Video kursiert im Netz

Protest oder Verschwendung? Aktivisten randalieren im Supermarkt und schütten literweise Milch aus

17.10.2022, 17:01 Uhr
Ein umstrittener Protest bewegt das Netz. (Symbolbild)

© Rolf Vennenbernd, Rolf Vennenbernd/dpa Ein umstrittener Protest bewegt das Netz. (Symbolbild)

Milch ist ein wertvolles Nahrungsmittel: Sie ist reich an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen wie Kalzium, das gut für Knochen und Zähne ist. Doch der Pro-Kopf-Verbrauch ist in den vergangenen Jahren konstant gesunken - und lag 2021 sogar auf dem niedrigsten Stand seit 1991, wie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung mitteilt. Als möglichen Grund nennt das Ministerium pflanzliche Alternativen, deren Konsum stark gestiegen sei.

Tatsächlich ist der Konsum von Kuhmilch nicht unumstritten. Einerseits wegen der Auswirkungen auf die Umwelt: Die Produktion von Sojamilch beispielsweise benötigt 60 Prozent weniger Land und verursacht 75 Prozent weniger Treibhausgase als die von Kuhmilch, erklärt die Albert-Schweitzer-Stiftung. Andererseits werden Kühe für die Milchprodutkion häufig nicht artgerecht gehalten. Rund ein Drittel der Milchkühe wird noch in der Anbindehaltung gehalten, wodurch ihre Bewegungsfreiheit extrem eingeschränkt ist, teilt der Tierschutzbund mit. Demnach kommen nur 42 Prozent der Milchkühe auch auf die Weide.

Ein Umstand, den Tierschützerinnen und Tierschützer seit geraumer Zeit beklagen und Grund, weshalb sie immer wieder mit Aktionen auf sich aufmerksam machen. So auch in einem Supermarkt im schottischen Edinburgh: Aktivistinnen und Aktivisten von Animal Rebellion filmten sich dort, wie sie am Milchregal eine Flasche nach der anderen greifen und das Lebensmittel auf den Boden ausschütten. Fast 13 Millionen Mal wurde das Video in den ersten beiden Tagen auf Twitter bereits angesehen.

Im Video ist zu hören, wie eine Aktivistin eine Flasche Milch leert und die Milchindustrie für mehr Treibhausgasemissionen als die Öl-Giganten verantwortlich macht. Eine Studie der Non-Profit-Organisation Grain aus dem Jahr 2018 hatte das herausgefunden. Milch sei außerdem nicht "für den menschlichen Konsum geeignet", sagt sie weiter. Der Protest ist dabei Teil einer größeren Kampagne, in sieben weiteren Supermärkten liefen ähnliche Aktionen.

Während die Beteiligten betonen, dieses Vorgehen sei nötig, um "diejenigen, die an der Macht sind dazu zu bringen, auf Wissenschaftler von Oxford, Harvard und IPCC zu hören", hagelt es aber auch Kritik - einerseits von aufgebrachten Userinnen und Usern im Netz, andererseits aber auch aus der Politik. Scott Arthur, als Mitglied der Labour-Partei im Stadtrat Edinburghs, reagierte laut Edinburgh News mit Unverständnis: "Wie haben eine ernsthafte Debatte über die Umweltauswirkungen der Lebensmittel, die wir essen, zu führen, aber nicht so. Danke an die Mitarbeiter, die dieses Chaos aufgeräumt haben“.