Studie: 41 Corona-Tote in Liverpool wegen Champions-League-Spiel?

25.5.2020, 10:31 Uhr
Ein dunkler Abend für den Traditionsklub von der Mersey: Im Zuge der Partie zwischen dem Liverpool FC und Atletico Madrid sollen einer Studie zufolge 41 Menschen am Coronavirus gestorben sein.

© JAVIER SORIANO, AFP Ein dunkler Abend für den Traditionsklub von der Mersey: Im Zuge der Partie zwischen dem Liverpool FC und Atletico Madrid sollen einer Studie zufolge 41 Menschen am Coronavirus gestorben sein.

52.267 Zuschauer auf engstem Raum, ein ausverkauftes Stadion an der Anfield Road: Es sollte eine weitere große Europapokalnacht werden an jenem 11. März, als der Liverpool FC im Achtelfinale der Champions League den spanischen Spitzenklub Atletico Madrid empfing. Trotz zahlreicher Warnungen fand das Duell aber ohne nennenswerte Schutzmaßnahmen und mit Publikum statt. Daten der Experten von "Edge Health", einem britischen Beratungsunternehmen für den Gesundheitssektor, legen nun nahe, dass genau das fatale Folgen mit sich zog.

Den Daten zufolge führte die umstrittene Austragung der Partie zu 41 Corona-Toten in den Krankenhäusern in der Region rund um Liverpool. Zum Zeitpunkt des Spiels war die Ausbreitung des Virus in Großbritannien noch stark lokal, insgesamt rund 100.000 Menschen waren infiziert. In Spanien hingegen war die Zahl der Coronafälle um das Sechsfache höher. Rund 3000 Fans des Hauptstadtklubs machten sich auf den Weg zum Spiel in den Nordwesten Englands. Ein Umstand, den Jose Luis Martinez-Almeida, Bürgermeister Madrids, als "Fehler" bezeichnete. "Es ergab keinen Sinn, dass 3000 Atletico-Fans zu diesem Zeitpunkt nach Liverpool reisten", sagte der Politiker der konservativen Volkspartei gegenüber dem Radiosender Onda Cero.

Britische Regierung spielte die Gefahr herunter

Noch am Tag des Spiels betonte Dr. Jenny Harries, die als medizinische Beraterin des britischen Gesundheitssystems fungiert, in einem Interview mit Premierminister Boris Johnson, dass "solche Veranstaltungen und Menschenansammlungen keinen großen Effekt" auf die Ausbreitung des Coronavirus hätten. Eine Einschätzung, die von der britischen Regierung auch in den Tagen nach dem Spiel wiederholt wurde. "22 Tage des Zitterns und der Verzögerung, die Tausende Leben gekostet haben", titelte die Zeitung Sunday Times nach Analyse der Daten und kommt zu dem Schluss, dass sowohl das Spiel zwischen Liverpool und Atletico Madrid als auch das Cheltenham Festival, ein prestigeträchtiges Pferderennen mit mehr als 250.000 Zuschauern, zu zahlreichen Toten geführt haben.

Parallel zum Spiel in Liverpool traf Borussia Dortmund in der französischen Hauptstadt auf Paris St. Germain. Eine Partie, die ganz ohne Zuschauer stattfand. Im Vereinigten Königreich, das inzwischen über 36.000 Corona-Tote zu beklagen hat, wurde der Lockdown erst am 23. März - zwölf Tage nach dem Champions-League-Achtelfinale - beschlossen. Von der britischen Regierung gibt es derzeit noch keine Stellungnahme zu den Daten, die stellvertretende wissenschaftliche Regierungsberaterin Angela McLean bezeichnete die mögliche Verbindung zwischen dem Spiel und den 41 Corona-Toten indes aber als "interessante Hypothese".

Die Partie, die Atletico mit 3:2 nach Verlängerung für sich entschied, war eine der letzten, die im europäischen Spitzenfußball mit Zuschauern stattfand.


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