Rechtsstreit: Darf man den Rundfunkbeitrag in bar bezahlen?

29.9.2020, 14:00 Uhr
Euromünzen liegen neben den Logos der Apps von ARD und ZDF: Öffentlich-rechtliche Sender sind auf den Rundfunkbeitrag angewiesen. Aber darf man diesen auch in bar zahlen?

© Soeren Stache, dpa Euromünzen liegen neben den Logos der Apps von ARD und ZDF: Öffentlich-rechtliche Sender sind auf den Rundfunkbeitrag angewiesen. Aber darf man diesen auch in bar zahlen?

Nur in Ausnahmen könne dies im öffentlichen Interesse begrenzt werden, erklärte EuGH-Generalanwalt Giovanni Pitruzzella in seinen Schlussanträgen. Ein Urteil dazu wird erst in einigen Wochen erwartet. (Rechtssachen C-422/19 und C-432/19)

In dem Fall geht es um zwei Deutsche, die ihren Rundfunkbeitrag beim Hessischen Rundfunk bar begleichen wollen. Die Satzung des HR schließt das aber aus. Der Rechtsstreit ist inzwischen vor dem Bundesverwaltungsgericht anhängig, das die obersten EU-Richter um Rat gebeten hat. Es will unter anderem wissen, ob eine öffentliche Stelle Bargeld akzeptieren muss.

Grundsätzlich ja, meint Generalanwalt Pitruzzella. Es gebe von der Pflicht, Banknoten anzunehmen, nur zwei Ausnahmen: wenn sich zwei Vertragspartner auf eine andere Zahlungsweise einigen; und wenn nationale Gesetzgeber im öffentlichen Interesse die Verwendung von Euro-Banknoten als Zahlungsmittel begrenzen. Hier sieht der Gutachter aber nur wenig Spielraum, da Währungspolitik ausschließlich EU-Sache sei.

Er verweist auch auf die große Bedeutung von Bargeld für Menschen, die keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben und somit nur in Münzen und Scheinen ihre Zahlungspflichten ableisten könnten. Bargeld sei „ein Element sozialer Eingliederung“, so der Jurist.

Im konkreten Rechtsstreit um die Barzahlung des Rundfunkbeitrags müsste aus Sicht des Gutachters das Bundesverwaltungsgericht entscheiden. Pitruzzella lässt aber starke Zweifel an der Satzung des HR erkennen. Die Richter des EuGH sind an die Empfehlung ihrer Gutachter nicht gebunden, folgen ihr aber oft.

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