Transport von Hartweizen

Preisanstieg: Nudeln werden teurer - was hat die Deutsche Bahn damit zu tun?

Alicia Kohl

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27.6.2022, 15:09 Uhr
Am Ende müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher die teureren Lieferkosten des Hartweizen am Nudelregal bezahlen.

© IMAGO/Michael Gstettenbauer Am Ende müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher die teureren Lieferkosten des Hartweizen am Nudelregal bezahlen.

Hartweizen ist für die Produktion von Nudeln unverzichtbar, aber auch Couscous und Bulgur werden daraus hergestellt. Deutschland stellt allerdings nur einen kleinen Teil des benötigten Getreides selbst her, das Meiste muss importiert werden. Der wichtigste Lieferant ist Kanada, doch auch aus Frankreich kommt viel.

Die Mühlengruppe Goodmills hat sich eben dort große Kontingente gesichert und den Hartweizen dann über den Schienenweg nach Deutschland transportiert. Dafür gab es sogar einen eigens gecharterten Zug, der im Pendelverkehr zwischen Mannheim, wo Goodwills einen Standort hat, und den französischen Standorten hin- und hergefahren ist.

Das ist nun aber offenbar Vergangenheit, wie die Welt berichtet. Der Regionalvertrieb DB Cargo teilt Goodmills in einer Mail, die der Welt vorliegt, mit, "dass wir aufgrund der aktuellen produktionellen Lage keine weiteren Getreideverkehre mehr für Sie übernehmen können, weder als Sonderzug noch im Rahmen der Einzelwagenverkehre". Ein einziger Zug mit 16 Wagen, der sich noch in Frankreich befindet, soll noch mit einer Sondergenehmigung fahren, danach ist Schluss. "Weitere Transporte können Stand heute nicht mehr realisiert oder geplant werden, insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Qualitätsanforderung an das Produkt und der Notwendigkeit schneller Transportumlaufzeiten", erklärt DB Cargo in der Mail von Anfang Juni. Mit Hochdruck würde man allerdings daran arbeiten, das Netzwerk zu stabilisieren.

Schlechte Alternativen

Markus Schüle, der Geschäftsleiter der Region Süd des Mühlenbetreibers Goodmills Deutschland, muss sich jetzt alternative Transportmöglichkeiten suchen. Und zwar schnell, denn 5000 Tonnen Hartweizen liegen bereits in Frankreich "und die müssen schnellstmöglich abgeholt werden, denn die neue Ernte drückt schon in Kürze in die Lager“, so Schüle.

Andere Transportmöglichkeiten sind Lkw und Kanalschiffe, die haben aber deutlich weniger Fassungsvermögen. Auf ein kleines Schiff passen rund 700 Tonnen, auf einen Lkw 25. Der Zug dagegen konnte zwischen 1500 und 1800 Tonnen transportieren. "Der Transport wird damit deutlich teurer", sagt der Geschäftsführer der Welt. Und diese Teuerung würde am Ende dann bei den Verbrauchern und Verbraucherinnen landen.

Teuerung landet bei Verbraucher und Verbraucherinnen

Denn die Mühle gibt die höheren Transportkosten an ihre Kunden, also auch alle großen Nudelhersteller aus Deutschland, weiter, die wiederum mehr vom Lebensmittelhandel verlangen, wie Schüle erklärt. Und der Handel wird dann einen Aufpreis von seinen eigenen Kunden und Kundinnen verlangen, sodass Nudeln und Co. bald teurer werden.

Die Bahn wird das nicht kompensieren, so steht es in den allgemeinen Geschäftsbedingungen, so der Manager. Und so geht es nicht nur Goodmills. Auf Nachfrage der Welt erklärt DB Cargo, dass sie bei mehreren ihrer Kunden die Transportmengen gekürzt oder gestrichen haben, auf Einzelfälle wollte man dabei nicht eingehen. Der Vertrieb wolle laut einem Sprecher von DB Cargo aktuell individuelle Lösungen finden. "Uns ärgert das am meisten. Denn wir wollen ja auch Geld verdienen." Erstmal werden die Preise von Nudeln, Couscous und Bulgur aber ansteigen.

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