Studien: Smartwatch kann Corona-Infektion erkennen - vor den Symptomen

23.1.2021, 16:01 Uhr
Smartwatches können die Herzfrequenz messen - und zu einer frühzeitigen Erkennung einer Corona-Infektion beitragen.

Smartwatches können die Herzfrequenz messen - und zu einer frühzeitigen Erkennung einer Corona-Infektion beitragen.

Smartwatches und Fitnessarmbänder können im Kampf gegen das Coronavirus deutlich wichtigere Hilfsmittel sein als bislang gedacht. Das legen zwei neue Studien aus den USA nahe.

Wissenschaftlern der renommierten Standford University und des Mount Sinai Health System - einem Netzwerk aus Krankenhäusern in New York - zufolge hat eine Corona-Infektion Auswirkungen auf die Herzfrequenz - und das bereits unmittelbar nach der Ansteckung, also bis zu sieben Tage bevor überhaupt Symptome wie Husten oder Fieber auftreten. Das berichtet der US-Nachrichtensender CBS News.

Corona-Forscher: "Infektion erkennen, bevor Menschen wissen, dass sie krank sind"

Digitale Begleiter wie Smartwatches und Fitnessarmbänder sind in der Lage, diese Änderungen im Herzrhythmus zu erfassen und aufzuzeichnen. "Unser Ziel war es, Tools zu nutzen, um eine Infektion zu erkennen, bevor die Menschen wissen, dass sie krank sind", zitiert CBS den Wissenschaftler Rob Hirten. "Das erlaubt uns vorherzusagen, ob ein Mensch infiziert ist, ehe er es weiß."


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Wie funktioniert das genau? Bereits kurz nach der Infektion treten den beiden Studien zufolge Veränderungen in der sogenannten Herzratenvariabilität (HRV) auf. Damit ist die Variation des Zeitabstands zwischen aufeinanderfolgenden Herzschlägen gemeint. Ein Herz schlägt nämlich nie genau gleich, die Zeit zwischen zwei Herzschlägen unterscheidet sich stets um Millisekunden.

Corona-Infektion: Wearables erkennen Änderungen in der Herzfrequenz

Tritt nun eine Krankheit im Körper auf, nimmt die Variabilität ab. Das Immunsystem mobilisiert mehr Kräfte, um gegen den Eindringling vorzugehen. Die Zeitspanne zwischen zwei Herzschlägen verkürzt sich dadurch - sprich: das Herz schlägt schneller. Das nun auftretende Muster können sogenannte Wearables wie etwa die Apple Watch oder das Fitnessarmband Fitbit messen.


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Den Stanford-Forschern gelang es, nahezu zwei Drittel der untersuchten Covid-19-Fälle frühzeitig anhand der Herzfrequenz-Änderungen zu erkennen - vier bis sieben Tage bevor bei den Patienten Symptome auftraten. Die Stanford-Forscher haben auf Grundlage dieser Erkenntnisse ein Alarm-System entwickelt, das anschlägt, sobald sich die Herzfrequenz über einen längeren Zeitraum hinweg ändert.

Das sei ein großer Fortschritt, ist Professor Michael Snyder, der die Studie geleitet hat, gegenüber CBS überzeugt: Der Alarm könne dafür sorgen, dass Menschen sofort zuhause bleiben und keine anderen Menschen mehr treffen. Auf das Ergebnis eines Corona-Tests müsste man hingegen noch Tage warten.

Kampf gegen Corona: RKI bittet Smartwatch-Träger um Datenspende

Die Forscher weisen allerdings darauf hin, dass ihre Erkenntnisse nur eine Zwischenetappe sind. Das veränderte Muster in der Herzfrequenz könne neben Corona nämlich auch auf einige andere Infektionen hinweisen. Für noch exaktere Ergebnisse müsse die Studie mit deutlich mehr Corona-Infizierten durchgeführt werden. Dennoch würden die Daten schon jetzt einen wichtigen Schritt bedeuten, um die Pandemie einzudämmen.


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Auch das deutsche Robert-Koch-Institut möchte Erkenntnisse dieser Art im Kampf gegen das Virus nutzen. Auf seiner Website bittet es Träger von Smartwatches und Fitnessarmbändern, ihre darauf gesammelten Daten zur Verfügung zu stellen. Dies geschieht über die Corona-Datenspende-App des RKI, die Sie hier herunterladen können. Die Wissenschaftler erhoffen sich davon, die Ausbreitung des Virus besser zu verstehen.

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