Steigende Corona-Todeszahlen: Deutschland schneidet im internationalen Vergleich schlecht ab

15.1.2021, 18:39 Uhr
In Deutschland sterben im sieben-Tage-Durchschnitt mittlerweile 10,61 Personen pro 1 Millionen Einwohner an oder mit Corona - mehr als in den USA.

© wz-weltkarte-20201230-122911_app11_02.jpg, NN In Deutschland sterben im sieben-Tage-Durchschnitt mittlerweile 10,61 Personen pro 1 Millionen Einwohner an oder mit Corona - mehr als in den USA.

Dass Deutschland im Vergleich zu Asien bei der Bewältigung der Pandemie schlecht abschneidet, war schon lange klar. Doch auch verglichen mit zahlreichen westlichen Nationen steht Deutschland aktuell ziemlich schlecht da.

In Bezug auf die täglichen Todesfälle pro eine Millionen Einwohner in Zusammenhang mit Corona befindet sich Deutschland auf Platz zehn im globalen Vergleich. Höhere Todeszahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl im 7-Tage-Durchschnitt haben nur neun Länder weltweit.

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Hinweis: Der gleitende 7-Tage-Durchschnitt ist der Durchschnitt über sieben Tage - die bestätigten Todesfälle an dem jeweiligen Datum und die vorangegangenen sechs Tage. Zum Beispiel ist der Wert für den 27. März der Durchschnitt über den 21. bis 27. März.

Täglich fast 11 Tote pro 1 Millionen Einwohner

Deutschland "überholte" sogar den globalen Corona-Hotspot schlechthin: die Vereinigten Staaten von Amerika. Wie die Statistik von World of Data basierend auf Daten der Johns Hopkins Universität zeigt, sterben in Deutschland im sieben-Tage-Durchschnitt mittlerweile 10,61 Personen pro 1 Millionen Einwohner an oder mit Corona - in den USA sind es "nur" 10,09 Personen pro 1 Million Einwohner.

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RKI fordert verschärften Lockdown

Seit Oktober 2020 steigt in Deutschland die Zahl der Personen, die mit oder an Corona sterben. Am Donnerstag meldetet das Robert Koch-Institut (RKI) einen traurigen Rekord: 1244 Tote innerhalb eines Tages.

Einer Analyse des RKI zufolge sei das Verhalten der Bürger im zweiten Lockdown zu inkonsequent, um die Pandemie zeitnah in den Griff zu bekommen. "Diese Maßnahmen, die wir jetzt machen - für mich ist das kein vollständiger Lockdown", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Donnerstag. "Es gibt immer noch zu viele Ausnahmen und es wird nicht stringent durchgeführt." Mit Blick auf ansteckendere Mutationen des Coronavirus ergänzte er: "Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Lage noch verschlimmert."

Das RKI hält deshalb auf der Basis von Rechenmodellen einen strengeren Lockdown für sinnvoll. Regeln, die zu weniger Kontakten führten, müssten verschärft werden, sagte Epidemiologe Dirk Brockmann. "Alle Modelle sind sich einig, dass das massiver und effektiver passieren muss." Deutschland müsse in eine Phase kommen, in der die Inzidenz substanziell und schnell heruntergehe. So wie im Frühjahr.

Hohe Sterblichkeit in Pflege- und Altenheimen

"Der Aspekt mit den Toten bedrückt mich enorm", sagte RKI-Präsident Wieler. Sehr viele finden wir in Pflege- und Altenheimen." Die Einrichtungen müssten besser geschützt werden. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, findet deutlichere Worte. "Die vielen Infektionen und hohen Todesraten unter den 900.000 Pflegeheimbewohnern sind vor allem auf mangelnde Hygiene zurückzuführen", kritisierte er. Es gebe kaum noch externe Kontrollen durch die Gesundheitsämter und weiterhin keine verpflichtenden Tests vor jedem Dienstbeginn und Besuch. "Das ist die toxische Mischung." Bisher versagten Bund, Länder, Gemeinden und auch die Einrichtungen vor Ort bei dieser lebensentscheidenden Aufgabe.

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