Hoffnung auf neuen Schwung

Novavax startet heute in Deutschland: Wer den Proteinimpfstoff zuerst bekommt

Johanna Mielich

Online-Redaktion

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21.2.2022, 06:30 Uhr
Ab dem 21. Februar soll der Corona-Impfstoff von Novavax in Deutschland zur Verfügung stehen.

© Alastair Grant/AP/dpa Ab dem 21. Februar soll der Corona-Impfstoff von Novavax in Deutschland zur Verfügung stehen.

Noch immer ist knapp jeder siebte Erwachsene in Deutschland nicht gegen Corona geimpft. Einige dieser Menschen misstrauen den vier bislang verfügbaren Impfstoffen. An diesem Montag sollen laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die ersten 1,4 Millionen Dosen des Impfstoffes des US-Herstellers Novavax in Deutschland ankommen. Er beruht auf eher klassischer Technologie - und die Hoffnung ist, dass sich deshalb mehr bislang ungeimpfte Menschen immunisieren lassen. Eigentlich sollte die erste Lieferung bereits im Januar 2022 erfolgen, diesen Liefertermin konnte Novavax allerdings nicht halten.

Der wichtigste Unterschied im Vergleich zu den bisher verfügbaren Impfstoffen: Nuvaxovid ist proteinbasiert. Proteinbasierte Impfstoffe enthalten keine Erreger oder Erreger-Bestandteile. Diese Impfstoffe beruhen auf einem altbewährten Verfahren und werden deshalb von vielen Personen, die einer Impfung gegenüber skeptisch sind, bevorzugt. Wie bei den anderen Impfstoffen auch sind beim proteinbasierten Vakzin zwei Impfdosen für die Grundimmunisierung nötig.

Totimpfstoff oder nicht?

Über die Kategorisierung streiten sich Experten allerdings. Der Hersteller und zahlreiche Fachleute bezeichnen Nuvaxovid als "rekombinanten Proteinimpfstoff". Proteinimpfstoffe enthalten laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) winzige Partikel, die aus einer im Labor hergestellten Version des Spike-Proteins des Coronavirus bestehen. Anders als beim Valneva-Impfstoff gilt der Impfstoff von Novavax daher nicht als als echter Totimpfstoff. Was die Unterschiede im Details sind, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst:

Nuvaxovid wurde erst kürzlich als fünfter Corona-Impfstoff in der EU zugelassen. Die Effektivität wurde von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA mit rund 90 Prozent angegeben. Experten warnen aber, dass man über den neuen Impfstoff noch nicht so viel wisse wie über die bislang milliardenfach verimpften Vakzine, die schon länger zugelassen sind.

Wann starten die ersten Impfungen?

"Wir rechnen ab Montag mit der ersten Lieferung", bekräftigte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums am Sonntag. Doch es ist von Land zu Land unterschiedlich, wann es dort dann jeweils eingesetzt wird. Vielfach soll dies in der ersten Märzwoche der Fall sein. So sind in Niedersachsen Anfang März Impfaktionen mit Nuvaxovid vorgesehen. Auch in Hamburg geht es Anfang März los. In Berlin soll die Verteilung wohl ab dem 28. Februar beginnen. Dabei interessierten sich in der Hauptstadt laut einer Umfrage rund 1800 von 4000 ungeimpften Krankenhaus-Bediensteten für eine Impfung mit Novavax. Aus Mecklenburg-Vorpommern, wo seit 9. Februar Novavax-Impftermine vereinbart werden können, hatte es aus dem Sozialressort Ende der Woche geheißen: "Die Registrierungen bleiben leider hinter den Erwartungen zurück."

Kann sich jeder Interessierte mit Novavax impfen lassen?

An einem Mangel an Impfdosen dürfte es jedenfalls nicht scheitern. Im ersten Quartal sollen laut Bundesgesundheitsministerium vier Millionen Impfstoffdosen von Novavax in mehreren Tranchen nach Deutschland ausgeliefert werden - im gesamten Jahr insgesamt bis zu 34 Millionen Impfstoffdosen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte sich für den Einsatz ab 18 ausgesprochen - mit zwei Dosen im Abstand von mindestens drei Wochen. Laut den Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder soll Nuvaxovid prioritär an bisher nicht geimpfte Beschäftigte in den betroffenen, medizinischen Einrichtungen verimpft werden. Für Beschäftigte in der Pflege und in Kliniken greift ab Mitte März die Impfpflicht.

Diese Absicht bestätigt auch eine Sprecherin des Bayerischen Gesundheitsministeriums: "Bayern wird ab Ende Februar den Impfstoff des Herstellers Novavax bevorzugt für Impfungen von Beschäftigten in Einrichtungen im Gesundheits- und Pflegebereich zur Verfügung stellen, für die eine einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt".

Wie gut und wie verträglich ist der Impfstoff?

In den Zulassungsstudien zeigte der Impfstoff laut Stiko eine mit den mRNA-Impfstoffen vergleichbare hohe Wirksamkeit. Wie gut das Mittel vor Omikron schützt, könne noch nicht beurteilt werden. Nuvaxovid führe häufig zu lokalen und systemischen Impfreaktionen, die über wenige Tage anhalten können und ähnlich stark seien wie nach Impfung mit den anderen Corona-Impfstoffen. Die Zulassungsstudien hätten keine Sicherheitsbedenken hinsichtlich schwerer unerwünschter Wirkungen ergeben. Allerdings betont die Stiko auch, dass die Datenlage zu Nuvaxovid noch begrenzt sei. Einige Experten weisen darauf hin, dass die Datenlage beispielsweise bei mRNA-Impfstoffen durch Milliarden verabreichter Dosen deutlich besser ist.

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