So kämpft Bayern gegen illegale Welpentransporte

30.4.2021, 14:29 Uhr
Die Polizei entdeckt in letzter Zeit immer mehr illegale Welpentransporte. 

© Tierheim Nürnberg Die Polizei entdeckt in letzter Zeit immer mehr illegale Welpentransporte. 

Erst vor zwei Wochen stoppte die Nürnberger Polizei mitten in der Stadt einen Welpentransport. 101 junge Hunden, einige erst sechs Wochen alt, sollten von Ungarn nach Belgien gebracht werden. Allerdings dürfen junge Hunde erst ab 15 Wochen und mit bestimmten Schutzimpfungen legal durch Deutschland reisen. Ein illegaler Transport also, kein Einzelfall.

Die Fahrer des Transportes konnten zwar Papiere vorweisen, der Tierschutzverein Nürnberg-Fürth geht allerdings davon aus, dass diese gefälscht sind. Immer mehr Fälle von Tierschmuggel werden in letzter Zeit bekannt. Bayerische Tierschützer fordern deshalb die Politik zum Handeln auf. Ilona Wojahn, Präsidentin des Bayerischen Landestierschutzverbandes, konkretisiert ihre Forderungen: "Zunächst sollen geltende Regelungen umgesetzt und strenger kontrolliert werden." Es reicht also nicht, die Täter in Deutschland zu stellen. Sie sollen bereits im Herkunftsland aufgespürt und bestraft werden.

Besonders oft sind es Katzenjunge und Hundewelpen, die viel zu früh von ihren Müttern getrennt werden. Viele sind krank oder besonders anfällig für Krankheiten. "Nicht selten sterben die Tiere dann doch in den Tierheimen oder bei den Tierärzten buchstäblich unter den Fingern weg", so die Verbandspräsidentin. Deshalb sollen Verstöße gegen das Tierseuchenrecht künftig schärfer geahndet werden. Auch in den Herkunfsländern, in denen die Tiere in in großen Fabriken gezüchtet werden. "Diese Vermehrerfabriken muss man im Auge behalten", so Wojahn. Auch die finanziellen und persönlichen Risiken für Verkäufer und Transporteure sollte man erhöhen.

So geht es nach dem Stopp eines Tiertransportes weiter

Was passiert eigentlich, wenn die Polizei einen illegalen Tiertransport entdeckt? Wie Wojahn erklärt, wird zuerst kontrolliert, ob es sich um einen illegalen Transport handelt. Das ist der Fall, wenn das Alter der Tiere nicht mit dem angegebenen Alter in den Pässen deckt. Oder wenn keine Pässe vorhanden sind, die Hunde nicht gechipt oder gegen Tollwut geimpft sind. Legale Transport werden normalerweise angemeldet.

Haben die Beamten Zweifel, können sie die Tiere an sich nehmen und von den Transporteuren eine Sicherheitsleistung fordern. Diese Sicherheitsleistung, meist Bargeld, sollen einen Teil der Kosten decken, den die Tiere verursachen. Die Tiere werden dann ins Tierheim gebracht, wo sie gepflegt werden. Allerdings können nicht alle Tiere vermittelt werden. Denn: Das Eigentum an die Tieren hat weiterhin der Transporteur.

Der erhält zunächst an die von ihm angegebene Adresse einen Bußgeldbescheid. Darin werden auch die Kosten aufgeführt, die durch die Tiere entstanden ist. Gegen diesen Bescheid kann er Widerspruch einlegen. "Viele machen schon bei der Kontrolle klar, dass sie die Tiere wieder haben wollen", erklärt Wojahn. In vielen anderen Fällen kann der Bescheid gar nicht zugestellt werden. Dann wird er veröffentlicht, schließlich wissen die Täter, wo sie die Tiere abgeben mussten. Ist eine gewisse Frist verstrichen und niemand hat sich gemeldet, wird das Eigentum an den Tieren den Tierheimen übertragen. "Dass kann wenige Wochen dauern, aber auch bis zu sieben Monaten", so Wojahn, die selbst ein Tierheim in Dingolfing leitet. Oft fehlte den Menschen, die eines der Tiere adoptieren möchten, das Verständnis für die lange Wartezeit. Das bekam auch das Tierheim Nürnberg im Fall der 101-Welpen zu spüren, im Internet wurde es sogar mit schlechten Bewertungen gedroht.


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Allein in diesem Jahr sind laut Landestierschutzverband bereits 400 illegal transportierte Tiere entdeckt worden. Tierschützerin Wojahn hofft durch den Appell ihres Verbandes etwas daran ändern zu können. Es müsse neben strengeren Regeln in der EU auch ein Dialog mit Drittländern wie Moldavien geben, in denen beispielsweise das europäische Seuchenrecht überhaupt keine Gültigkeit besitzt. Außerdem sollten sich ihrer Meinung nach die Eigentumsrechte ändern.


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Haustierboom in der Corona-Pandemie

Durch die Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Haustieren deutlich gestiegen. Das gehe "zu Lasten der Tiere". Die Tierschützer beobachteten, dass nicht nur Händler die Tiere ins Land bringen, sondern auch immer mehr Privatpersonen versuchen, mit geschmuggelten Tieren Geld zu verdienen.

Wenn Wojahn könnte, würde sie die inoffizielle Zucht komplett verbieten oder zumindest eine Registrierungspflicht einführen. Sie stört auch, dass meist nur die Händler bestraft werden, nicht aber die Käufer. "Die bestellen die Tiere in dem Wissen, dass sie aus Moldavien kommen und viel zu jung sind." Der Onlinehandel verschärft das Problem. "Das ist ein riesiger Markt auf dem man gar nicht mehr erkennen kann, was seriös ist und was nicht." Die Preise seien enorm, auf Ebay gibt es Anzeigen für Tiere bis zu 4.000 Euro. Zum Vergleich: Vor Corona kostete ein Zuchttier bei einem seriösen Händler zwischen 700 und 2.000 Euro.

Der Hunde- oder Katzenkauf sollte immer eine überlegte Sache sein. Als ersten Anlaufpunkt empfiehlt Wojahn immer ein Tierheim.

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