Polizistinnen vor Gericht: Sie planten den "perfekten Mord"

13.12.2019, 20:08 Uhr

Monatelang planten sie ihre Tat. Das Insulin für den Mordversuch kam per Dienstpost. Zwei Polizistinnen haben versucht, den Ehemann der einen zu ermorden. Das Landgericht Tübingen verhängte am Freitag mehrjährige Haftstrafen gegen die beiden Frauen. "Es ging darum, den perfekten Mord zu begehen", sagte der Vorsitzende Richter Ulrich Polachowski. Insulin gilt nach dem Tod als schwer nachweisbar.

Die 40 Jahre alte Angeklagte hatte eingeräumt, ihrem Mann im Februar im Raum Reutlingen in der gemeinsamen Wohnung Insulin gespritzt zu haben, um ihn zu töten. Der damals 52-Jährige ist ebenfalls Polizeibeamter.

Die Frau wurde nun zu zwölf Jahren Haft wegen versuchten Mordes an ihrem Ehemann verurteilt. Ihre zwei Jahre ältere Kollegin, die ihr dafür das Medikament Insulin besorgte, verurteilte die Kammer zu fünf Jahren Haft wegen Beihilfe. Beide hätten heimtückisch gehandelt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die 40-Jährige hatte ausgesagt, ihr Mann habe sie immer wieder beschimpft und angekündigt, ihr die beiden gemeinsamen Kinder wegzunehmen. Das Gericht glaubte dieser Darstellung nicht. Richter Polachowski zufolge haben vielmehr Persönlichkeitsstörungen, Alkoholprobleme und Lügen der Angeklagten die Ehe belastet. Unter anderem soll sie Rechnungen unterschlagen, Zeugnisse gefälscht und den Unfalltod eines angeblichen Zwillingsbruders erfunden haben. Ihr Ehemann habe ihr eine Therapie nahegelegt und nicht mit Scheidung gedroht.

Das Insulin kam mit der Dienstpost

Das Insulin für den Mordversuch bekam die Frau von ihrer Kollegin per Dienstpost. Auch diese sei mit Lügen und Übertreibungen in die Tat hineingelockt worden, sagte Polachowski. Als Diabetikerin habe die Komplizin aber gewusst, dass das Medikament in hoher Dosis tödlich wirke. Chatverläufen zufolge planten die beiden Polizistinnen die Tat über mehrere Monate hinweg.

Laut Anklage hatte die Frau das Mittel vor ihrem Mann als Vitaminspritze ausgegeben. Nach der Injektion litt er an Übelkeit und Krämpfen. Der Sohn bekam das mit und drängte darauf, den Notarzt zu rufen. Rettungskräfte gaben dem Geschwächten Zucker, um seinen Blutzucker-Spiegel zu stabilisieren. Nach Einschätzung der Mediziner hätte er eine weitere Stunde ohne Behandlung nicht überlebt.

Nach Auffassung des Gerichts hatte seine Ehefrau zu keiner Zeit versucht, von ihrem Vorhaben abzulassen. Zwei Tage nach ihrem gescheiterten Plan schrieb sie an ihre Kollegin: "Muss ich mir wohl etwas Neues einfallen lassen."

Prozess um Polizistinnen stößt auf großes Interesse

Viele Zuhörer und Medienvertreter verfolgten den Prozess. Wegen des Berufs der beiden Angeklagten hatte der Fall für Aufsehen und auch für Verwunderung seitens des Gerichts gesorgt. "Das irritiert schon sehr", sagte Richter Polachowski. Polizeibeamte müssten eigentlich dafür kämpfen, dass Recht und Ordnung aufrechterhalten würden.

Der Ehemann saß als Nebenkläger im Gerichtssaal. Es sei "Ironie des Schicksals", so Polachwoski, dass ausgerechnet dieser Umstand das Strafmaß seiner Frau milderte. Weil keine Notoperation nötig gewesen sei und er von der Vergiftung keine bleibenden Schäden davontrug, sah die Kammer von einer lebenslangen Haftstrafe ab, wie von der Staatsanwaltschaft vorgesehen. Für ihre Komplizin hatte Staatsanwalt Thomas Trück sieben Jahre Haft gefordert.

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