Amazon Echo

Reden nach dem Tod: Alexa-Funktion lässt Stimmen Verstorbener wiederauferstehen

Stefan Besner

Online-Redaktion

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23.6.2022, 17:00 Uhr
Wenn die tote Oma dem Enkel "The Wizard of Oz" vorliest - willkommen bei Amazon Echo (Alexa).

© Britta Pedersen, dpa Wenn die tote Oma dem Enkel "The Wizard of Oz" vorliest - willkommen bei Amazon Echo (Alexa).

Einfach mal die Seele baumeln lassen, vielleicht ein Gläschen Wein mit dem Partner genießen, ein guter Film und anschließend... Mal sehen, wie der Abend sich so entwickelt. Denn Oma ließt den Kindern heute eine Gutenachtgeschichte vor. Wie wärs mit dem Zauberer von Oz? Alice im Wunderland? Vollkommen egal. Da gibt es nur ein Problem: Oma ist schon vor Jahren gestorben.

Macht nichts, denkt sich Amazon. Auf der jährlichen re:Mars-Konferenz in Las Vegas kündigte Senior Vice President und Head Scientist für Alexa, Rohit Prasad eine Reihe neuer Funktionen für den Sprachassistenten an. Besonders eine geplante Neuerung sorgt für Diskussionsstoff.

Fauler Zauber oder bahnbrechende Erfindung?

"Man lebt zweimal: das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung.", schrieb einst Balzac. Nun kommt noch hinzu: Als interaktive Roboter-Stimme, verwaltet von einem Onlineversandkonzern. Was wie Science-Fiction oder eine Folge X-Faktor klingt, will Amazon als gängige Praxis in der Realität etablieren, "um die Stimmen Verstorbener zu bewahren", so die Begründung. Eine Sprachaufnahme von rund einer Minute, mehr soll die KI nicht benötigen, um eine täuschend echte Kopie der Stimme eines Menschen zu kreieren. Im Szenario der Vorstellungsveranstaltung las die tote Großmutter ihrem Enkel „The Wizard of Oz“ vor.

„Dies erforderte Entwicklungen, bei denen wir lernen mussten, eine qualitativ hochwertige Stimme mit weniger als einer Minute Aufnahmezeit zu produzieren, im Gegensatz zu stundenlangen Aufnahmen im Studio. Wir haben es geschafft, indem wir das Problem als eine Aufgabe der Sprachumwandlung und nicht als einen Weg der Spracherzeugung betrachtet haben. Wir leben zweifellos im goldenen Zeitalter der KI, in dem unsere Träume und Zukunftvisionen Wirklichkeit werden.“

- Rohit Prasad

Alexa als Trauerbegleitung

So viele von uns hätten während der Covid-19-Pandemie jemanden verloren, den sie liebten, erläuterte Prasad, Alexa wäre in einem solchen Fall gut zum Gedenken an ein verstorbenes Familienmitglied einsetzbar. „KI kann den Schmerz über den Verlust zwar nicht auslöschen, aber sie kann definitiv dafür sorgen, dass die Erinnerungen bleiben.“, fügte er laut Mimikama noch hinzu.

Eine weitere, neue Funktion von Alexa soll zudem sein, dass sie interaktiver wird, also beispielsweise von sich aus fragt, wie der Tag gewesen ist. Stellt sich nur die Frage, ob einem trauernden Menschen, der von der Arbeit nach Hause kommt, eine Frage nach seinem Wohlbefinden in Punkto Trauerbewältigung weiterhilft, wenn sie von der Person gestellt wird, wegen der er trauert.

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