würden länger. "Es kann daher durchaus vorkommen, dass sich die Zustellung um ein bis zwei Tage verzögert", sagte der Sprecher.

Auf den Dächern mancher Zustellstationen liege zudem so viel Schnee, dass die Post von dort derzeit nicht zugestellt werden könne. Auch hierdurch verlängerten sich die Wege. "Wir entscheiden jeden Tag, was machbar ist, aber die Sicherheit unserer Mitarbeiter geht natürlich vor".

In manchen Regionen herrscht Katastrophenfall

Am Donnerstag riefen die Behörden für Teile des Landkreises Berchtesgadener Land, für den Landkreis Traunstein sowie für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen den Katastrophenfall aus. Auch im Landkreis Miesbach gilt der Katastrophenfall.

Das Landratsamt Traunstein will auch die Hilfe der Bundeswehr anfordern. Im Raum Miesbach und Berchtesgaden war sie bereits im Einsatz und räumte Dächer. Weitere Kräfte der Gebirgsjäger, der Luftwaffe, der Streitkräfte und des Sanitätsdienstes seien in erhöhter Bereitschaft, teilte ein Sprecher des Landeskommandos Bayern mit.

In immer mehr Landkreisen in Oberbayern und Schwaben fällt an diesem Freitag der Unterricht aus. Zu gefährlich sei der Schulweg für die Kinder und Jugendlichen, hieß es von den Behörden. Eine Betreuung für die Schüler sei aber vor Ort möglich. In den vergangenen Tagen war bereits in vielen Landkreisen der Unterricht ausgefallen.

Das Betreten von verschneiten Wäldern kann in Süddeutschland zurzeit akute Lebensgefahr bedeuten. Darauf wies die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände in der Bild-Zeitung hin.

Ein neun Jahre alter Junge wurde am Donnerstag in Aying (Landkreis München) von einem umstürzenden Baum erschlagen. Der Baum war am Donnerstag unter der hohen Schneelast zusammengebrochen. Erst nach 40 Minuten entdeckten Zeugen den darunter begrabenen Bub und alarmierten die Rettungskräfte. Sie konnten das Kind nicht mehr retten.