Risiko Darmkrebs: Ärzte werben für Vorsorge

11.3.2021, 17:24 Uhr
Mit einem Endoskop nehmen die Ärzte im Rahmen der Krebsvorsorge den Darm unter die Lupe.

© imago stock&people, NNZ Mit einem Endoskop nehmen die Ärzte im Rahmen der Krebsvorsorge den Darm unter die Lupe.

Wie oft soll ich die Untersuchung nutzen? Welche Medikamente muss ich im Vorfeld nehmen? Und wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Mit diesen und vielen weiteren Fragen wurden die Ärzte am NN-Telefon regelrecht bestürmt. Denn noch immer ist die Unsicherheit beim Thema Darmspiegelung groß. Und auch die Bereitschaft, das Angebot wirklich wahrzunehmen, könnte aus Sicht der Fachleute größer sein. "Die Frauen sind besser als die Männer", sagt Prof. Dr. Thomas Schneider, Ärztlicher Leiter der Gastroenterologie am Klinikum Fürth. Doch insgesamt schaffe es nur jeder zweite, wenigstens zum zweiten vorgesehenen Termin das Angebot zu nutzen.

Empfohlen wird die Untersuchung Männern ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren, und zwar in der Regel in einem Turnus von zehn Jahren. Das gilt jedenfalls dann, wenn das Ergebnis der ersten Darmspiegelung unauffällig war. Sollten die Mediziner dagegen während der Koloskopie Polypen entdecken, kann die Untersuchung in kürzeren Abständen nötig sein. "Die Intervalle richten sich nach Menge, Größe und Beschaffenheit der Polypen", erklärt Prof. Dr. Dieter Schwab, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Krankenhaus Martha Maria. Auch wer aufgrund einer familiären Vorbelastung ein höheres Darmkrebsrisiko hat, sollte möglicherweise häufiger kommen. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit, ein solches Karzinom zu entwickeln, mit dem Alter allmählich an.

So oder so gibt es aus Sicht der Mediziner keinen Grund, sich vor diesem Arzttermin zu fürchten. "Seitdem wir bei der Untersuchung alle zum Schlafen bringen, empfinden die meisten die Vorbereitung als das eigentlich Unangenehme", sagt Prof. Dr. Alexander Dechêne, Ärztlicher Leiter der Klink für Innere Medizin 6 am Klinikum Nürnberg. Gemeint ist damit die zuvor notwendige Darmreinigung mit Hilfe eines Abführmittels. Aber auch dabei gebe es verschiedene Möglichkeiten, so die Ärzte. "Wir können Rücksicht nehmen auf die individuelle Situation."


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Im Schnitt entdecken die Mediziner bei jeder vierten Vorsorgeuntersuchung einen Polypen, weiß Dr. Werner Kraupa, Chefarzt der medizinischen Klinik für Gastroenterologie am St. Theresien-Krankenhaus. Man könne diese Veränderungen auch übersehen, betont Schwab. "Und wenn das passiert, hat der Patient ein Problem." Denn Polypen, die entdeckt werden, können direkt im Zuge der Darmspiegelung entfernt werden. Das Risiko, dass aus der Schleimhautwucherung Krebs entstehen könnte, ist damit gebannt.

Den Krebs verhindern

"Wir können damit den Darmkrebs vermeiden", so Schneider, der deshalb ebenso wie seine Kollegen vehement für die Vorsorge wirbt. "Der Polyp, den wir dem 50-Jährigen entfernen, erspart dem 70-Jährigen den Krebs", betont Dechêne. Und auch wenn aus Sicht der Fachleute noch zu wenige davon Gebrauch machen: Dass die Krankenkassen Älteren die Darmspiegelung bezahlen, zeigt Wirkung. Zwar ist Darmkrebs mit rund 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr noch immer eines der häufigsten Krebsleiden, doch die Zahlen sind insgesamt rückläufig, Auch die Sterberate sei gesunken, so Schneider.


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